Entwicklung:Wachstumsfantasien

Baumkirchen Mitte Neubaugebiet 2018

Bau-Hotspot Baumkirchen Mitte: Das dicht geplante Neubaugebiet löst viel Verkehr aus und zieht auch schon viel (Schleichweg-)Verkehr an.

(Foto: privat)

Berg am Laim boomt, überall ragen Kräne in den Himmel. Die Bürgerversammlung sieht das durchaus kritisch und will die Bebauung an der Truderinger Straße stoppen - "bis es ein Verkehrskonzept gibt"

Von Renate Winkler-Schlang, Berg am Laim

Robert Kulzer (SPD), der Vorsitzende des Berg am Laimer Bezirksausschusses, brauchte bei der Bürgerversammlung am Donnerstagabend zunächst nur ein Wort für die Zustandsbeschreibung seines Viertels: "Wachstum." Bald erreicht Berg am Laim die 50 000-Einwohner-Marke. Werksviertel, Baumkirchen Mitte, die Flächen im Gewerbegebiet Neumarkter Straße, aber auch das Wohngebiet östlich der St.-Veit-Straße: Überall Kräne, gebaut werde allerorten. Die rund 300 Bürger in der Turnhalle des Michaeligymnasiums nickten. Zustimmend. Aber auch besorgt blickend, denn viele leiden darunter, dass Berg am Laim so boomt. Sie beklagen vor allem den Verkehr. Die Mehrheit stimmte daher auch für einen von Stefan Hofmeir geforderten Planungs- und Baustopp für den Acker an der Truderinger /Roßsteinstraße: Zuerst müsse ein schlüssiges Verkehrskonzept her, so der Antragsteller - und zwar sowohl für dieses Projekt als auch für den gesamten Münchner Osten.

Auch Dietlind Walger-Hutter machte die Bebauung des Ackers zum Thema und bekam eine deutliche Mehrheit: Die aktuelle Zahl von 860 geplanten Wohnungen müsse "dringend überprüft" werden. Das Gebiet Baumkirchen Mitte sei wesentlich größer, dort entstünden aber "nur" 560 Wohnungen. Bis zu 50 Meter hohe Wohntürme auf dem Acker fügten sich nicht in die Umgebung ein. Zudem werde die Infrastruktur an ihre Grenzen kommen: "Dann brauchen wir gleich noch eine neue Grundschule." Auch der Verkehr werde nicht zu bewältigen sein, vor allem nicht rund um das Nadelöhr Truderinger Unterführung, mahnte sie.

Eva Regensburger vom Planungsreferat nahm inhaltlich nicht Stellung: Sie verwies nur auf die Erörterungsveranstaltung am Donnerstag, 19. Juli, 18.30 Uhr, im Pfarrsaal, Baumkirchner Straße 26.

Dass Berg am Laim weiter in die Höhe wächst, wollte Ursula Klörs verhindern: In ihrem von der Versammlungsleiterin, Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD), vorgelesenen Antrag fand sich der Wunsch nach einem "Veto" gegen weitere Hochhäuser. Die Abstimmung ging denkbar knapp aus: Den Befürwortern des Hochhausstopps fehlten nur zwei Stimmen.

Stichwort Verkehr: Autos ausbremsen oder Fahrer zu mehr Rücksicht bewegen wollten einige Redner. Andreas Hutter forderte, die Hermann-Weinhauser-Straße in Baumkirchen Mitte zur Spielstraße zu machen und einen Zebrastreifen einzurichten. Das sei nötig für die Sicherheit von Kindern und Senioren und zur Verhinderung einer neuen Schleichwegroute zur Neumarkter Straße. Die Vertreterin des Kreisverwaltungsreferats aber machte wenig Hoffnung: Die Planung sei zu weit fortgeschritten. Dennoch fand das Ansinnen eine Mehrheit.

Tempo 30 für die Riedgaustraße - auch sie ein Schleichweg - forderte Brigitte Ebenbeck. Das soll geprüft werden. "Ein Ordnungsamt für München und eine Polizei für Berg am Laim" verlangte René Lipinski: An der Kreillerstraße seien regelmäßig Einfahrten zugeparkt, Laster stünden auf dem Radweg, ein Bootsanhänger auf dem Fußweg. Zumindest sehr "unfair" fand Günther Schwarz die Zustände in der Baumkirchner Straße, wo Kunden des Bäckers immer wieder den Radlstreifen verparken, auch wenn wenige Meter weiter Plätze frei sind. Roland Firsching forderte ein Verbot für parkende Campingfahrzeuge vor einer Werstoffinsel. Und Stefan Hofmeir den 5-Minuten-Takt für die Trambahn in die Innenstadt. Kulzer machte darauf aufmerksam, dass der Verkehr auch zentrales Thema sein werde bei der nächsten "Stadtteilkonferenz" am 25. Oktober.

Kunterbunt war der Rest der Themen: Die Versammlung befürwortete Anträge von Walburga Hopf auf Schulsprengeländerung für die Maikäfersiedlung und von Stefan Hofmeir auf einen Verzicht für ein Gasheizkraftwerk auf dem Ostpark-Parkplatz und für den Ausbau des Glasfasernetzes auch im Osten Berg am Laims. Den Antrag auf eine Boulebahn im Michaelianger von Hans Wünschel lehnte sie ab.

Zustimmung gab es für die Forderung von Axel Arens, einen neuen Platz für die Krautgärten beim Michaelianger zu finden, sobald das Kulturbürgerhaus gebaut wird. Nur Gegenstimmen erhielt dagegen Ludwig Ametsbichler, der für das Bürgerhaus einen anderen Ort wollte. Kulzer hatte eindringlich erklärt, dass Berg am Laim einfach keine andere Fläche dafür habe.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: