Eltern in München:Was sich Familien zur Geburt ihres Kindes wirklich wünschen

Lesezeit: 1 min

Die CSU möchte allen Neugeborenen in München ein Geschenk machen. Die würden sich gewiss über anderes freuen als Lätzchen oder Schnuller.

Kommentar von Heiner Effern

Die CSU im Stadtrat hat das schwarze Herz entdeckt, genauer gesagt kam es bereits doppelt zum Einsatz. Das klingt jetzt düsterer, als es gemeint ist. Die zwei Symbole finden sich in einem Antrag, der sich großer Lebensfreude widmet: der Geburt eines Kindes. Die Weltstadt mit, nun ja, schwarzem Herzen könnte ein solches auch dadurch beweisen, dass sie jedem frisch geborenen Baby in München ein Geschenk macht, finden die CSU-Stadträte. Diese Idee ist nicht neu, aber wer freut sich nicht, wenn er etwas verteilen kann.

Mehr ins Detail geht der Antrag nicht, die Art des Präsents bleibt offen. Andere Kommunen schenken den Besuch eines Mitarbeiters des Jugendamts (was bei Eltern im ersten Babystress mittelgroße Begeisterung auslösen dürfte), Lätzchen, Schnuller oder ein Bilderbuch. In München würden auch weniger gierige Eltern angesichts der Lebenshaltungskosten ein kleines Geldgeschenk annehmen, aber wie heißt es so schön: ist ein wenig unpersönlich. Das muss auch nicht sein, gerne könnten sich die Stadträte ein paar nicht so materielle Gedanken machen.

Wie wäre es mit einem Krippenplatz in der Nähe der Wohnung, in der die Eltern leben? Ach ja, apropos, schön wäre auch eine Wohnung, die sich eine Familie oder eine alleinerziehende Mutter gut leisten könnte. Ein sicherer Hortplatz im Grundschulalter könnte Kindern und Eltern helfen und eine Erzieherin, die von ihrem Gehalt leben kann. Oder ein paar mehr Sportplätze, dass der Sohn oder die Tochter vom Trainer nicht wieder nach Hause geschickt werden muss. Manche Kinder würde auch gerne ein Instrument lernen und dafür einen Platz in der städtischen Musikschule erhalten, bevor sie sich an der Uni einschreiben.

Jetzt wird es doch wieder materiell, deshalb noch zwei andere Ideen: Saubere Luft ist zum Beispiel gerade für Kinder ein großes Geschenk, und sie fänden es auch schön, wenn die Erwachsenen bei John und Mohamed nicht an Obergrenze und Leitkultur denken würden, sondern an den Freund, der super Lehrerwitze erzählen kann. Also, liebe Stadträte, eher auf ein schwarz-gelbes Lätzchen mit Münchner Kindl drauf verzichten und stattdessen bei jeder Entscheidung zumindest ein Mal an die Kinder denken. Das würde sich für alle lohnen.

© SZ vom 13.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Geburten in München
:München hat viel zu wenige Hebammen

Schwangere müssen hier sehr früh mit der Suche nach einer Geburtsklinik, einer Hebamme und sogar einem Kinderarzt beginnen - und selbst dann ist nicht garantiert, dass alles so klappt, wie sie es sich erhoffen.

Von Inga Rahmsdorf

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: