Englschalking:Man ist sich nicht grün

Immer wieder gibt es Ärger zwischen dem Ökologischen Bildungszentrum und seinen Nachbarn - der Bezirksausschuss will sich künftig heraushalten

Von Ulrike Steinbacher, Englschalking

Vor vielen Jahrzehnten, als München sich noch darum bemühte, eine autogerechte Stadt zu werden, war parallel zur Weltenburger und Vollmannstraße eine große Hauptverkehrsader geplant, die Tangente 5-Ost. Sie wurde nie verwirklicht, aber der Korridor, der für sie freigehalten worden war, ist heute noch im Stadtbild zu erkennen - eine weitgehend grüne Schneise, die sich in Nord-Süd-Richtung von Oberföhring bis nach Zamdorf zieht. Mittendrin in einem öffentlichen Grünzug an der Englschalkinger Straße liegt das Ökologische Bildungszentrum (ÖBZ). Es vermittelt Kindern und Erwachsenen in Zusammenarbeit mit der Münchner Volkshochschule und dem Münchner Umweltzentrum den Umgang mit Zukunfts- und Umweltthemen - theoretisch und praktisch.

Im großen Park rund um das ÖBZ-Gebäude finden sich im Dienst dieser Idee daher unterschiedliche Flächen für ganz unterschiedliche Nutzer. Da ist der Spielplatz, den die Kinder mitgestalten, der Experimentiergarten, zu dessen 16 Themenfeldern Gemüse und Duftpflanzen gehören, da ist der Themengarten mit "nachwachsenden Rohstoffen", da hat das interkulturelle Projekt Frauengarten seinen Platz, da liegen Wabengärten für alle, die kein eigenes Grün daheim haben.

Ausgerechnet an diesen vielfältig genutzten Außenanlagen entzündete sich vergangenen Sommer ein Streit mit den Nachbarn. Es begann damit, dass das ÖBZ Zäune zog, um zu verhindern, dass Beete und Wiesen von Hundekot verschmutzt werden. Daraufhin begannen einige Nachbarn zu murren. Sie fühlten sich aus dem Naturidyll ausgeschlossen, obwohl es doch für alle da sei. Flankiert wurde der Vorwurf von Klagen über wild wuchernde Hecken und Unkraut, Müll, Gestank und Ratten, Landschaftsverschandelung und lautstarke Feste.

Die CSU im Bezirksausschuss (BA) Bogenhausen übernahm seinerzeit die Position der unzufriedenen Nachbarn, Vertreter der SPD warben eher um Verständnis für das ÖBZ und seine Aufgaben. In den folgenden Monaten schwelte das Thema in den Unterausschüssen vor sich hin. Parallel dazu nahm die städtische Stelle für Gemeinwesenmediation (Steg) Vermittlungsgespräche auf, die inzwischen offenbar zu Kompromissen geführt haben.

In der jüngsten Sitzung haben die Stadtviertelvertreter einstimmig einen gemeinsamen Antrag aller Parteien und Gruppierungen beschlossen. Vor allem die CSU hat dafür Positionen geräumt. Künftig wollen sich die Kommunalpolitiker aus der Auseinandersetzung raushalten. "Wie generell in Nachbarschaftsstreitigkeiten kann der Bezirksausschuss Bogenhausen hier grundsätzlich nicht regelnd eingreifen, sondern nur die Kommunikation befördern und gegebenenfalls Kompromisse anbahnen", heißt es in der Erklärung. Der BA freue sich über die Existenz des ÖBZ, die Gärten "bereichern das Auge und die Nase". Positiv sehen die Stadtviertelvertreter, dass künftig alle drei Monate ein Jour fixe mit Vertretern des ÖBZ und den direkten Anwohnern der vier benachbarten Straßen stattfindet, beginnend am 17. September. Dort sollen Probleme erörtert werden, und die Anwohner sollen ein Mitspracherecht bei der Gestaltung bekommen - "soweit dies möglich ist", heißt es einschränkend.

Weitere Schritte des ÖBZ zu einem "guten Miteinander", so die Überschrift des Papiers, nennt die Erklärung ebenfalls: Das Ökologische Bildungszentrum prüft demnach Alternativen zu den Bauwagen in den Wabengärten, die manche Nachbarn als besonders massives Zeichen der Verwahrlosung betrachten. Außerdem werde erwogen, einen Häcksler aufzustellen und so die Abfallmengen zu reduzieren. Überdies sammle der Hausmeister täglich den Müll auf den Grünflächen ein.

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