Eklat:Richter schließt Angeklagten aus

Angel R. stört die Verhandlung im Mordprozess gegen ihn erneut

Von Susi Wimmer

"Er spielt immer ein Theater, er will was Besonderes sein und im Vordergrund stehen", sagt am Montag eine Zeugin im Prozess um den Mord an der Thalkirchner Straße aus. Sie redet von Angel R., der auf der Anklagebank sitzt und hämisch grinsend ihre Aussage registriert. Dann quatscht er wieder dazwischen. Und wieder. "Das ist jetzt die letzte Warnung, Herr R.", sagt Richter Michael Höhne barsch. Und dann platzt dem vorsitzenden Richter der Kragen und er schließt den 39-Jährigen kurzerhand vom Prozess aus. Nun wird ohne den Angeklagten weiterverhandelt. "Ich konnte es nicht mehr verhindern", sagt seine Anwältin Birgit Schwerdt.

Vom ersten Prozesstag an hatte Angel R. die Verhandlung gestört, auch an Tag vier kann er sich nicht bremsen. Eine Freundin erzählt von Snezhana K., mit der Angel R. liiert war. Sie hatte sich von ihm getrennt, das Sorgerecht für die beiden Kinder erstritten. "Er hat Snezhana nur ausgenutzt", erzählt die Freundin. Er habe sie geschlagen, ihr Haare ausgerissen; und er habe die meiste Zeit nichts gearbeitet. "Er hat Darlehen auf Snezhanas Namen abgeschlossen, teure Telefonverträge", und Snezhana habe drei Jobs gleichzeitig gehabt, um sich und die beiden kleinen Kinder zu ernähren. Trotz Kontaktverbots habe Angel R. die Frau nicht in Ruhe gelassen. "Es gab sogar ein Gespräch mit dem Jugendamt, dass Snezhana zur Sicherheit München verlassen und einen anderen Namen annehmen soll", erzählt die Zeugin. Diana, die große Schwester der Bedrohten, habe sich schützend vor sie gestellt. Diana habe die Starke gespielt, "aber sie hatte auch Angst vor Angel R.", so die Freundin. Eine Woche vor ihrem Tod soll Diana ihr erzählt haben, dass Angel R. sie bedroht habe. Zu anderen soll der 39-Jährige die Tat auch angekündigt haben: "Das Messer hab ich schon vorbereitet."

Dann sitzt noch ein Freund des Angeklagten im Zeugenstand. An jenem Abend, an dem Diana K. auf der Thalkirchner Straße erstochen wurde, tauchte Angel R. gegen 21 Uhr bei ihm an der Haustüre auf, erzählt er. "Er hatte eine rote Beule auf der Stirn und sagte, er sei geschlagen worden." Außerdem habe er dann noch erzählt, dass er "Unsinn" gemacht habe. Worin dieser "Unsinn" bestand, das habe er nicht gewusst. Angel R. habe ruhig und normal gewirkt. Richter Höhne hält dem Zeugen vor, dass seine Mutter, die ebenfalls an dem Abend anwesend war, erzählt habe, dass Angel R., als er von der "Schlägerei" erzählt habe, gelacht habe. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt. Angel R. wird dann wieder dabei sein. Wie lange, das wird sein Verhalten zeigen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: