Abschied von Karl-Heinz Figl:"A Mensch mecht i bleib'n"

Abschied von Karl-Heinz Figl: Der ehemalige Stadtwerke-Chef Karl-Heinz Figl.

Der ehemalige Stadtwerke-Chef Karl-Heinz Figl.

(Foto: Renate Schmidt)

Der geschasste Stadtwerke-Chef Karl-Heinz Figl verabschiedet sich aus Dorfen - und zeigt Mut

Von Florian Tempel, Dorfen

Ganz am Ende, nachdem alles gesagt war, hat Karl-Heinz Figl gesungen: "A Mensch mecht i bleib'n" von Wolfgang Ambros. Es war ein starker Abgang des geschassten Stadtwerke-Geschäftsführers. Denn es gehört schon einiges dazu, sich ganz allein vorne hinzustellen und solo zu singen. Man muss die Fähigkeit dazu haben, und es braucht auch Mut. Figl hat beides. Vor allem aber hat er mit dem Song ausdrücken können, was sich nicht so leicht sagen lässt: wie verletzend der Rausschmiss aus den Stadtwerken für ihn war. Es sei zum Speien, zum Kotzen und zum Reihern, heißt es bei Ambros, wenn ein Mensch wie ein Stück Ware verkauft wird.

Mehr als 200 Menschen waren am Montagabend Figls Einladung gefolgt und in den Jakobmayer-Saal gekommen, zur "Feier anlässlich der Beendigung der Geschäftsführertätigkeit". Es gebe "allen Grund zu feiern", sagte Figl in seiner Begrüßung. Aus zwei Gründen: Er habe "die Belastungen" der gegen ihn gerichteten "Lügen, Intrigen und sogar kriminellen Handlungen" gut weggesteckt. Und die erfolgreiche Arbeit der Dorfener Stadtwerke - "eine traumhafte Mannschaft" - führe ja doch zu dauerhaften Ergebnissen, die "bleibend für Dorfen sind".

Man kann das an nackten Zahlen fest machen. In den 14 Jahren, die Figl das städtische Unternehmen leitete, haben sich die jährlichen Gewinne vervielfacht und der Wert der Stadtwerke GmbH verdoppelt. Das ist ein wirtschaftliches Fazit, das sich sehen lässt. Viel eindrucksvoller sind jedoch die vorausschauenden und nachhaltigen Errungenschaften, für die Figl verantwortlich zeichnete: Beim Strom hat Dorfen herausragende Anteile an erneuerbaren Energien vorzuweisen; das mit Holzabfällen befeuerte Dorfener Nahwärmenetz ist fast CO₂-neutral; und das eigene Glasfasernetz sichert die multimediale Zukunft der Stadt. Der Altöttinger Landrat Erwin Schneider (CSU), der in Figl einen Mitstreiter beim Rückkauf eines Teils der bayerischen Innkraftwerke von den Österreichern fand - "dafür bin ich Ihnen ewig dankbar" -, wusste eine gute Erklärung, warum zukunftsweisendes Denken und Handeln für Figl nichts Außergewöhnliches sei. Weil für ihn als Forstwissenschaftler generationenübergreifenden Dimensionen ganz normal seien - im Gegensatz zu Normalpolitikern und Durchschnittsmanagern, deren Horizont weitaus beschränkter sei.

Etwas ulkig war der Auftritt des Geschäftsführers des Verbands der bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft, Detlef Fischer, der sich als Hochspannungsmasten kostümiert hatte. Fischer war aber keineswegs angetreten, um jemanden zu veralbern. Auch er stellte in seiner Ansprache fest, dass für Figl die Geschäftsführung der Stadtwerke Dorfen ganz offensichtlich "nicht irgendein Job, sondern Berufung" war. Warum er bei so vielen Erfolgen von der Mehrheit des Stadtrats rausgeworfen wurde, sei nicht nachvollziehbar.

Figl selbst kam in seiner Schlussrede noch einmal auf die Ereignisse der vergangenen Monate zu sprechen. Er tat das auf indirekte Weise. Wenn er von einer Fee drei Wünsche frei hätte, wären es diese: Erstens, "dass mein Leumund wieder hergestellt wird". Zweitens wünsche er sich - aber erst gegen Ende eines langen Lebens - ein ausführliches Gespräch mit Anton Renner vom Dorfener Anzeiger, "der nie mit mir geredet und nur Schlechtes über mich geschrieben hat". Sein dritter Wunsch richtete sich an die Aufsichtsräte der Stadtwerke: Unter anderem wäre es wünschenswert, wenn sie künftig ihr Wort halten würden und sich "davor hüten, sich in ihrer Machtfülle zu gefallen".

Dann sang Figl sein oben bereits erwähntes Abschiedslied und trat ab.

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