Englischer Garten:CSU-interner Krieg wegen Leinenzwangs

"Nicht mit Kanonen auf Zamperl schießen": Umweltminister Bernhard ist gegen eine generelle Leinenpflicht im Englischen Garten und ermahnt Finanzminister Huber.

Der Streit um eine drohende Leinenpflicht für Hunde im Englischen Garten in München hat nun auch das Kabinett erreicht. Bayerns Umweltminister Otmar Bernhard ermahnte Finanzminister Erwin Huber (beide CSU), hier "Augenmaß" zu zeigen.

Englischer Garten: Umweltminister Bernhard mit seinem Dalmatiner Barney

Umweltminister Bernhard mit seinem Dalmatiner Barney

(Foto: Foto: ddp)

Hundehalter dürften nicht "kriminalisiert" werden, warnte Bernhard am Dienstag. Es dürfe im übertragenen Sinne nicht "bei Bagatellverstößen mit Kanonen auf Zamperl" geschossen werden, sagte der Münchner CSU-Bezirkschef und fügte hinzu: "München ist nicht Singapur."

Bernhard, der selbst Besitzer eines Dalmatiners ist, verwies auf den "Bewegungsbedarf" der Tiere. Deshalb sei er an Huber als obersten Herrn der staatlichen Parks und Gärten herangetreten: "Ich will, dass auch künftig Hunde ihren Platz in unseren Parks haben und gerade auch im Englischen Garten ausreichend Auslaufzonen ausgewiesen werden." Hunde gehörten schließlich auch zur bayerischen Tradition und Lebensart.

Der Landtag hatte am 25. Juni das Landesstraf- und Verordnungsgesetz dahingehend geändert, dass vom 1. August an auch in staatlichen Parks Bußgelder für Verstöße gegen die Parkverordnung erhoben werden können. Es gilt zwar schon lange eine Leinenpflicht im Englischen Garten - aber ohne Sanktionsmöglichkeiten.

Begründet wurde die Gesetzesverschärfung mit sich häufenden Beschwerden von Parkbesuchern, die sich durch freilaufende Hunde sowie Hundekot auf den Wegen und Liegewiesen gestört fühlen. Vor allem Eltern kleiner Kinder oder Jogger hätten Angst vor Hundeattacken.

Der Leiter des Parks, Thomas Köster, hat sich als Vorkämpfer für die Durchsetzung des Leinenzwangs profiliert. Und er will selbst darüber entscheiden, wo und ob es im Englischen Garten Ausnahmen dafür gibt.

Eine Sprecherin des Finanzministeriums versicherte, es werde bei der Ausarbeitung einer Verordnung für den Englischen Garten "selbstverständlich mit Augenmaß" vorgegangen. Noch gebe es nicht einmal einen Entwurf. Dieser werde "in allerengster Abstimmung" mit dem Ministerium ausgearbeitet: "Wir werden da ein Auge drauf haben."

Zunächst würden im Bayreuther Hofgarten Erfahrungen gesammelt, bevor dann frühestens nächstes Jahr der Englische Garten drankomme. Der Anstoß für das härtere Vorgehen gegen Hunde ging 2003 vom damaligen Finanzminister Kurt Faltlhauser (CSU) aus. Sein Nachfolger Huber hat sich selbst noch nicht dezidiert zu seiner Haltung in dieser Frage geäußert.

Wahlkämpfer Bernhard, dessen Partei dem verschärften Gesetz im Landtag zugestimmt hat, warnt nun davor, "Halter von 'schwarzen Schafen' unter den Hunden" als Maßstab für alle Hundebesitzer zu nehmen. Das Gesamtbild sei doch eher positiv.

Der Englische Garten ist eine von 27 historischen Garten- und Parkanlagen im Eigentum des Freistaates Bayern. Kurfürst Karl Theodor ließ ihn per Dekret am 13. August 1789 als ersten Volksgarten der Welt anlegen. Heute ist der Englische Garten in München mit 417 Hektar eine der größten innerstädtischen Parkanlagen der Welt, größer als der Central Park in New York oder der Hyde Park in London.

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