Englischer Garten:Die Biber sind los

Angenagte Bäume im Englischen Garten

Im Englischen Garten, auf dem Gelände des Tivoli-Kraftwerks, sind Biber am Werk.

(Foto: Florian Peljak)

Ob Buche, Weide oder Apfelbaum: Anders als sonst sind die Biber diesmal auch im Winter aktiv - und sorgen für beträchtliche Schäden im Englischen Garten. Parkchef Thomas Köster will nun den Schutz überdenken, den die Wildtiere genießen.

Von Johann Fährmann

Der Zaun um das Gelände konnte den alten Apfelbaum auch nicht retten. Noch steht der Baum zwar, auf der Wiese nördlich vom Tivoli-Kraftwerk am Ufer des Eisbachs. Und ein paar Äpfel vom Herbst hängen auch noch dran, es werden wohl die letzten sein. "Der Baum stirbt sicher. Wir warten nur noch, bis der Sturm ihn umweht", sagt Thomas Köster, der Verwaltungschef des Englischen Gartens. Die Ursache glaubt Köster zu kennen: Der Biber richtet in München wieder Schaden an.

Ganz unten am Stamm ist der Apfelbaum kreisrund sauber angenagt, zerbrechlich dünn wirkt er dort. Ebenso wie die frischen Holzschnitzel am Boden hebt sich das helle Holz an der angegriffenen Stelle leuchtend von der dunklen Rinde ab. "Es war der älteste Apfelbaum, den wir hatten", sagt Köster. Aber er ist nicht der einzige, den die Biber angreifen. Ein paar Meter näher am Eisbach, direkt am Wasser, stehen zwei Weiden, auch sie sind eingekerbt, wohl von Biberzähnen, vor den Stämmen liegen die frischen Holzschnitzel.

Aber auch an vielen anderen Stellen im Park habe der Biber genagt, sagt Köster. "Und zwar nicht nur Weichholz. Auch wertvolle Harthölzer wie Buche, Ahorn und Esche leiden unter dem Biber. Wir sprechen von 10.000 bis 20.000 Euro Schaden, alleine in diesem Jahr", beklagt der Verwaltungschef.

"Der Biber ist hier ein Getriebener"

Üblich sei, dass sich in jedem Jahr eine Biberpopulation im Englischen Garten aufhält. Die beginne dann damit, sich einzunisten, nage an Rinden und errichte einen Biberbau. Dann ziehe sie aber wieder ab, weil die Hunde der Spaziergänger im Englischen Garten sie verschreckten. "Der Biber ist hier ein Getriebener." Die Nagetiere kämen aber immer wieder bald nach. Köster geht davon aus, dass sich weiter nördlich in Garching und weiter südlich auf der Praterinsel in der Stadt die Populationen länger aufhalten könnten.

So wie es aussieht, sei die Population in diesem Jahr aber leider geblieben, "wahrscheinlich irgendwo am Eisbach. Und jetzt im Winter will sich wahrscheinlich die nächste Population hier niederlassen." Natürliche Feinde habe der Biber nicht, und jagen dürfe man das Tier auch nicht. "Da wird ein Artenschutz ausgerufen, der an anderer Stelle schadet." Köster klingt verbittert. Derzeit könne man das Problem kaum lösen. Selbst wenn der Schädling eingefangen würde, wäre das keine Lösung: "In Bayern gibt es keinen Standort, an dem man den Biber wieder aussetzen kann und er keinen Schaden anrichtet."

Köster will das Problem anders angehen: "Wir brauchen keine Einzellösung, sondern ein umfassendes Wildtier-Management." Als Beispiel nennt er Kanada: Dort gebe es Taskforces, welche die Wildtiere nicht abschössen, sondern von Städten und Gärten fernhielten. "Wir haben das Problem im Kleinen." Dabei solle man auch den Schutz überdenken, den die Biber genießen. "Wir müssen auch den Denkmal- und Landschaftsschutz beachtet." Bis dahin solle man den Biber wenigstens nicht füttern, bittet Köster.

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