Einzelhandel:So will Münchens größtes Einkaufszentrum cooler werden

Pep Einkaufszentrum Neuperlach Modernisierung Erweiterung

So schick soll das Pep nach der Erweiterung aussehen.

(Foto: ECE / TH Real Estate / Broadway Malyan)
  • Zur Neueröffnung nach der Modernisierung soll im Pep ein Geschäft einziehen, das es bislang noch nicht gegeben hat.
  • Dazu hat das Management einen Wettbewerb ausgeschrieben: Bewerben können sich Start-ups, die noch nie einen Laden bespielt haben.
  • Der Gewinner bekommt 50 Quadratmeter zu einer günstigen Miete und Starthilfe für die Innenausstattung.

Von Theresa Parstorfer

Ein Schuh, der tagsüber eine flache Sommersandale ist und am Abend zum Stiletto wird, das könnte eine Marktlücke sein. Dachten sich zumindest die Gründer des Start-ups "Mime et moi" - übrigens allesamt Männer, die durch ihre Partnerinnen zu der Firmenidee inspiriert wurden. Seit zwei Jahren gibt es die Schuhe mit potenziell sieben verschiedenen Absätzen zum Umstecken online zu bestellen.

Aber einen Schuh, den würden viele Kundinnen doch gerne vor dem Kauf anprobieren, sagt Tim Haas, einer der Gründer: "Bei Adidas oder Nike, wo die Leute genau wissen, was sie bekommen, ist das weniger ein Problem. Aber bei einem Produkt wie unserem ist klar, dass man gerne erst einmal testen würde, ob das auch wirklich funktioniert." Bisher haben Haas und seine Kollegen das Risiko gescheut, eigens einen so genannten "Showroom" zu mieten.

Möglicherweise kann Axel Haug ihnen bald weiterhelfen. Er ist Manager des Einkaufszentrums Pep in Neuperlach, das seit zwei Jahren renoviert und um 8000 Quadratmeter vergrößert wird. Nach der für Mai geplanten Eröffnung wird es sich Münchens größte Shopping Mall nennen dürfen. So ein Superlativ ist immer gut für die Werbung, allerdings räumt Axel Haug ein, "dass Einkaufszentren doch relativ vergleichbar sind".

Nun will er dem Pep einen etwas individuelleren, jüngeren und hippen Anstrich verpassen - und zwar mit einem Wettbewerb. Eine "sehr prominente Ladenfläche" von 50 Quadratmetern hat er als Preis ausgeschrieben. Teilnehmen konnten Start-Ups, die noch nie eine eigene Filiale bespielt haben. Wie man beispielsweise an von Amazon eröffneten Supermärkten sieht, passt die Aktion durchaus gut zum derzeitigen Trend, dass der Online-Handel auch auf Filialen setzt. Zu gewinnen gibt es einen Einjahresvertrag zu günstigen Mietkonditionen, mit Aussicht auf Verlängerung, sollte sich das Konzept bewähren.

Günstige Konditionen, das heißt: den Quadratmeter für 15 Euro. Dadurch würde das Start-up eine Monatsmiete von 750 Euro zahlen. Normalerweise liegt der Preis in einem Einkaufszentrum wie dem Pep bei gut zehn Euro mehr pro Quadratmeter. Außerdem bekommt der Gewinner eine finanzielle Starthilfe für die Innenausstattung des Ladens in Höhe von 20 000 Euro.

Online-Voting bis 26. Februar

Nach der Bewerbungsphase hat eine Jury, in der neben Haug eine Vertreterin der Stadt München, der Hauptgeschäftsführer des bayerischen Handelsverbandes sowie zwei Partner des Einkaufszentrums sitzen, zehn Start-ups ausgewählt, die bis zum 26. Februar in einer Online-Abstimmung zur Wahl stehen. In der vergangenen Woche kam es dabei allerdings zu einer Panne: Auf einmal schnellten die Stimmen aller Bewerber um ein Vielfaches nach oben. Einen Stimmenzugewinn von mehr als 8000 verzeichnete beispielsweise das Schlusslicht "Bonny und Kleid", das zunächst nur 27 Stimmen hatte. Von ungefähr 4500 gereckten Daumen auf 50 277 und damit den ersten Platz schnellte "Paulikocht".

Anja Licht, Gründerin dieses Unternehmens, bei dem es um gesundes Essen und vorgekochte Mahlzeiten geht, saß gerade im Auto, als sie von einem Bekannten angerufen wurde, der fragte, was da los sei. "Ich habe viele Leute, die mich unterstützen, aber diese Zahlen sind völlig absurd", erzählt Licht, da müsse etwas schief gelaufen sein. Ist es auch, bestätigt Axel Haug vom Pep, die IT habe sich "selbständig gemacht". Das Voting wurde deshalb neu gestartet. Anja Licht hat schon viele Ideen, wie sie einen eigenen Shop gestalten würde. Um diese im Pep verwirklichen zu können, müssen alle zehn Konkurrenten auch ein Geschäftskonzept vorlegen.

Die Entscheidung trifft die Jury

Und wie steht es nun beim Voting? Am Montagnachmittag lag Anja Lichts Firma "Paulikocht" beim Voting auf Platz zwei, mit 1972 Stimmen, hinter der "Spicebar", die seit 2016 Bio-Gewürze über das Internet verkauft. Dieses Start-up hatte 2579 Stimmen. Die Schuhverkäufer mit den Wechselabsätzen waren Vierte, mit 288 Stimmen.

Eine Vorentscheidung ist damit aber noch nicht gefallen, denn der Wettbewerb ist nicht die letzte Stufe des Wettbewerbs. Am Ende wird die Jury entscheiden, welches Start-up den Laden bekommt. Und dabei wird auch eine Rolle spielen, wie realistisch den Juroren das Geschäftskonzept vorkommt.

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