Einstimmiger Beschluss:Stadt baut Friedhofs-Museum

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Besucher sollen Bräuche und Kultur von Bestattungen kennenlernen

Von heiner effern

Die Stadt will am Alten Südlichen Friedhof ein Informationszentrum und ein Museum zur Münchner Bestattungskultur einrichten. Das beschloss der Gesundheitsausschuss am Donnerstag. Einheimische und Touristen sollen auf diese Weise nicht nur mehr über Prominente wie Leo von Klenze oder Joseph von Fraunhofer erfahren, die hier beerdigt sind. Die Besucher sollen auch erleben, wie sich Bräuche und Kultur der Begräbnisse in den vergangenen Jahrhunderten verändert haben. Der Alte Südliche Friedhof sei als Natur- und Erholungsraum "ein Zeugnis der besonderen Münchner Lebensqualität", sagt Gesundheitsreferentin Stephanie Jacobs, die für das Münchner Sterbewesen zuständig ist. Nun könne er ein "einmaliges kulturhistorisches Aushängeschild in ganz Europa werden". Dazu sei neben den Gräbern, die eine Art Freilichtmuseum darstellten, "ein Ausstellungsbereich nach modernem Konzept und mit anschaulichen Exponaten" geplant.

Für das Informationszentrum soll an der Pestalozzistraße neu gebaut werden. Auch das Baureferat hat einen größeren Platzbedarf angemeldet. An einer Infothek könnten Besucher dort künftig Audio-Guides und Flyer leihen, um den historischen Friedhof auf eigene Faust zu entdecken. Interessante Gräber gebe es mehr als genug, erklärt das Gesundheitsreferat in einer Mitteilung. "Die bedeutenden Verstorbenen, die dort ihre letzte Ruhe gefunden haben, und ihre Geschichten sind so vielfältig, dass selbst in einer ausführlichen Friedhofsführung nur ein Teil davon gezeigt werden kann." Weniger opulent zeigen sich bisher die Optionen fürs Museum. Genauer gesagt, muss die Stadt erst Ausstellungsstücke suchen, wie es in der Beschlussvorlage für den Stadtrat heißt. "Geeignete bzw. ausreichende Exponate sind weder bei den städtischen Friedhöfen noch bei der städtischen Bestattung vorhanden." Die Planung soll nun vorangetrieben werden, ein Experte der Ludwig-Maximilian-Universität gefunden und ein Konzept erstellt werden. Die Kosten sind noch unklar, nur für die Ausstellung gibt es ein Preisbeispiel. Für eine Fläche mit 300 Quadratmetern sei mit etwa 540 000 Euro zu rechnen, heißt es vom Gesundheitsreferat.

Der Alte Südliche Friedhof wurde im Jahr 1653 von Herzog Albrecht V. angelegt, außerhalb der Stadtmauern Richtung Thalkirchen, da man dort die Pestopfer begraben ließ. Auf dem Gelände steht auch die Stephanskirche. Die Münchner nutzen ihn als Park zur Erholung, der Bestattungsbetrieb ist längst eingestellt. Nichtsdestotrotz erhofft sich die Friedhofsverwaltung offenbar auch einen Schub fürs Tagesgeschäft. Leiterin Kriemhild Pöllath-Schwarz zeigte sich im Stadtrat "hochzufrieden", dass das Infozentrum mit Museum nach etlichen Verschiebungen nun beschlossen wurde. Damit könne die Stadt in Zeiten, in denen Familiengräber offenbar eine immer geringere Rolle spielen, "für ihre Friedhöfe werben" und sogar "Kundenbindung betreiben".

© SZ vom 23.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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