Eis und Schnee:Rutschpartie im Park

Kälte von unten: Nach dem langen Frost verwandeln sich viele Wege in Eisbahnen. Was die Stadt dagegen tut - und was nicht.

Stephan Handel und Monika Maier-Albang

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Für die einen, die Kleinen zumeist, ist es eine Riesengaudi. Denn wann hat man schon mitten in der Stadt eine Eisfläche, auf der es sich nach Herzenslust herumrutschen lässt und die man nicht wie im Eisstadion mit vielen Menschen teilen muss, dass man sich vorkommt wie eine Sardine im Schwarm? Obendrein kann man nicht einbrechen in jenen Eisseen, die sich im Englischen Garten, im Nymphenburger Schlosspark oder entlang der Isar gebildet haben. Ungefährlich sind die natürlichen Rutschflächen trotzdem nicht. Und für Stürze, darauf weist Thomas Köster, der Verwalter des Englischen Gartens, hin, wird keine Haftung übernommen.

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"Betreten auf eigene Gefahr" - die Schilder hängen zwar das ganze Jahr über im Englischen Garten. Momentan kommt ihnen aber eine besondere Bedeutung zu. Denn nicht nur auf den unebenen Wiesen im Park, vor allem unterhalb des Monopteros', haben sich in den vergangenen Tagen zahlreiche Eisseen gebildet. Auch auf vielen nicht asphaltierten Wegen sind Eisplatten zu finden. Garantiert eisfrei sind in den Parks momentan lediglich die asphaltierten Straßen.

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Köster rät daher Fußgängern, abseits der Asphaltstraßen entweder besonders vorsichtig - oder eben gar nicht - zu gehen. Radfahrern empfiehlt er, den Park momentan ganz zu meiden. Denn draußen ist geräumt. Im Park aber kann die Verwaltung lediglich die asphaltierten Wege mit dem Schneepflug räumen; ein Teil der Erdwege ist zwar gekiest, aber das bietet auch keine Anti-Rutsch-Garantie.

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Das Eis auf Wegen und Wiesen ist die Folge eines meteorologischen Phänomens, das die vergangenen Wochen mit sich gebracht haben: Es gab zu Beginn des Winters zwar strengen Frost, aber kaum Niederschläge. Deshalb ist der Boden bis zu einem halben Meter tief gefroren. Und in der vergangenen Woche hat es dann kräftig geregnet. Der Regen gefror am Boden. Tagsüber, wenn die Sonne scheint und die Temperaturen über den Gefrierpunkt steigen, taut das Eis an der Oberfläche auf - und gefriert von unten her wieder. Gelegentlich sind auch Pfützen zu sehen, die sozusagen in einem Eisbett stehen, während Wasser doch eigentlich von oben her gefrieren sollte.

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Meteorologen übrigens sehen in der derzeitigen Wetterlage kein großes Problem, abgesehen vom Rat, generell im Winter auf seine Schritte zu achten. "Wir erwarten für Dienstag und Mittwoch etwas Schnee", sagt Volker Wünsche, Leiter der Münchner Niederlassung des Deutschen Wetterdienstes. "Grundsätzlich setzt sich aber die Hochdrucklage durch.Von Donnerstag an wird es tagsüber sonnig sein und zu leichten Plusgraden kommen, nachts und bei klarem Himmel kann es jedoch bis zu zehn Grad kalt werden." Eine Gefahr würde der Wetterexperte sehen, wenn es jetzt regnen würde - dann könnte der gefährliche Eisregen entstehen, bei dem das Wasser am Boden sofort gefriert. "Aber das ist nicht zu erwarten", sagt Wünsche. "Da gibt es ganz andere, dramatischere Lagen."

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Entspannt sieht auch das Baureferat, das für den Winterdienst zuständig ist, die Lage. Etwas mehr als neun Millionen Euro haben Räumen und Streuen in diesem Winter bislang gekostet, und wenn nicht noch etwas Unvorhersehbares geschieht, rechnet Referatssprecher Jürgen Marek mit Kosten in einer Größenordnung wie im vergangenen, recht milden Winter: zwölf Millionen. Das Problem mit den Eisflächen ist auch Marek bekannt, etwa vom Flaucher. Doch weil der im Winterdienstplan der Stadt nicht ganz oben steht, bleibt er gelassen: "Große Eisplatten kann man nicht bekämpfen, zumal an der Isar Salz verboten ist." Bleibt den Spaziergängern also nur eines - aufzupassen, wo sie hintreten.

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Für die Beschäftigten im Englischen Garten bedeutet dieses Wetter eine Menge Mehrarbeit. Jeden Morgen versuchen die Gärtner, die Hauptwege mit Kies trittsicher zu machen. "Auf den Nebenwegen schaffen wir das aber nicht", sagt Köster. Weil die empfindlichen Erdwege, deren Oberfläche aus einem Kies-Sand-Gemisch besteht, die scharfen Kanten der Schneepflüge nicht vertragen, verzichtet man aufs Schneeräumen.Der festgetretene Schneematsch, der tagsüber antaut und in der Nacht wieder gefriert, macht die Wege holprig. Auch die jetzt gefrorenen Rillen, die Radfahrer im Erdreich hinterlassen haben, sind nicht ohne: Man kann leicht umknicken. Und Salzen ist auch im Englischen Garten tabu, er ist Landschaftsschutzgebiet.Fotos: Robert Haas, Text: SZ vom 27.01.2009/pfau

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