Einzug von Eataly:Katerstimmung in der Schranne

Südländische Spezialitäten in der Münchner Schrannenhalle, 2014

"Man musste sich schon ganz schön reinhängen, um zu überleben", sagt Arvis Lokman, der in der Schrannenhalle Pizza und Antipasti verkauft.

(Foto: Robert Haas)
  • Die Stimmung bei den meisten Mietern in der Schranne ist schlecht. Hallenchef Hans Hammer hat ihnen allen gekündigt, damit die italienische Feinkostkette Eataly rechtzeitig zur Wiesn 2015 einziehen kann.
  • Auch die Feinkosthändler in der Umgebung machen sich Sorgen. Für sie könnte Eataly zu einer großen Konkrrenz werden.
  • Die Standlbetreiber auf dem Viktualienmarkt atmen unterdessen auf. Sie freuen sich, dass nun doch kein Edeka-Markt in die Schrannenhalle kommt.

Von Franz Kotteder

An diesem Samstag wollen die Marktkaufleute in der Schrannenhalle eigentlich die Gewinner des zweiten Lebkuchenwettbewerbs auszeichnen. Die Kunden mit den schönsten Lebkuchenbasteleien können dabei bis zu 1000 Euro gewinnen. Aber so richtig zum Feiern ist den Standbetreibern nicht mehr zumute, nachdem ihnen Hallenchef Hans Hammer in zwei parallelen Veranstaltungen verkünden ließ, dass Anfang April Schluss sein wird mit ihren Geschäften.

Er wolle zwar zusehen, dass die Frist für den Auszug bis zum 5. April verlängert wird, das ist der Ostersamstag. Danach aber ist Feierabend, dann baut die italienische Feinkostkette Eataly fünf Monate lang um. Sie will rechtzeitig zur Wiesn in der gesamten Halle die erste deutsche Filiale ihres kulinarischen Schlaraffenlands mit Markt, Restaurants, Manufakturen und Kochschulen rund um die italienische Küche eröffnen.

Am Tag nach der Kündigung sind viele in der Halle noch geplättet. Arvis Lokman hat erst seit sieben Monaten einen Stand für Pizza und Antipasti mit dem Namen "Loko's" und ist ziemlich sauer. Denn er hat viel Geld investiert und noch eine weitere Standfläche dazugemietet, um dort Tische aufstellen zu können. "Man musste sich hier ganz schön reinhängen, um zu überleben", sagt er, "und mit einem Schlag ist alles weg. Daran denkt keiner, auch nicht der Oberbürgermeister." Er will von seinem Anwalt prüfen lassen, ob er zumindest eine Abfindung erstreiten kann.

Sein Kollege Giuseppe Loggia, der das Bistro "Da Angelo" und eine Espressobar betreibt, ist hingegen erstaunlich gelassen: "Ich suche mir eben was Neues." Es sei schade, dass es vorbei sei, "bei mir lief es gut, ich war seit Januar 2011 hier". Der Umsatz habe immer gestimmt, meint er, deshalb werde ihm die Bank auch sicher einen Kredit für einen neuen Start geben. Er sagt, er sehe das Ende positiv und grinst: "Schließt sich eine Tür, so öffnen sich hundert!"

Ganz so optimistisch ist Kollege Matthias Gloßmann zwar nicht. Er verkauft im "Schwarzbrenner" Spirituosen, vor allem besondere Schnäpse. Auch er ist seit 2011 dabei und hat sich einen schönen Kundenstamm erarbeitet. "Wir haben noch einen Laden am Ammersee", sagt er, "aber wir werden uns auch wieder einen in München suchen." Schließlich habe man erst vor einem Jahr das Lager vergrößert. Letztlich sei das Ende jedoch absehbar gewesen, man habe ja auch immer wieder Italiener mit Plänen durch die Halle laufen sehen, und Eataly sei ja immer wieder mal als Interessent im Gespräch gewesen.

Der Viktualienmarkt atmet auf

Hallenbetreiber Hammer ist sich sicher, dass es zu keinen gerichtlichen Auseinandersetzungen wegen der Kündigungen kommen wird. "Es handelt sich ja um Gewerbemietverträge", sagt er am Freitag auf seiner Pressekonferenz zur Vermietung an Eataly, "und wir haben natürlich entsprechende Vereinbarungen in den Verträgen, damit wir da keine Schwierigkeiten bekommen." Er wolle seinen bisherigen Mietern aber nach Möglichkeit helfen, neue Räume zu finden.

Elke Fett, Sprecherin der Standlbetreiber vom Viktualienmarkt, ist zumindest froh, dass nun doch kein Edeka-Markt in die Schrannenhalle kommt: "Das wäre für uns schon eine große Konkurrenz gewesen." Sie ist skeptisch, ob Eataly sich durchsetzen kann: "Letztlich ist das auch nur Käfer auf italienisch." Sie stört vor allem, dass die Halle nun wieder fünf Monate lang Baustelle sein werde.

Klaus Witte vom Fischgeschäft Fisch Witte findet es hingegen "nicht so prickelnd", dass Eataly auch eine große Abteilung mit Fisch und Meeresfrüchten einrichten will. "Damit werden wir leben müssen", sagt er, aber schließlich habe man als spezialisierter Händler auch einen Vorteil.

Da trifft es Onofrio Caltagirone härter. Er hat erst vor zehn Monaten mit dem "Casa Italia" in der Westenriederstraße 10 einen italienischen Feinkostladen mit Stehtisch-Bistro aufgemacht - ein Eataly im Kleinformat. "Das ist Sch. . .", ist seine Reaktion. "Eataly ist ein Riese, der wird allen schaden." Ihm werde jetzt wohl etwas einfallen müssen, sagt er, eine Nische finden, vielleicht eine, die der große Konkurrent nicht ausfüllt. Aber sehr zuversichtlich sieht er nicht aus.

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