Absage stößt auf Unverständnis:Regierung stoppt Montessorischule

Differenzen um pädagogischen Jahresplan und baurechtliche Verzögerungen führen dazu, dass der Start für die Wildnispädagogik in Taufkirchen nicht mehr im Schuljahr 2017/18 möglich sein soll

Von Debora Schießl, Taufkirchen

Die Montessori-Wildnisgrundschule im Wasserschloss Taufkirchen wird nicht wie geplant zum kommenden Schuljahr mit dem Unterricht beginnen können. Die Regierung Oberbayern begründet das durch Unklarheiten im pädagogischen Konzept. Außerdem ist die Nutzung des Wasserschlosses noch nicht gänzlich geklärt. Bei der Vorsitzenden des Montessori-Vereins, Martina Wolter, stößt die Absage auf Unverständnis. Sie möchte den Schulbeginn trotzdem bis September diesen Jahres durchsetzen.

"Im März 2016 haben wir mit der Planung begonnen. Seitdem ist es ein Kampf mit der Regierung", sagt Wolter. Das zuständige Amt sei mit der Montessori-Pädagogik nicht vertraut und verlange ein Konzept mit strengem Lehrplan. "Genau diese strengen Vorgaben möchten wir aber den Schülern nicht machen", sagte Wildnispädagoge Jan Pieper. Die private Grundschule will Montessori- und Wildnis-Pädagogik verbinden. "Jedes Kind lernt in seinem eigenen Tempo und wird individuell betreut. An einem Tag der Woche sind wir mit den Kindern draußen in der Natur", erklärt Pieper. Theorien im Unterricht möchte man in der Natur umsetzen, wie Kartenlesen oder Feuermachen. Im Schulalltag möchte man auf die Neugier und Interessen der Kinder reagieren und die Lehrinhalte diesbezüglich anpassen. "Das ist kaum möglich, wenn wir uns an einen strikten Plan halten müssen", sagte Pieper. Ohne einen pädagogischen Jahresplan gibt es aber keine Genehmigung. Pieper hat ihn nun geschrieben und abgeschickt.

Der Schulunterricht soll im Wasserschloss in Taufkirchen stattfinden. Die Gemeinde stelle diese Räumlichkeiten zur Verfügung, so Vereinsvorsitzende Wolter. "Eigentlich dachte ich, alle baurechtlichen Fragen geklärt zu haben. Ich habe mehrmals bei der Regierung nachgefragt. Im März hat man dann doch noch einmal Unterlagen verlangt. Das kam für uns sehr überraschend." Die Gemeinde werde sich nun zeitnah um die fehlenden Dokumente kümmern. Das Zeitfenster ist eng. Die Organisatoren möchten trotzdem zum kommenden Schuljahresbeginn mit dem Unterricht starten.

Regierungssprecher Martin Nell sieht keinen Anlass zu Hoffnung: Eine Genehmigung für das Schuljahr 2017/18 sei nicht mehr möglich. Daran könnten auch nachgereichte Unterlagen nichts mehr ändern, denn diese hätten bis 31. März des Jahres, in dem der Schulbetrieb aufgenommen werden soll, vorliegen müssen. "Wir wollen nun auf anderen Wegen die Eröffnung der Grundschule in diesem Jahr durchsetzen", sagt Wolter. Für das zuständige Amt ist mit einem Schulstart jedoch "nicht zu rechnen". Die Organisatoren "hoffen und bangen" weiter.

Interessierte Eltern können sich bereits anmelden und auf eine Warteliste setzen lassen, sagte Wolter. Bisher haben laut Wildnispädagoge Pieper die Eltern von rund zwanzig Kindern Interesse. Bei Nichtaufnahme des Schulbetriebs besteht aber kein Risiko, dass die Kinder nicht eingeschult werden: "Die öffentlichen Sprengelschulen sind verpflichtet, die jeweiligen Kinder aufzunehmen", sagt Nell. Eine frühzeitige Kontaktaufnahme mit dem örtlichen Schulamt werde aber empfohlen, damit Schule und Schulaufsicht planen können. Nähere Informationen zur Einschulung an der geplanten Wildnis-Schule in Taufkirchen gibt Martina Wolter telefonisch unter 08084 3864.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: