9. Schulkinowoche Bayern:Unterhaltung mit Niveau

9. Schulkinowoche Bayern: Wie im Filme die Geräusche gemacht werden, lernten die Schüler im Workshop bei Joo Fürst. Er sagt, er wolle dem Film dienen und ihn nicht "zermantschen". Ein altes Tonband klingt wie eine Geisterhaustür, Holz wie ein Skelett und ein Blatt Papier wie ein Donner.

Wie im Filme die Geräusche gemacht werden, lernten die Schüler im Workshop bei Joo Fürst. Er sagt, er wolle dem Film dienen und ihn nicht "zermantschen". Ein altes Tonband klingt wie eine Geisterhaustür, Holz wie ein Skelett und ein Blatt Papier wie ein Donner.

(Foto: Renate Schmidt)

Der bayerische Kulturstaatssekretär Georg Eisenreich (CSU) eröffnet in Erding die Schulkinowoche. Ob die Schule schon ausreichend Medienkompetenz vermittelt, darin sind sich aber nicht alle einig

Von Antonia Steiger, Erding

170 000 Schüler werden in diesem Jahr im Rahmen der Schulkinowoche in Bayern zwischen 14. und 18. März für ein paar Stunden ins Kino gehen - und das während der Schulzeit. In Beisein von Filmschaffenden wie dem Regisseur Norbert Lechner und dem Geräuschemacher Joo Fürst hat der Kulturstaatssekretärs Georg Eisenreich (CSU) die bayerische Schulkinowoche am Montag im Erdinger Kino Cineplex eröffnet, wobei alle Beteiligten betonten, wie wichtig es heutzutage sei, dass Kinder und Jugendliche Medienkompetenz erwerben. Nur: Die einen finden, das sei schon gut geregelt, die anderen sehen noch viel Luft nach oben. In einem sind sich alle aber einig: Dass die Schulkinowoche in Bayern auf so gute Resonanz stößt, liegt auch an der perfekten Organisation - was schon alleine eine Form der Wertschätzung sei.

Schüler aus Erding, Oberding, Markt Schwaben und Hallbergmoos hatten es sich am Montagmorgen in ihren Kinosesseln bereits gemütlich gemacht, sie warteten auf den Film "Ente gut! Mädchen alleine zu Haus", der erst Ende Mai in die Kinos kommen wird. Bevor es im Kinosaal dunkel wurde, mussten sie nur einen kleinen offiziellen Teil mit einigen Grußworten über sich ergehen lassen. Um die Erwachsenen-Gespräche fortzuführen, verzogen sich die Verantwortlichen später in einen anderen Kinosaal und ließen die Kinder in Ruhe den Film sehen. Er handelt von zwei Mädchen mit vietnamesischen Wurzeln, die in Halle leben und dort weitgehend auf sich alleine gestellt, als ihre Mutter nach Vietnam muss, um sich um die kranke Oma zu kümmern. Sie lernen das Mädchen Pauline, das hinter das Geheimnis der Mädchen kommt. Aus anfänglicher Erpressung wird Freundschaft. Gerade in der heutigen Zeit sei dieses Thema so wichtig, sagte Regisseur Lechner. Der Film handle nicht nur von Toleranz, Hilfsbereitschaft und Freundschaft, sondern auch davon, Grenzen zu überschreiten, Fremdes kennen zu lernen und Freundschaft zuzulassen. Die Schüler durften nach dem Film in einigen Workshops hinter die Kulissen blicken - und das sei so wichtig, betonten Lehner und auch Fürst. Zu wissen, wie ein Film gemacht wird, ihn kritisch hinterfragen und die Aussage analysieren zu können, sind Ziele, die auch Peter Rohmfeld verfolgt. Er unterrichtet am Franz-Marc-Gymnasium in Markt Schwaben, dreht mit Schülern Filme, organisiert Filmabende und ist der Auffassung, dass der Film im Lehrplan der Schulen noch nicht den ihm gebührenden Rang hat. Er plädierte dafür, dass der Film in der Ausbildung der Deutschlehrer fest verankert wird. Denn das Thema sei so komplex, es verunsichere viele Lehrer, die dann lieber gleich ganz die Finger davon lassen. Am liebsten wäre ihm ein neues Fach für Film und Theater, doch daraus wird nichts, das signalisierte ihm Eisenreich. Er sagte, er säße jede Woche mit Leuten zusammen, die ein neues Fach im Lehrplan berücksichtigt sehen wollten, und vertrat die Auffassung, dass Medienkompetenz im Lehrplan quer durch die Fächer vermittelt werde. Den Schulen und Lehrer stehe es offen, Filmprojekte mit ihren Schülern auf die Beine zu stellen - oder Theater- oder Musikprojekte.

Filmprojekte an Schulen seien etwas für einen elitären Kreis, mit dieser Aussage provozierte Max Schmidt, Vorsitzender der Bayerischen Philologenverbandes. Er vertrat die Auffassung, dass viele Schüler bereits für das öffentlich-rechtliche Fernsehen verloren seien und noch viel mehr für den Film. Ihm widersprach Günther Frenzel: Gerade mit dem Film könne man Jugendliche motivieren, die man sonst kaum erreiche. Und gerade weil diese Jugendlichen im Internet auf dem Youtube-Kanal massenhaft Filme konsumierten, sei es so wichtig, dass sie die entsprechende Kompetenz erwerben und das Gesehene kritisch hinterfragen. Heute müsse man dafür kämpfen, dass Kinos künftig überleben könnten. Schüler müssten lernen, den Film als Werk mit ästhetischem Anspruch zu würdigen.

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