Elia:Griechischer Wein

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Freundlich und einladend: das Elia Restaurant in Schwabing. (Foto: Screenshot elia-restaurant.de)

Sentimentalen Pathos und Hellas-Kitsch sucht man im Elia vergeblich, dennoch ist das griechische Lokal für viele im Karree "ihr Grieche" an der Ecke.

Camilla Cotta

Es ist schon eine Weile her, dass Udo Jürgens durch Vorstadtstraßen heimwärts ging, und da ein Wirtshaus war, aus dem das Licht noch auf den Gehsteig schien. Das sentimentale Pathos von "Griechischer Wein" bescherte hellenischen Gastronomen gewiss Mehrumsätze, viele Deutsche gingen gern zu "ihrem Griechen" an der Ecke, bei dem es so billigen Wein gab. Oft waren diese Lokale dekoriert mit Fischernetzen, falschen Amphoren, Gipsaphroditen, Plastikweintrauben und scheinbar schwerem Gebälk. Die meisten griechischen Lokale sind inzwischen von solchem Hellas-Kitsch entrümpelt, und um ihn macht auch das Elia einen weiten Bogen.

Der großzügige, lichte Raum ist sparsam dekoriert, mit griechischen Fotoimpressionen und großen Tontöpfen mit Olivenbäumchen - eine Reverenz an den Namen, "Elia", so heißt der Olivenbaum auf Griechisch. Sitzt man draußen an der Herzogstraße unter der Markise, blickt man auf das bescheidene Grün des Helmut-Fischer-Platzes und wird angesichts dürftiger Sommertemperaturen vom Kellner gerne mit Decken versorgt.

Praktisch unumgänglich sind heute wie früher in einem griechischen Restaurant Dolmadakia, die gefüllten Weinblätter als Vorspeise (5,50 Euro), und sie im Elia nicht zu kosten, wäre ein Versäumnis gewesen. Sie wurden lauwarm serviert, in ihrer aromatischen Sauce, die Füllung aus Reis und Hackfleisch war locker und saftig. Ebenfalls gemundet hat der gegrillte, würzige Haloumi-Käse, den Tomaten und Rucola begleiteten.

Selbst Zeus wäre ratlos

Wer von vielem ein bisschen mag, könnte zu Pikilia (8,90 Euro) oder Pikilia Zesti (9,80 Euro) greifen, dem kalten und dem warmen Vorspeisenteller. Von letzterem lässt sich sagen, dass die Auberginen- und Zucchinischeiben auf den Punkt frittiert und in eine hauchfeine Panade eingehüllt waren. Der Haloumi-Käse fand unter den Mitkostern genauso schnell Absatz wie die mit cremigem Schafskäse gefüllte rote Paprika, während von den langweiligen, matschigen Austernpilzen das meiste übrigblieb. Was die auf einem griechischen Spezialitätenteller zu suchen hatten, weiß vermutlich nicht mal Zeus.

Die typischen griechischen Appetithäppchen fanden sich auch auf dem kalten Teller: eine delikate Taramas, jene rosafarbene Fischrogenpaste, natürlich war auch ein robustes Tzatziki dabei, die mit Knoblauch und Kräutern gewürzte Gurken-Joghurtcreme, und pikantes, frisches Auberginen-Mus. Weniger überzeugte dagegen ein Häufchen Tintenfischsalat: Es war zu fad und zu fest. Eingelegte Oliven und weiße Bohnen gehörten ebenfalls zum kalten Sortiment, das leider etwas lieblos präsentiert wurde.

Gewagte Kombination

Fast psychedelisch leuchtete bei den Hauptgerichten der Teller mit den Gambas von der Tageskarte (11,50 Euro): Dunkelorangefarben die gebratenen Krustentiere; lilapink prangte daneben ein Rote-Beete-Mus auf hellgrünen Gurkennudeln, sautierten Streifen von Salatgurke also; knallrote Tomaten rundeten den Farbrausch ab. Das war eine gewagte Kombination, auch geschmacklich: eher scharf gewürzte Garnelen, süßherbes Rote-Beete-Mus und säuerlich-fruchtige Tomaten dazu. Die Gambas hatten Biss, waren aber zu trocken geworden auf dem Grill.

Die Dorade (14,90 Euro) hingegen war tadellos saftig geblieben, das zarte, weiße Fleisch des sichtlich frischen Fischs löste sich leicht von den Gräten. Es wäre noch besser gewesen, hätte der Koch ein paar Salbeiblätter weniger in die Dorade gesteckt, ihr bitteres Aroma war stellenweise zu stark. Die Meeresfrüchte mit Zitronen-Knoblauchsauce und geröstetem Sesambrot (11,50 Euro) wurden nicht zufällig in einem tiefen Teller serviert, hatte das Gericht doch Ähnlichkeit mit einer Fischsuppe, nur die knackig gegrillte Gamba badete nicht in dem leicht süßen, sämigen Sud, in dem kleine Krabben, Tintenfischstücke, Miesmuscheln, Dill und Frühlingszwiebeln ihren eigenen Geschmack entfalteten.

Einladung zum Ouzo

Natürlich gibt es nicht nur Meeresgetier im Elia, sondern etwa auch eine Hähnchenbrust-Pfanne mit Fenchel in einer Zitronen-Salbeisauce. Das Hühnerfleisch hätte saftiger sein dürfen, und der Sauce fehlte es an Pepp. Ausgesprochen deftig im Geschmack waren dagegen die Lammfleischspieße (15,50 Euro), Souflaki also, ein ganz großer Klassiker der griechischen Küche. Das holzige Grillaroma entfaltete sich, ohne dass die saftigen Fleischstücke angekokelt waren - beim Zeus, das war tadellos.

Zu alledem lässt sich passender Wein finden, das Elia offeriert eine übersichtliche Auswahl Weine, die manches böse Vorurteil zu griechischen Tropfen über den Haufen wirft, die offenen gibt es ab 3,60 Euro (0,2 Liter), Flaschenweine liegen zwischen 16,50 und 48,50 Euro.

Die Rechnung kommt stets mit der Einladung zum Ouzo, und die Bedienung war stets freundlich, wenn auch bei großem Andrang leicht überfordert, dann aber wieder geradezu fürsorglich. Service und moderate Preise haben das Elia zu einem gutbesuchten Nachbarschaftslokal gemacht, für viele im Karree ist es "ihr Grieche", und er liegt sogar an der Ecke.

© SZ vom 25.08.2008/af - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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