Elefantenkalb Lola stirbt vor Operation:Tod des kleinen Elefanten

Lesezeit: 3 min

Schon vor der geplanten Herzoperation starb das Elefantenkalb Lola an einer Lungenembolie - ein riesiger Blutpfropfen hatte sein Herz geschwächt. Lola ist bereits das zweite Kind von Elefantenkuh Panang, das im Tierpark Hellabrunn verstarb.

Katja Riedel

Trotz höchsten medizinischen Aufwands ist das drei Monate alte Hellabrunner Elefantenkalb Lola am Samstagvormittag im Klinikum Großhadern gestorben. Ein Team aus Human- und Tiermedizinern wollte das Tier am Samstag im Klinikum am Herzen operieren. Doch der kleine Elefant, der zuletzt immer schwächer geworden war, starb während einer Computertomographie (CT) an einer Lungenembolie.

Foto aus glücklichen Tagen: Elefantenbaby Lola mit ihrer Mutter Panang im Elefanten-Außengehege des Tierparks Hellabrunn in München. (Foto: dpa)

Die Untersuchung sollte eigentlich das hohe Risiko des Eingriffs senken. Da eine CT in Hellabrunn nicht möglich gewesen wäre, hatte der Tierpark am Freitagabend entschieden, den dort vorbereiteten OP nicht zu nutzen, sondern die weltweit erste Elefanten-Operation am offenen Herzen nach Großhadern zu verlegen.

Infusionsnadeln steckten in beiden Ohren, als der kleine indische Elefant unter Narkose in den Tomographen geschoben wurde. Zuvor hatten ihn die Tierärzte um Zoodirektor Andreas Knieriem sediert, von der Mutter getrennt und in einer Transportkiste nach Großhadern gebracht. Im dortigen Tierversuchsbereich sollte Lola von einem Team um den Großhaderner Herzspezialisten Christoph Schmitz operiert und noch am Abend zur Mutter zurückgebracht werden.

Doch dazu kam es nicht mehr. Noch bevor die Ärzte mit der eigentlichen Untersuchung anfangen und ein Kontrastmittel spritzen konnten, setzte die Atmung aus. Eine Stunde lang versuchten die Ärzte, das Tier zu reanimieren. Als dies aussichtslos war, nutzten die Ärzte die Chance, die Todesursache im CT zu klären. Heraus kam, dass Lola auch der beste Herzchirurg nicht hätte helfen können.

"Sie hat uns die Entscheidung abgenommen, wir hätten sie einschläfern lassen müssen", sagte Tierparkchef Andreas Knieriem am Sonntag. "Es ist ein keines Wunder, dass sie so lange überlebt hat. Es zeigt, dass Elefanten richtige Kämpfer sind." Ein riesiger Blutpfropfen hatte sich im rechten Vorhof des Herzens gebildet, auch die Lunge war voller Thromben, bestätigte auch die Autopsie in der tiermedizinischen Pathologie am Sonntagmorgen. Falsche Gefäßbildungen, die die Ärzte zuvor als Ursache angenommen hatten und die sie operieren wollten, waren nicht zu finden. Das Herz war durch das Gerinnsel stark vergrößert.

Der wahrscheinlichste Grund, dass sich Thromben bilden, ist eine Blutgerinnungsstörung. Nur ein Gerinnungshemmer hätte das Tier wohl retten können - allerdings hätte der schon vor Monaten gegeben werden müssen, und da war Lolas Krankheit noch nicht zu erkennen. Seit Dezember war der junge Elefant kränklich, die Tierärzte gingen zunächst von einer Erkältung aus. Als sich ihr Zustand rapide verschlechterte, setzte der Zoo alles in Bewegung, um den kleinen Elefanten zu retten.

Elefantenbaby im Tierpark Hellabrunn
:Erste zaghafte Schritte

So schwer und doch so süß: Elf Tage nach seiner Geburt hat das Elefantenmädchen im Tierpark Hellabrunn den ersten Ausflug ins Freigehege unternommen. Mittlerweile wiegt das Baby stolze 90 Kilo - und nimmt jeden Tag ein weiteres Kilo zu.

Bilder.

Der Tierpark Hellabrunn war auch deshalb so alarmiert, weil schon das letzte Kalb der Elefantenkuh Panang, Jamuna Toni, vor zwei Jahren schwer erkrankte, nachdem es sich zunächst gut zu entwickeln schien. Doch dann konnte Jamuna nicht mehr stehen und laufen, ihre Beine wiesen zahlreiche Brüche auf. Ärzte diagnostizierten eine Stoffwechselerkrankung, die die Knochen brüchig werden ließ, das Tier musste deshalb eingeschläfert werden. Das Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung schloss damals neben Ernährungsproblemen auch einen genetischen Defekt als Ursache nicht aus. "Wir sehen keinerlei Hinweise auf eine genetische Ursache für den Tod von Jamuna und Lola, das weisen wir klar von uns", sagte Andreas Knieriem am Sonntag.

Auch Herzchirurg Christoph Schmitz hält dies für unwahrscheinlich. Dennoch würden genetische Untersuchungen der Eltern angestellt. Mutter Panang hatte vor Jamuna und Lola schon zwei Totgeburten erlitten und Jamuna nach der Geburt verstoßen. Darum zogen die Tierpfleger das Kalb damals mit der Flasche auf. Ob Panang noch einmal Mutter werden soll, wird der Zoo erst später entscheiden.

Die Ärzte, die Lola operieren sollten, seien sehr traurig gewesen, sagte ein Beteiligter. Auch aus wissenschaftlicher Sicht sind die Elefanten-Untersuchungen für die Humanmediziner wertvoll gewesen. Sie werten jetzt die Autopsie- und CT-Befunde aus. Die Frage, ob Verfahren der Humanmedizin anderen Säugetieren helfen können, sei jetzt klar zu bejahen, sagte Schmitz. "Wir haben Erkenntnisse gewonnen, die weltweit nicht existierten", sagte Schmitz. Diese werden er und sein Team publizieren.

Lolas Gesundheitszustand bewegte indes nicht nur die deutsche, sondern gar die Weltöffentlichkeit: Selbst Reporter der New York Times baten um Interviews. Am Samstagnachmittag hatten Elefantenmutter Panang und die Herde Gelegenheit, sich von Lola zu verabschieden. Das tote Tier legten die Pfleger auf den Boden, die Elefanten traten immer wieder heran und berührten den toten Körper mit ihren Rüsseln.

Begraben oder eingeäschert werden die sterbliche Überreste jedoch nicht. "Wir gedenken Lola nicht in einer Urne, sondern in unseren Herzen, " sagte Zoochef Knieriem.

© SZ vom 23.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Elefantentaufe in Hellabrunn
:Kokosmilch für Ludwig

In München hat sich der Name längst eingebürgert, nun heißt er auch offiziell so: Ludwig, mittlerweile sieben Monate alt und über 300 Kilogramm schwer, ist im Tierpark Hellabrunn getauft worden. Mit reichlich Kokosmilch.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: