Entspannter Wohnungsmarkt:Wien, nur du allein

In Österreichs Hauptstadt gibt es noch genügend Wohnraum

Von Tobias Mayr, Wien

Die Wiener Mietervereinigung könnte eigentlich zufrieden sein mit den vergleichsweise guten Bedingungen auf dem Wohnungsmarkt der österreichischen Bundeshauptstadt, dennoch sorgt sie sich um die Zukunft. Man merke, dass die zunehmende Vermietung von Wohnraum über Plattformanbieter wie Airbnb die Lage anspanne, klagt Geschäftsführerin Elke Hanel-Tosch: "Die Wiener werden so quasi aus den touristischen Innenstadtbezirken hinausgedrängt".

Ein strenges Mietrechtsgesetz, das die Preise reguliert und Obergrenzen festlegt, der traditionell starke soziale Wohnungsbau und konstante Investitionen in Genossenschaftswohnungen machen Wien im Vergleich zu München für Mieter zu einer Insel der Seligen, dennoch sieht die Mietervereinigung Zeichen einer Trendwende. Auch wenn man sich bislang nicht über besorgniserregende Zahlen wie in anderen europäischen Großstädten beklagen könne, sollte die Stadt schon jetzt über Gegenmaßnahmen nachdenken, sagt Geschäftsführerin Hanel-Tosch. Anders als in München wirkt sich der Medizintourismus bislang aber nicht merklich auf den Wohnungsmarkt aus.

In Sachen Leerstand gehen offizielle Berechnungen von 35 000 Wohnungen in Wien aus, die Mietervereinigung dagegen von einer deutlich höheren Zahl. Sie fordert daher schon lange eine verpflichtende Leerstandsabgabe, sobald eine Wohnung länger als sechs Monate unbewohnt ist. Die Stadt hält eine solche in der derzeitigen Lage dagegen für nicht notwendig. "Wien hat de facto keinen Wohnungsnotstand", heißt es aus dem Büro des zuständigen Stadtrats Michael Ludwig. 25 000 der leer stehenden Wohnungen seien marktaktiv, würden also fortwährend neu vergeben. Damit verfüge Wien insgesamt über eine gesunde Wohnraummobilitätsreserve.

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