Englischer Garten:"Wiedervereinigung" nicht in Sicht

Eine Bürgerinitiative will den Englischen Garten mittels eines Tunnels wiedervereinigen. Der Stadtrat lehnt das Projekt jedoch ab.

Alfred Dürr und Joachim Käppner

Eine wunderschöne Idee, allerdings ohne Chance, in absehbarer Zeit in die Tat umgesetzt zu werden - SPD, CSU und Grüne im Rathaus sind sich da einig. Mit tatkräftiger Unterstützung einer Bürgerinitiative, die sich freilich erst noch formieren muss, will das in der Vergangenheit durch einige spektakuläre Grünaktionen bekannt gewordene Schwabinger Architekten-Ehepaar Hermann Grub und Petra Lejeune den seit mehr als 40 Jahren vom Mittleren Ring durchschnittenen Englischen Garten "wiedervereinigen". Deswegen soll die Stadtautobahn in einem Tunnel verschwinden.

Ein klassischer Fall, in dem sich das Wünschenswerte vom Machbaren unterscheidet, findet Oberbürgermeister Christian Ude (SPD): Der Plan sei "ein Stück Stadtreparatur der Zukunft", indessen: "Ich weiß wirklich nicht, woher ich das Geld für den Tunnel nehmen sollte". Die Schätzung, ein solcher würde 50 Millionen Euro kosten, "ist nicht realistisch", sagte Ude, der Betrag wäre "weit höher".

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Alexander Reissl ist derselben Meinung, außerdem: "Wenn schon von neuen Tunnelprojekten am Mittleren Ring die Rede ist, dann fallen mir wichtigere Stellen ein." Zum Beispiel die Landshuter Allee oder die Tegernseer Landstraße, wo die Anwohner unter starkem Autoverkehr leiden. Am Englischen Garten könne man höchstens die Fußgängerbrücke verbessern, welche Parkteile verbindet.

Das sieht Grünen-Stadtrat Paul Bickelbacher ähnlich. Er stellt sich eine breite "Landschaftsbrücke" vor. Eine solche spannt sich im Westpark über den Mittleren Ring. Aus verkehrstechnischen Gründen sei ein Tunnel im Englischen Garten auch gar nicht zwingend notwendig. Das mache es schwer, Finanzpartner bei Bund und Land zu finden.

Auf eine schnelle Lösung des Stauproblems am Englischen Garten, das durch das höhere Verkehrsaufkommen im Zuge des neuen Richard-Strauss-Tunnels im Bereich der Ifflandstraße ausgelöst wurde, drängt CSU-Fraktionschef Josef Schmid: "Ich warte sehnsüchtig auf eine neue Einfädelspur. Wir können uns eine jahrzehntelange Planungs- und Bauphase für einen Tunnel nicht leisten."

Demnächst soll dem Stadtrat eine Studie des Planungsreferats vorgelegt werden. Darin geht es um eine Entschärfung der Stausituation am Isarring. Klar ist schon jetzt, dass ein Tunnel nicht als vollkommen utopisch abgetan wird. "Wir prüfen das als eine Option", sagt Referatssprecher Thorsten Vogel.

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