Entertainment: Diva-Preis:James Bond sammelt für Haiti

Roger Moore, Agent 007 von einst, ist als Unicef-Botschafter in München. Zum 20. Mal wurde ein Preis namens Diva verliehen.

Christiane Wild

"Es ist alles gesagt, ich bin jetzt eine Diva", ruft Christiane Hörbiger ins Publikum. In den Händen hält sie den Entertainment-Preis für ihre Karriere. Einen weiteren hat sie für den Fernsehfilm Annas zweite Chance bekommen.

Entertainment: Diva-Preis: Roger Moore mit Ehefrau Christina Tholstrup: Einen Stern auf demWalk of Famein Hollywood hat der Brite seit 2007, nun auch noch dieDiva.

Roger Moore mit Ehefrau Christina Tholstrup: Einen Stern auf dem

Walk of Fame

in Hollywood hat der Brite seit 2007, nun auch noch die

Diva

.

(Foto: Foto: Rumpf)

Die Gala im Bayerischen Hof in München geht an diesem Dienstagabend bereits in die vierte Stunde, Viele Schauspieler und TV-Sternchen sind schon vor Hörbiger über eine schmale Treppe auf die Bühne gekommen, um einen Preis abzuholen, die Diva.

Zum 20. Mal wird die Auszeichnung vergeben und Initiator Ulrich Scheele erinnert an die Premiere 1991. Damals wurde die große Gala abgesagt, der Golfkrieg war gerade ausgebrochen, die Verleihung fand später im kleinen Kreis statt. "In diesem Jahr wird die Diva-Verleihung zum ersten Mal live auch im Internet überragen", jubelt Scheele und schlägt so den Bogen zur Gegenwart: "Wir sollten Haiti nicht vergessen, während wir feiern."

Auf den Tischen, vor den 500 Gästen aus dem Medien- und Spaß-Gewerbe, liegen Spendenkärtchen, die später eingesammelt werden.

Schlag auf Schlag werden die Preise verliehen. Moderatorin Nina Eichinger bittet die Laudatoren im Formel-1-Tempo auf die Bühne. Sie wirkt sehr mädchenhaft, und ihre Stimme ist so quietschig, dass man sie wahlweise für die von Heidi Klum oder deren Imitatorin bei Switch Reloaded halten könnte.

Anfangs waren wegen des Winterwetters einige Gäste etwas später gekommen, dann aber eiligst über den roten Teppich ins warme Foyer des Hotels geflüchtet, ohne langes Posen und Lächeln für die in der Kälte wartenden Fotografen.

Im gutbeheizten Festsaal lobt Schauspieler Klaus Maria Brandauer (Mephisto) seine frühere Schülerin Birgit Minichmayr warmherzig als eine, "die schon als große Schauspielerin geboren wurde". Für ihre Leistung in Alle Anderen, Der Knochenmann und Das Weiße Band wurde die Elevin von einst zur besten Schauspielerin gewählt.

"Birgit selbst ist eine Diva im besten Sinn", sagt Brandauer, als er ihr den Preis übergibt. Armin Rohde wird als bester Schauspieler geehrt und freut sich: "Das Mädchen wird zu Hause einen Ehrenplatz bekommen."

Irgendwie besteht der Hauptspaß dieses Abends darin, die anwesenden Schauspieler, die einen Diva-Preis erhalten oder erhalten könnten, als "Diva" zu definieren.

Zum ersten Mal wird der Web Movie Award für den am häufigsten aus dem Internet heruntergeladenen Film vergeben: Es gewinnt der Hollywood-Film The Dark Knight, was ein anwesender "Vertreter" lächelnd quittierte.

Sängerin Patricia Kaas erhält eine Diva für ihre bisherige Karriere. Sie wird von Schauspieler Jan Josef Liefers gelobt und bedankt sich mit zwei Chansons beim Publikum, wobei sie ausgiebig ihren Flach-Bauch zeigt. Da fiel ihr klassischer schwarzer BH umso mehr auf. Anna Loos, die Frau von Liefers, versuchte mit der Band Silly gegen die sich doch verdächtig ausbreitende Langeweile anzusingen.

Die beiden großen Stars dieses Abends sitzen da noch an ihren Tischen: Claudia Cardinale zieht in die Hall of Fame ein und erhält den World Movie Award. Mario Adorf ehrt sie auf charmanteste Weise. In der großen Zeit des italienischen Kinos habe Cardinale eine ganze Männergeneration zum Schwärmen gebracht. Auf Italienisch, Französisch und Englisch bedankt sich Claudia Cardinale.

Und schließlich, es ist schon Mitternacht, erhält Sir Roger Moore den Entertainment-Preis für sein Lebenswerk. In sieben Filmen hat er den britischen Agenten James Bond verkörpert, er habe damit "Welt-Kinogeschichte" geschrieben, findet die Jury. Auf die Frage, ob er sich noch immer wie 007 fühle, antwortet Moore spitzbübisch: "Sicher nicht, wenn ich morgens aufstehe."

Nicht als James Bond steht Moore da vor den Gästen, sondern als Unicef-Botschafter, der vom Leid der Menschen in Haiti spricht und am Ende des Abends einen Spendenscheck in Höhe von 85.000 Euro von Ulrich Scheele überreicht bekommt.

"Nicht meine Auszeichnung, sondern das Geld, das an Unicef geht, das ist heute Abend das Wichtigste", sagt der Mann, der einst James Bond war. Damit war an diesem Abend wirklich alles gesagt.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: