Geld für Umsteiger:Wie München Elektroautos fördert

Geld für Umsteiger: Blick ins Cockpit eines Elektroautos.

Blick ins Cockpit eines Elektroautos.

(Foto: Citroën)
  • Die Stadt München hat ein Förderprogramm aufgelegt, um Gewerbetreibende beim Kauf von E-Fahrzeugen zu unterstützen.
  • Bis zu 5500 Euro können Unternehmer für die Anschaffung eines Stromers bekommen.
  • Bisher haben sich allerdings nur wenige Firmen überzeugen lassen, auf Elektroautos umzusteigen - aus verschiedenen Gründen.

Von Marco Völklein

Die Arbeiterwohlfahrt gehört zu den wenigen Ausnahmen. "Ja", sagt deren Sprecherin Karin Sporrer, man werde den Fahrzeugbestand vom kommenden Jahr an "sukzessive austauschen". Immer wenn ein Leasingvertrag ausläuft, werde man für das alte Auto ein Elektrofahrzeug anschaffen. Stück für Stück werde man so den Fuhrpark - bestehend aus acht Fahrzeugen - auf Stromer umrüsten. Und dafür, natürlich, das Förderprogramm der Stadt in Anspruch nehmen.

Damit ist die Arbeiterwohlfahrt aber eines der wenigen Unternehmen, die dies planen, wie eine - zugegebenermaßen nicht repräsentative - Umfrage der Süddeutschen Zeitung unter Flottenbetreibern zeigt. Viele Firmen haben wenig bis gar kein Interesse an dem Förderprogramm der Stadt, die in den kommenden beiden Jahren insgesamt 22,2 Millionen Euro ausgeben will, um Gewerbetreibende beim Kauf von E-Fahrzeugen zu unterstützen. Der Carsharing-Anbieter Car2go etwa, eine Tochter des Daimler-Konzerns, winkt ab: "Wir bevorzugen reine Elektroflotten gegenüber gemischten Flotten." In Stuttgart betreibt Car2go etwa 500 Smarts mit E-Antrieb. Für München sei dies nicht geplant.

Die gute Infrastruktur fehlt noch

Ähnlich sieht es beim Konkurrenten Citeecar aus: Zwar könne das Problem der hohen Anschaffungskosten mit dem städtischen Förderprogramm "ein Stück weit entschärft werden", heißt es bei Citeecar. "Die fehlende Infrastruktur bleibt jedoch das größere Problem." Solange nicht genug öffentliche Ladesäulen zur Verfügung stünden, werde die Firma weiter auf Autos mit herkömmlichen Antrieben setzen.

Als der Stadtrat im Frühjahr grundsätzlich das Förderprogramm abnickte, hofften Vertreter fast aller Parteien darauf, neben den Carsharing-Anbietern unter anderem Pflegedienste, Pizzaboten oder Paketlieferanten zum Umstieg bewegen zu können. Aber auch in diesen Branchen hält man sich zurück: "Für uns ist das E-Auto noch kein Thema", sagt Klaus Honigschnabel von der Inneren Mission. Gerhard Bieber von den Johannitern erklärt: "In den Bereichen, in denen bei uns die meisten Kilometer zurückgelegt werden, hält der Markt für Elektrofahrzeuge noch keine tauglichen Modelle bereit." Das seien vor allem Rettungswagen und Autos für den Patiententransport. Auch die Caritas hat geprüft, ob sich eine Umrüstung ihrer 450 Autos umfassenden Flotte im ambulanten Pflegedienst lohnt. Das Ergebnis: "Verglichen mit dem Anschaffungspreis eines E-Autos ist der Zuschuss der Stadt zu gering", sagt eine Sprecherin.

Mehr Geld für jedes einzelne Auto

Allerdings gingen nicht nur die Caritas-Leute da noch von einem Zuschuss von 2500 Euro pro Pkw aus, den die Stadträte im Frühjahr beschlossen hatten. 4000 Euro sollte es geben für Taxis und kleine Lieferfahrzeuge mit E-Antrieb. "Diese Summen sind zu niedrig", hatte damals bereits der Branchenkenner und Buchautor Michael Valentine-Urbschat kritisiert. Vertreter der Wirtschaft sahen das ähnlich. Denn noch immer sind E-Autos teuer. Als der Arbeiter-Samariter-Bund vor Kurzem drei E-Smarts für seine Altenpfleger beschaffte (und nicht mehr warten wollte, bis die Stadt endlich ihr Förderprogramm umsetzt), blätterten die Fuhrparkmanager - ausstattungsbereinigt - für jeden Stromer gut 5000 Euro mehr hin als für das gleiche Auto mit Benzinmotor unterm Blech.

Auf diesen Umstand will die Stadt nun reagieren - und die Förderung pro Fahrzeug deutlich anheben. Nach den Plänen von Umweltreferentin Stephanie Jacobs soll es künftig generell 4000 Euro pro Fahrzeug geben. Die Unterscheidung zwischen Pkw und leichten Liefer-Lkw sowie Taxis fällt weg. Zudem will Jacobs eine Art "Abwrackprämie" von 1000 Euro gewähren: Den Betrag gibt es, wenn der Gewerbetreibende sein altes Auto mit herkömmlichem Antrieb abschafft. Weitere 500 Euro Zuschuss will Jacobs zahlen, wenn der Unternehmer sich verpflichtet, das Auto zu 100 Prozent mit Ökostrom zu betreiben.

Bis zu 5500 Euro Förderung sind möglich

Unterm Strich sind also bis zu 5500 Euro Förderung pro Auto drin. Allerdings wird die Stadt die im Frühjahr beschlossene Förderhöchstsumme von 22,2 Millionen Euro vorerst nicht anheben. Es dürften also deutlich weniger geförderte Autos auf die Straße kommen als ursprünglich geplant, sofern nicht der Kämmerer weitere Millionen aus der Stadtkasse locker macht.

Jacobs sieht die Stadt dennoch auf dem richtigen Weg. Zudem haben ihre Mitarbeiter Antworten auf weitere Detailfragen ausgearbeitet: So ist nun klar, dass nur Gewerbetreibende mit Sitz in München in den Genuss der Förder-Euros kommen. Handwerker aus dem Umland beispielsweise, die regelmäßig in die Stadt hineinfahren, um dort Aufträge zu erledigen, werden die Förderung nicht beantragen können.

Bis zu 20 Fahrzeuge pro Unternehmen pro Jahr

Pro Unternehmen will die Stadt zudem bis zu 20 Fahrzeuge pro Jahr fördern; in den zwei Jahren, die das Förderprogramm läuft, seien also bis zu 40 Fahrzeuge je Firma möglich, sagt Jacobs. Und auch große Unternehmen, beispielsweise Paketdienstleister wie die Deutsche Post oder UPS, deren Firmensitz sich nicht in München befindet, sollen in den Genuss der Förderung kommen. Bedingung für sie: Jedes Flottenfahrzeug, das sie fördern lassen wollen, muss zumindest in München gemeldet sein.

Die alles entscheidende Frage allerdings wird sein, ob das Förderprogramm angenommen wird. Umweltreferentin Jacobs spricht von einem "großen Interesse" der Unternehmen. Auch bei der SZ-Umfrage signalisieren einige Firmen zumindest Interesse. "Wir prüfen das", heißt es etwa bei der Deutschen Bahn. Der Paketzusteller DPD habe "über eine Beteiligung Stand heute noch nicht entschieden", heißt es dort. "Praktische Einsatzmöglichkeiten" für die 100 Zustellfahrzeuge am Standort München "sehen wir aber durchaus".

Bei der Polizei denkt man über E-Autos nach

Deutlich weiter ist da Peter Köhl, Chef des Taxi Center Ostbahnhof und Herr über 52 Fahrzeuge, zwei davon mit reinem E-Antrieb, die 50 anderen sind mit Hybridtechnologie unterwegs. "Wir planen, über den gesamten Zeitraum fünf Fahrzeuge anzuschaffen", sagt Köhl. Auf lange Sicht, glaubt er, könne er sogar seine gesamte Flotte umstellen "abhängig von geeigneten Fahrzeugen und der Ladeinfrastruktur". Sogar die Polizei denkt mittlerweile über E-Antriebe nach, auch wenn sie das städtische Förderprogramm nicht in Anspruch nehmen kann.

An diesem Dienstag wird Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) drei BMW i3 im Streifenwagen-Design in Dienst stellen. Diese sollen in München, Nürnberg und Augsburg erprobt werden. Dabei werden aber auch die Grenzen der Technik deutlich: Wegen der begrenzten Reichweite werde man die Autos nicht im Streifendienst einsetzen, heißt es im Ministerium, sondern etwa zur Begleitung von Demonstrationen. Es wird also noch eine Weile dauern, bis die gesamte Flotte der Münchner Polizei mit 1200 Autos durch die Stadt stromert.

Busse und Räder

30 Millionen Euro steckt die Stadt über die nächsten zwei Jahre in die Förderung der E-Mobilität. 22,2 Millionen fließen direkt an Gewerbetreibende, die sich ein E-Mobil anschaffen. Der Rest teilt sich auf verschiedene andere Projekte auf: So ist unter anderem geplant, dass die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) zwei Elektrobusse beschafft und diese über mehrere Jahre testet. Die Stadt schießt dafür 1,35 Millionen Euro zu. Außerdem sollen etwa 50 Pedelecs in das neue Mietradsystem der MVG integriert werden, das in der kommenden Woche starten soll. Für den städtischen Fuhrpark sollen 25 Pkw und sieben Kleintransporter mit E-Antrieb beschafft werden, um die "Vorbildfunktion" der Stadt zu schärfen. Kritiker aber bemängeln, das seien zu wenige. Hamburg besitze heute schon mehr als 90 Stromer. mvö

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