Englischer Garten:Klare Mehrheit für den Tunnel

tunnel englischer garten

83 Prozent der Münchner sprechen sich für einen Tunnel im Englischen Garten aus.

(Foto: Jürgen Dudowits/sunpatrol)

Die Idee, den Isarring in einen Tunnel zu legen und die beiden Teile des Englischen Garten wieder zu vereinigen, hat offenbar fast nur noch Fans: Laut einer repräsentativen Umfrage befürworten 83 Prozent der Münchner das Projekt. Die Stadt will eine oberirdische Lösung.

Von Thomas Kronewiter

Als Hermann Grub und Petra Lejeune vor dreieinhalb Jahren mit ihrer Idee an die Öffentlichkeit traten, waren sie noch vielfach belächelte Einzelkämpfer. Inzwischen hat ihr Projekt, den Isarring in einen Tunnel zu legen und die beiden Teile des Englischen Garten wieder zu vereinigen, fast nur noch Fans. Das kann das Schwabinger Architekten-Ehepaar nun sogar mit einer Meinungsumfrage belegen: 83 Prozent der Münchner sprechen sich darin für einen Tunnel im Englischen Garten aus.

Den bisher von der Stadtverwaltung vorangetriebenen oberirdischen Ausbau des Rings bevorzugen nur 13 Prozent. Vier Prozent der 954 befragten deutschsprachigen Münchner können sich zwischen dem geschätzt 70 Millionen Euro teuren Tunnelvorhaben und der fünf bis zehn Millionen Euro teuren Verbreiterung der Stadtautobahn nicht entscheiden.

Diese Zahlen hat jetzt eine am Donnerstag vorgestellte Repräsentativumfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Infratest im Auftrag der von Grub/Lejeune ins Leben gerufenen Stiftung "Ein Englischer Garten" ergeben. Das aus Sicht der Tunnelbefürworter "sensationelle Ergebnis" will das Architektenpaar nun in den nächsten Wochen den Stadtratsfraktionen vorstellen. Nahezu jeder zweite Tunnelbefürworter sieht in der Wiedervereinigung des Parks das wichtigste Ziel, den Gegnern ist das Kostenargument am wichtigsten.

Die Zahlen sollen Druck machen gegen den bisher favorisierten Verwaltungsvorschlag, der eine weitere Fahrspur zulasten des Parkrandes vorsieht. Die Stiftung tritt dagegen für eine provisorische Lösung ein, bei der eine dritte Spur vor allem durch eine Verschmälerung der vorhandenen Spuren erreicht würde. "Damit wollen wir drei bis vier Jahre Zeit gewinnen für die Planung und Finanzierung des Tunnels", erläutert Lejeune.

Dass die 70 Millionen Euro kein Schreckgespenst sein müssen, sind Grub und Lejeune überzeugt. Sie kalkulieren mit einer 40-prozentigen Förderung durch den Freistaat und einer Finanzierungsbeteiligung ortsansässiger Unternehmen, die ihrer Schätzung nach eine Größenordnung von bis zu 20 Millionen Euro erreichen könnte. Zieht man dann noch zehn Millionen Euro ab, die für den oberirdischen Ausbau auf letztlich je drei Fahrspuren pro Richtung ohnehin anfallen, wäre der fehlende Betrag schon erheblich niedriger - jedenfalls so niedrig, dass sich ein Vergleich mit den wesentlich teureren Tunnelüberlegungen für die Tegernseer Landstraße oder die Landshuter Allee verbietet. Eine Entscheidung zwischen allen Tunnelprojekten hat Infratest aber nicht abgefragt.

Den für Sponsoring nötigen Stadtratsbeschluss pro Tunnel hoffen Grub und Lejeune in den nächsten Monaten zu erreichen. Viel mehr Zeit ist auch nicht: Denn die derzeitige Situation am überlasteten Isarring wird von den Aufsichtsbehörden nicht mehr länger geduldet. Wenn sie die Stadträte nicht überzeugen können, wollen die Tunnel-Aktivisten die Entscheidung in die Hand der Bürger legen. Für diesen Fall planen sie ein Bürgerbegehren.

Möglicherweise kommt der Stiftung "Ein Englischer Garten" auch der Kommunalwahlkampf zu Hilfe. Grub/Lejeune wissen, dass ein Stadtratsvotum pro Tunnel Mut verlangt. Werner Lederer-Piloty (SPD), der Bezirksausschuss-Vorsitzende von Schwabing-Freimann, glaubt aber, dass den Politikern ein Votum für eine noch breitere Straßenschneise durch den Englischen Garten wesentlich schwerer fallen dürfte. Denn dann drohe ein "Bürgeraufstand". Und wenn sich dann Aktivisten in den Bäumen des Englischen Gartens anketteten, sagt Lederer-Piloty, "bin ich mit dabei".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: