Englischer Garten:Was Sie zum Tunnel-Projekt wissen müssen

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Auf dem Mittleren Ring in München: Auf Höhe des Englischen Gartens kommt der Verkehr häufig ins Stocken. (Foto: lok)

Kommt der Park-Tunnel oder kommt er nicht? Am kommenden Mittwoch entscheidet der Stadtrat über das weitere Vorgehen am Auto-Nadelöhr Isarring. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zum Tunnel-Projekt.

Von Dominik Hutter

Kommt der Park-Tunnel oder kommt er nicht? Am kommenden Mittwoch entscheidet der Stadtrat über das weitere Vorgehen am Auto-Nadelöhr Isarring. Die SZ klärt die wichtigsten Fragen zum Tunnel-Projekt:

Wie realistisch ist der Bau eines Tunnels im Englischen Garten?

Im Stadtrat gibt es neuerdings eine breite Mehrheit für den Tunnel - SPD, CSU und FDP sagen prinzipiell Ja. Die Grünen bekunden Wohlwollen, mahnen aber vor einer Entscheidung seriöse Daten und Fakten an. Allerdings fürchten sowohl die Tunnel-Initiative rund um die Schwabinger Architekten Hermann Grub und Petra Lejeune als auch die CSU, dass im Planungsausschuss eine Entscheidung fällt, die zwar formell den Tunnel gutheißt, tatsächlich aber dessen Bau verhindert. Denn sollte der Stadtrat - wie vom Planungsreferat vorgeschlagen - zunächst einen oberirdischen Ausbau des Isarrings auf Höhe Ifflandstraße absegnen, sehen die Röhren-Befürworter ihr Projekt in eine ferne Zukunft entschwinden. Stadtbaurätin Elisabeth Merk bestreitet dies.

Welchen Zusammenhang gibt es zwischen dem Neubau einer oberirdischen Einfädelspur und dem Tunnel?

Sollte in einigen Jahren der Isarring für einen Tunnel umgepflügt werden, sind die Investitionen für eine neue Einfädelspur der Ifflandstraße in den Isarring verloren. Die Tunnel-Initiative befürchtet vor allem, dass der Freistaat kein Fördergeld mehr für die Röhre lockermacht, wenn das alltägliche Stauproblem bereits durch einen oberirdischen Ausbau gelöst ist. Denn Fördergelder fließen nur, wenn der Tunnel auch einen verkehrlichen Nutzen hat - eine rein städtebauliche Reparatur müsste die Stadt selbst bezahlen. Das Planungsreferat hat diesen Aspekt allerdings ebenfalls geprüft und geht "nach derzeitigem Kenntnisstand" davon aus, dass durch den Bau einer neuen Fahrspur keine vollendeten Tatsachen geschaffen werden. Deren Fläche würde später auch in der Bauphase benötigt, die verlorenen Investitionen hielten sich also in sehr engem Rahmen.

Die aktuelle Verkehrslage am Isarring: Es geht nur zäh voran (Foto: N/A)

Welche oberirdischen Varianten sind im Gespräch?

Das Planungsreferat und die SPD wollen für 6,5 Millionen Euro eine zusätzliche Fahrspur westwärts bauen, die von der Iffland- bis zur Dietlindenstraße reicht. Damit die Verkehrssicherheit auf dem dicht befahrenen Ring-Abschnitt nicht leidet, sollen alle Fahrspuren 3,50 Meter breit sein. CSU, FDP und Grüne halten einen provisorischen Ausbau mit lediglich drei Meter breiten Streifen für ausreichend - zumal sie davon ausgehen, dass nur bei einer bescheidenen Zwischenlösung noch Fördermittel für den Tunnel fließen können. Allerdings müsste auf dem Isarring dann Tempo 50 ausgeschildert werden. Aus Sicht des Planungsreferats fallen die Eingriffe in den Park bei einer Sparlösung allerdings nicht wesentlich kleiner aus als bei einem großzügigeren Ausbau, und auch die Kosten seien kaum geringer. Deshalb plädiert die städtische Behörde für die 3,50-Meter-Variante. Die SPD sieht das genauso.

Warum muss die Straße überhaupt umgebaut werden?

Seit der Eröffnung von Effner- und Richard-Strauss-Tunnel sind auf dem Isarring deutlich mehr Autos unterwegs. Das produziert enorme Rückstaus in die Ifflandstraße. Die jetzige provisorische Ampelregelung soll den Verkehrsfluss verbessern, sie gilt aber als unfallträchtig und wenig wirksam. Zudem ist sie nur als Zwischenlösung gedacht, die Genehmigung durch das Innenministerium läuft am 31. Dezember aus. Die Behörden von Stadt und Freistaat sind sich einig, dass eine bessere Anti-Stau-Lösung her muss, also entweder eine verlängerte Einfädelspur oder der Tunnel, der anders als der heutige Isarring über drei Fahrspuren je Richtung verfügen soll. Weil das noch dauern wird, will das Innenministerium die Ausnahme um ein Jahr verlängern.

Und so sieht die provisorische Verkehrsplanung für den Isarring aus - eine Erweiterung um eine Spur. (Foto: N/A)

Verhindert das Projekt im Englischen Garten die von Anwohnern herbeigesehnten Tunnelbauten an der Landshuter Allee und Tegernseer Landstraße?

Einen zwingenden Zusammenhang gibt es nicht. Allerdings wäre es angesichts begrenzter Gelder naiv zu glauben, dass Verkehrs-Großprojekte nicht in Konkurrenz zueinander stehen. SPD und Grüne wollen die drei Röhren gleichberechtigt prüfen.

Was kostet ein Tunnel unter dem Englischen Garten?

Die von dem renommierten Büro Obermeyer im Auftrag der Tunnel-Initiative erarbeitete Machbarkeitsstudie kommt auf 70,1 Millionen Euro. Die Experten der Stadtverwaltung und auch viele Rathauspolitiker gehen allerdings von deutlich höheren Kosten aus. Wesentliche Posten seien in der Studie unberücksichtigt. Es kursieren Schätzungen zwischen 100 und 120 Millionen Euro.

Wann könnte mit dem Bau begonnen werden?

Das kann noch einige Jahre dauern. Belastbare Zahlen für eine Beurteilung der drei Tunnelprojekte will das Planungsreferat erst in der zweiten Jahreshälfte 2014 vorlegen. Bislang gibt es für den Tunnel am Isarring weder eine Detailplanung noch eine Baugenehmigung. Allein das für die Genehmigung notwendige Planfeststellungsverfahren dauert erfahrungsgemäß mindestens eineinhalb bis zwei Jahre.

© SZ vom 07.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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