Entscheidung zeichnet sich ab:Amerika-Haus muss umziehen

Das Amerika-Haus muss wohl sein angestammtes Quartier am Karolinenplatz verlassen. Ministerpräsident Seehofer möchte, dass dort die Technikakademie Acatech einzieht. Für das Amerika-Haus blieben dann Räume in der Lottozentrale gegenüber - allerdings nur in einem Rückgebäude.

Peter Fahrenholz und Silke Lode

Bei den intensiven Verhandlungen über die Zukunft des Amerika-Hauses zeichnet sich ab, dass Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) das einst eigens für das Kulturinstitut errichtete Gebäude der Technikakademie Acatech überlassen will.

Entscheidung zeichnet sich ab: Das Amerika-Haus an seinem bisherigen Standort am Karolinenplatz.

Das Amerika-Haus an seinem bisherigen Standort am Karolinenplatz.

(Foto: Catherina Hess)

Staatskanzleichef Thomas Kreuzer (CSU) schlug Vertretern des Amerika-Hauses bei einem Treffen Ende April vor, am Karolinenplatz ein internationales Begegnungszentrum einzurichten - allerdings nicht im Amerika-Haus, sondern im Gebäude der Lottoverwaltung. Und auch dort würde möglicherweise nur ein Rückgebäude freigemacht werden. Im Haushaltsausschuss des Landtags wurde bereits der Umzug von 30 Lotto-Mitarbeitern besprochen.

Ein Sprecher der Staatskanzlei wollte zu dem Treffen keine Auskunft geben, betonte aber, dass die Gespräche fortgesetzt werden. "Sie gehen in die Richtung, die der Kabinettsbeschluss vom August 2011 vorgibt: Das Amerika-Haus wird Acatech überlassen", sagte er.

Eine solche Lösung stößt bei dem Kulturinstitut aber auf ernsthafte Bedenken. Der Chef des Bayerisch-Amerikanischen-Zentrums, Jürgen Gebhardt, sagte, eine solche Lösung zwinge den Vorstand und die Mitglieder des Trägervereins darüber nachzudenken, ob es sinnvoll ist, die Arbeit des Amerika-Hauses überhaupt fortzusetzen. Er sorgt sich vor allem, dass das Kulturinstitut künftig für seine Veranstaltungen Räume wie den Theatersaal im Amerika-Haus nur sehr eingeschränkt nutzen kann.

Auch Wissenschaftler, Diplomaten und Münchener Politiker protestieren seit Monaten vehement gegen die Pläne der Staatsregierung. Die politische Gemengelage ist dagegen unübersichtlich. Auch in der CSU engagieren sich zahlreiche Politiker für den Erhalt des Amerika-Hauses, das sie als Teil der Demokratiegeschichte Bayerns betrachten. Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) hat sogar seinen Stimmkreis in Schwabing.

Auch Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) liegt viel am Erhalt des Amerika-Hauses. In Heubischs Brust wohnen in dieser Frage allerdings von Amts wegen zwei Seelen: Als Wissenschaftsminister ist für ihn auch der Verbleib der Acatech in München eminent wichtig.

Ministerpräsident Seehofer ist von den vehementen Protesten überrascht worden. Noch bei der CSU-Klausur in Kreuth im Januar hatte er eingeräumt, dass er nicht mit so viel Widerstand gerechnet habe. Mittlerweile ist Seehofer, so ist aus Regierungskreisen zu hören, sichtlich genervt von dem Streit und den Kämpfern aus den eigenen Reihen. In einer internen Runde soll er kürzlich gesagt haben, warum solle er sich für das Amerika-Haus engagieren, wenn noch nicht einmal die Amerikaner mehr dafür zahlten.

Aus Kreisen der Staatsregierung wird berichtet, Ex-BMW-Chef und Acatech-Gründungspräsident Joachim Milberg habe Seehofer persönlich klargemacht, dass er mit der Technikakademie aus der Residenz ins Amerika-Haus umziehen will. Anderenfalls erwäge Acatech einen Umzug nach Berlin. Acatech beantwortete eine SZ-Anfrage, ob es einen Besuch Milbergs bei Seehofer gegeben habe, nicht, stellte aber klar: "Die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften hat ihre Wurzeln in München. Unser Hauptsitz ist die Landeshauptstadt, und das soll auch so bleiben."

Indirekt bestätigt Acatech, dass für diesen Hauptsitz das Amerika-Haus eine willkommene Adresse ist: "Vor der Sommerpause des vergangenen Jahres hat der Ministerrat beschlossen, Acatech das Amerikahaus nach der Komplettsanierung zur Verfügung zu stellen. Die Entscheidung des Freistaats sehen wir als Zeichen des Vertrauens in unsere Arbeit."

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