Entwurf des Kulturreferats:Berliner Beispiel

Wie andere Städte mit den Stolpersteinen umgehen

Von Martin Bernstein

In einem Keller in der Arcis-straße hütet Klaus Fleischmann, Vorstandsmitglied der Münchner Initiative, mehr als 200 Stolpersteine, die bereits gestiftet wurden, aber wegen des Verbots bisher nicht verlegt werden durften. Die beiden Steine für Peter Jordans Eltern sind nicht darunter. Sie sind derzeit im Zeitgeschichtlichen Forum in Leipzig. Zuvor zeigte sie das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn in einer Ausstellung über deutsche Erinnerungskultur. Sollte der Stadtrat am Mittwoch einer Verlegung von Stolpersteinen im öffentlichen Raum zustimmen, will Jordan nach München kommen und dabei sein, wie die Plaketten für seine Eltern zum zweiten Mal in den Gehsteig eingelassen werden.

Im Kulturreferat gibt es einen Entwurf, der sich an den Erfahrungen anderer Städte orientiert. Die Kernpunkte sind die Zustimmung der Angehörigen, die Schaffung einer Koordinierungsstelle und eines Fachbeirats für diejenigen Fälle, in denen es keine Angehörigen mehr gibt, sowie eine Vereinbarung mit dem Künstler Gunter Demnig. Alle Großstädte, in denen es Stolpersteine gibt, legen zudem Wert auf begleitende Forschungsarbeit.

In jedem Berliner Bezirk gibt es ehrenamtliche Initiativen, die den organisatorischen Aufwand bewältigen. 2005 riefen die Bezirksmuseen Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg die Koordinierungsstelle Stolpersteine Berlin ins Leben. Seit 2012 ist die Koordinierungsstelle dem Aktiven Museum Faschismus und Widerstand in Berlin angegliedert. Sie fungiert als Kontaktstelle zwischen dem Künstler und seinem Team, den Initiativen, den Stolpersteinpaten und den Angehörigen der Opfer und darüber hinaus als zentrale Anlaufstelle für Stolpersteinanfragen und -anträge.

In Hamburg gibt es derzeit 4921 Stolpersteine. Koordiniert wird das Projekt von einer lokalen Initiative zusammen mit der Landeszentrale für politische Bildung. In Hamburg gibt es keine Vereinbarung mit Demnig. In einigen Fällen gab es Differenzen mit dem Künstler, weil dieser Begriffe aus dem Nazi-Jargon übernahm. Künftig, so Demnig, werde er in diesen seltenen Fällen den Zusatz "sogenannt" auf dem Stein verwenden. Für die mehr als 2000 Stolpersteine in Köln hat das NS-Dokumentationszentrum der Stadt eine umfangreiche Datenbank zur Online-Recherche angelegt.

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