Eltern-Kind-Zentrum in Schwabing:Angst vor dem Aus

Mit Unterschriften und per Facebook versuchen Eltern, das "Elki" an der Nordendstraße zu retten. Nachbarn hatten sich wegen des Lärms aus dem Familienzentrum beschwert, eine Richterin signalisiert nun den Erfolg der Klage

Von Ellen Draxel, Schwabing

Das Eltern-Kind-Zentrum Schwabing/Maxvorstadt, von seinen Besuchern liebevoll "Elki" genannt, bangt um seine Zukunft an der Nordendstraße. Deshalb sammeln die Eltern jetzt Unterschriften und schreiben Briefe ans Landgericht. Das alles in der Hoffnung, dass sich die Richterin vielleicht doch noch umstimmen lässt. Selbst eine Powergroup bei Facebook hat sich bereits gefunden, die sich für das Elki einsetzt.

Seitdem die integrative Einrichtung vor sieben Jahren von der Schraudolphstraße ins Erdgeschoss des weitläufigen Gebäudekomplexes an der Nordendstraße mitten in Schwabing gezogen ist, gibt es Nachbarn, die sich über den Lärm in den Räumen des Vereins beschweren. Schätzungsweise 300 Parteien leben in den Gebäuden, fünf von ihnen haben erstmals 2012 gegen das Familienzentrum geklagt. Damals wurde ihre Klage noch abgewiesen. Doch die Kläger gingen in Berufung und hatten am Oberlandesgericht Erfolg. Zurück am Landgericht sieht es nun so aus, als bliebe es bei dem Votum zugunsten der Kläger. Die Richterin ließ bei einem Termin vor wenigen Tagen durchblicken, dass die Klage aufgrund der Bestimmungen im Wohnungseigentumsgesetz gute Chancen hat, positiv beurteilt zu werden. Denn: Laut Vertrag dürfte im Erdgeschoss lediglich ein Laden mit Lager, nicht aber eine Einrichtung für Kleinkinder und ihre Eltern eingerichtet werden. Und das, obwohl die Lokalbaukommission Ende Dezember 2010 der Nutzungsänderung zugestimmt hatte.

Für Martine Everding ist das eine nicht nachvollziehbare Entscheidung. "Wir haben uns immer an gesetzliche Ladenöffnungszeiten gehalten", sagt die 43-jährige Niederländerin, die mit anderen Müttern und deren Kindern am Tag des Prozesses vor dem Landgericht demonstrierte. "Montags bis freitags sind wir lediglich von 9 bis 18 Uhr da und an Samstagen nur, wenn ab und zu mal ein Flohmarkt stattfindet." Dass genau diese wenigen "Veranstaltungen" dem Verein nun zum Vorwurf gemacht werden sollen, findet Everding "schwer übertrieben".

Everding ist seit acht Jahren im Elki aktiv. Als sie seinerzeit aus Amsterdam nach München kam, war es das Familienzentrum, das ihr bei der Integration half. Der Verein hat es sich auf die Fahnen geschrieben, eine Anlaufstelle für all diejenigen zu sein, die in den ersten Jahren mit ihren Kindern zumindest zeitweise zu Hause bleiben möchten. "Mich bewahrte das Elki davor, dass mir die Decke auf den Kopf fällt", sagt die Mutter zweier Töchter, ohne das Elki wäre sie "durchgedreht". Wie Everding ergeht es vielen, das Eltern-Kind-Zentrum zählt mittlerweile 400 Mitglieder, etwa 50 von ihnen engagieren sich ehrenamtlich in der Einrichtung.

Das Erfolgsrezept des Familienzentrums ist sein Ambiente, seine Offenheit, die Angebote in mehreren Sprachen. Willkommen sind Menschen aller Nationalitäten, die Mitgliedschaft ist mit 42 Euro pro Jahr für jeden Geldbeutel bezahlbar. Und es gibt, außergewöhnlich für Mütterzentren in München, jeden Nachmittag von halb drei bis halb sechs einen offenen Treff, der kostenlos und ohne Voranmeldung besucht werden kann. Unterstützt wird das Elki von der Lokalpolitik, vom Stadtjugendamt und vom Zentrum Bayern Familie und Soziales im Bayerischen Sozialministerium.

"Wir sind wirklich sehr glücklich mit den Räumen an der Nordendstraße", betont Everding, "deshalb haben wir schon nach dem Urteil 2012 unser Möglichstes getan, um den Lärm zu reduzieren." Mit Rücksicht auf die Nachbarn hat der Verein bereits vor Jahren sämtliche Wände und den Fußboden dämmen lassen. "Nur leider ist niemand vom Gericht vorbeigekommen, um sich das anzuschauen." Auch in den Gruppen wird darauf geachtet, wenig Radau zu machen: "Bobbycar fahren zum Beispiel dürfen die Kinder bei uns nicht, das würde zu viel Krach verursachen." Es läuft auch keine Musik in den Zimmern, Faschingspartys etwa werden ohne Lieder gefeiert.

Noch hoffen die Eltern darauf, dass das Aus an der Nordendstraße nicht mit dem schriftlichen Urteil im März kommt. Und falls doch, sagt Everding, "werden wir sicher in Berufung gehen".

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