Englischer Garten:Große Koalition für den Park-Tunnel

tunnel englischer garten

Die Verbreiterung des Mittleren Rings wäre eine Katastrophe für den Park, warnen die Befürworter eines Tunnels.

(Foto: Jürgen Dudowits/sunpatrol)

Der Bau eines Tunnels durch den Englischen Garten wird wahrscheinlicher. Die SPD schwenkt auf die Linie ihres OB-Kandidaten Dieter Reiter ein - und befürwortet ebenso wie die CSU das Projekt. Allerdings dürfte der Tunnel deutlich teurer werden als die Befürworter behaupten.

Von Dominik Hutter

Der Bau eines Tunnels durch den Englischen Garten wird wahrscheinlicher. Am Donnerstag stellte sich auch die SPD-Rathausfraktion hinter den Vorstoß ihres OB-Kandidaten Dieter Reiter, den Isarring tieferzulegen und damit den seit den 1960er Jahren zweigeteilten Englischen Garten "wiederzuvereinigen". Die Sozialdemokraten wollen am Mittwoch im Planungsausschuss beantragen, dass die Option Tunnel nicht etwa - wie von Stadtbaurätin Elisabeth Merk formuliert - offengehalten wird, sondern dass die Stadt explizit auf dieses Ziel hinarbeitet.

Dieser Änderung dürfte sich die CSU kaum verweigern: Die Konservativen gelten schon seit Langem als Verfechter neuer Tunnel am Mittleren Ring, auch am Englischen Garten. Insofern ist die Reaktion von OB-Kandidat Josef Schmid in einem eher süß-sauren Tonfall gehalten: Man freue sich darüber, wenn Reiter "langjährige Forderungen der CSU übernimmt". Allerdings habe die SPD schon in ihrem Programm von 2008 weitere Tunnelbauten genannt - und nichts davon umgesetzt.

Die Grünen zeigen sich zurückhaltend. Zwar sei man prinzipiell für die neue Ring-Röhre. Das Projekt habe aber nicht automatisch Vorrang vor den Konkurrenz-Röhren an Landshuter Allee und Tegernseer Landstraße. Bei ihrer erst vor wenigen Wochen aufgestellten Forderung, für den Tunnel am Isarring müssten mindestens 20 Millionen Euro an Spenden zusammenkommen, rudern die Grünen inzwischen vorsichtig zurück: Einen nennenswerten Beitrag von Bürgern und Firmen müsse es geben, die Summe sei aber keine "unverrückbare Größe", erklärte OB-Kandidatin Sabine Nallinger.

Allerdings steht im Kommunalwahlprogramm der Grünen auch, dass ein komplett sechsspuriger Ausbau des Mittleren Rings in diesem Bereich nicht infrage kommt. Dies sehen jedoch, so das Planungsreferat, die bisherigen Pläne vor.

100 bis 120 Millionen Euro

Ohnehin dürfte der Tunnel aller Voraussicht nach deutlich teurer werden als von seinen Befürwortern behauptet. Davon gehen sowohl die Verwaltung als auch die großen Rathausfraktionen aus. "Die prognostizierten Kosten erscheinen nach einer ersten Schätzung deutlich zu gering", steht in der Beschlussvorlage für den Planungsausschuss.

SPD-Fraktionschef Alexander Reissl hält wegen der komplizierten Baulogistik eine Summe von etwa 100 bis 120 Millionen Euro für wahrscheinlicher als die bislang genannten 70 Millionen, die auf Angaben der örtlichen Pro-Tunnel-Initiative beruhen. Auch CSU-Stadtrat Robert Brannekämper sowie Grünen-Spitzenkandidatin Nallinger sind überzeugt, dass die Zahl nicht zu halten sein wird.

Einen Automatismus in Richtung Englischer-Garten-Tunnel will offenbar auch die SPD vermeiden. Nicht umsonst umfasst der Vorstoß Reiters noch zwei weitere Tunnelprojekte: an der Landshuter Allee und an der Tegernseer Landstraße. Sobald alle Fakten über Verkehrswirkung, Kosten und eventuelle Fördergelder vorliegen, soll gleichberechtigt geprüft und dann eine Rangfolge erstellt werden.

Mehrere Tunnel-Abenteuer?

Für den Tunnel im Norden sprechen dabei die im Vergleich wohl immer noch geringeren Kosten sowie der fortgeschrittene Planungsstand - die Initiative um die Architekten Hermann Grub und Petra Lejeune hat schon viel Vorarbeit geleistet.

Die Verfechter der anderen Röhren können dagegen auf die hohe Zahl an Anwohnern verweisen, die es im Westen und Südosten zu schützen gilt. Zudem geht das Planungsreferat davon aus, dass bis 2025 die Zahl der Autos an der Landshuter Allee von täglich 122.000 auf 133.000 und an der Tegernseer Landstraße von 125.000 auf 135.000 anwachsen wird. Am Isarring dagegen soll es bei 90.000 bis 95.000 bleiben.

Nallinger mahnt daher, die Stadt dürfe sich angesichts begrenzter Mittel keineswegs überstürzt in mehrere Tunnel-Abenteuer stürzen. "Für mich haben die Menschen Priorität", sagt sie - was sich wohl mit Anwohner übersetzen lässt. Wer seriöse Politik betreiben wolle, benötige zunächst einmal eine seriöse Planung - und könne erst dann entscheiden, was machbar ist.

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