Einweihungsfeier:Arbeitszimmer mit Gipfelkreuz

Horst Seehofer gewährt Einblick in die neue CSU-Zentrale in der Parkstadt Schwabing

Von Wolfgang Wittl

Es soll ja hin und wieder vorkommen, dass in Parteizentralen Weihrauch aufsteigt, wenn der große Vorsitzende vor seine Gefolgschaft tritt. Diesmal aber sind die aromatischen Rauchschwaden echt - und es ist auch nicht Horst Seehofer, der gerade spricht, sondern die evangelische Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler. Zusammen mit Domdekan Lorenz Wolf spendet sie der CSU am Freitag den Segen für ihre neue Landesleitung, doch zuvor trägt Breit-Keßler im besten Wortsinne eine Moralpredigt vor. Politiker ermahnt sie, auch bei Attacken "geistvoll und argumentativ" miteinander umzugehen. Vor allem aber hält sie ein Plädoyer gegen die zunehmende Verunglimpfung von Politikern. Demokratie sei "auch durch dumme Witze" zu beschädigen, warnt die Bischöfin.

CSU-Chef Seehofer ist von den nachdenklichen Worten angetan: Man werde sie sofort ins Grundsatzprogramm der Partei aufnehmen, scherzt er. Während sich im Erdgeschoss rund 150 Gäste bei Spargelragout, Fleischpflanzerl und Bratwürsten mit Kartoffelsalat die neue Landesleitung ansehen, gewährt Seehofer Journalisten Einblick in die nun heiligsten CSU-Hallen. Eine neue Epoche habe begonnen, das Gebäude in der Schwabinger Parkstadt werde Generationen von CSU-Politikern eine Heimstatt bieten. Seehofers Büro im vierten Stock allerdings ist überschaubar klein, repräsentativer zeigt sich das sogenannte große Arbeitszimmer nebenan. Moderne Glastische und schwarze Sitzmöbel, an den Wänden CSU-Fahnen und das Gipfelkreuz der Zugspitze, und, na klar, eine Büste von Franz Josef Strauß, dessen Namen das Haus auch jetzt wieder trägt.

Gleich mehrfach bezieht sich Seehofer in seiner Rede auf den CSU-Übervater, es ist eine Art Grundsatzerklärung, die er hält: Seehofer spricht über den Wert der Freiheit, der Gerechtigkeit und der Sicherheit, die nicht nur durch Polizisten, sondern auch durch Zuverlässigkeit hergestellt werde. Und wieder einmal macht er klar, dass der Wille der Bevölkerung der Maßstab seines Tuns sei.

Spritziger sind die Erzählungen, weshalb die CSU mit ihren hundert Mitarbeitern nach vier Jahrzehnten ihr Quartier an der Nymphenburger Straße in Richtung Mies-van-der-Rohe-Straße 1 verlassen hat. Die Fußbodenheizung in diesem "sehr, sehr stabilen Bauwerk" (manche sagten auch Bunker) habe leider keine Rücksicht auf die Jahreszeiten genommen und sei stets mit 35 Grad gelaufen, erinnert Generalsekretär Andreas Scheuer. Nun will sich die CSU im Münchner Norden so zeigen, wie sie sich selbst sieht: als moderne, offene Partei. 7000 Quadratmeter hat sie erworben. 4000 nutzt sie für sich und den Bayernkurier, die restlichen 3000 sind so gut wie vermietet. "Wir sind ein friedfertiger Nachbar", verspricht Seehofer.

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