Einheitsfeier in München:Die größte Party der Stadt

Zur Einheitsfeier am Dienstag und am Mittwoch werden 500.000 Besucher und viele prominente Gäste erwartet. Anwohner und Geschäftsleute rund um den Odeonsplatz brauchen gute Nerven - und ein wenig Toleranz. Was in München geboten ist. Mit interaktiver Grafik.

Tobias Dorfer, Florian Fuchs und Sven Loerzer

"Schwarz-Rot-Gold unter weiß-blauem Himmel", so hat Staatskanzleichef Thomas Kreuzer das Motto der Feiern zum Tag der Deutschen Einheit am Dienstag und am Mittwoch genannt. Die erwartete "fröhliche Feier" in der Innenstadt ist mit 2,5 Millionen Euro Kosten und mehr als 500 000 erwarteten Besuchern allerdings auch eine logistische Herausforderung für Sicherheitskräfte und Bahn - und nicht zuletzt ein Ärgernis für Geschäftsleute und Anwohner.

Veranstaltungen

Am Dienstag um 11 Uhr eröffnet Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) am Odeonsplatz die Feierlichkeiten, auf einem Bürgerfest und einer Ländermeile präsentieren sich Verfassungsorgane und Bundesländer. Neben zahlreichen anderen Veranstaltungen lädt Seehofer um 16 Uhr 300 Gäste zu einer Brotzeit in den Hofgarten, von 18.30 Uhr an gibt es ein Konzert auf dem Odeonsplatz. Der Feiertag selbst beginnt mit einem Ökumenischen Feiergottesdienst in der Kirche St. Michael, von 12 Uhr an steigt der offizielle Festakt mit Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Staatsoper. Neben Konzerten und der Amtsübergabe der Bundesratspräsidentschaft beschließt am Mittwoch um 20.30 Uhr eine Lichtshow die offiziellen Feierlichkeiten.

Fest zur deutschen Einheit - Veranstaltungsplan

Verkehr

Ludwigstraße und Leopoldstraße zwischen Odeonsplatz und Giselastraße sind bereits seit vergangenem Freitag nur noch für Anlieger mit dem Auto befahrbar. Am Mittwoch ist die Festmeile auch für Anlieger und Radfahrer gesperrt, hinzu kommen Straßensperren bei zahlreichen Zufahrten vom Altstadtring ins Kreuzviertel nördlich der Neuhauser Straße sowie ins Graggenauer Viertel rund ums Nationaltheater. Der U-Bahnhof Universität bleibt den gesamten Feiertag über gesperrt, die Bahn setzt im Abschnitt zwischen Lochhausen und Trudering zusätzliche Pendel-S-Bahnen ein. 18 Sonderzüge bringen Besucher aus anderen Städten nach München.

Sicherheit

Neben den Sicherheitskräften, die ohnehin schon durch das Oktoberfest gebunden sind, setzt die Polizei noch einmal 2500 Beamte ein, um sichere Feiern zu gewährleisten. Alleine 80 sogenannte Schutzpersonen befinden sich unter den hochrangigen geladenen Gästen: Diese gilt es genauso zu überwachen wie die Straßensperrungen und die Gegendemonstrationen. Polizei-Vizepräsident Robert Kopp erwartet 500 Teilnehmer, die am Mittwoch unter dem Motto "no love for a Deutschland" gegen die Einheitsfeiern protestieren wollen, darunter auch einige Autonome.

Einzelhandel

Der Interessenverband City Partner hatte bereits vor Wochen gefordert, dass die Läden in der Innenstadt am Tag der Deutschen Einheit zwischen 13 und 18 Uhr öffnen dürfen. Daraus wurde nichts: Stattdessen beschweren sich Inhaber von Geschäften nun über die Absperrungen. "Das ist absolut unmöglich", schimpft etwa Dorothée Mahnel, die ein Bekleidungsgeschäft am Odeonsplatz führt, "wir haben ohnehin schon alle ein bis zwei Wochen eine Demonstration oder ein Konzert hier." Mahnel beklagt "spürbar weniger Kunden" seit Beginn der Aufbauarbeiten am vergangenen Donnerstag. Optiker Michael Berner, der am Anfang der Theatinerstraße sitzt, versteht nicht, warum die Arbeiten so lange dauern. "Bei anderen Veranstaltungen sind die Beeinträchtigungen nicht so groß."

Anwohner

Bereits im Vorfeld der Aufbauarbeiten hatte es auch "einige besorgte Anfragen von Bewohnern vor allem des Schönfeldviertels gegeben", erklärt der Bezirksausschussvorsitzende der Maxvorstadt, Oskar Holl. Allerdings halten sich die Beschwerden der unmittelbaren Anwohner in Grenzen. Holl sagt, dass von der langen Sperre auch die Anwohner entlang der Umleitungsstrecken - Amalien-, Türken- und Barer Straße - stark betroffen seien. Diese müssten sogar noch mehr Verkehr und lange Staus verkraften. Doch die Münchner nehmen die ganze Sache bisher eher gelassen: Vielleicht liegt das Verständnis auch daran, dass die Staatskanzlei die Anwohner in einem vierseitigen Brief über das Fest informiert hat - und dabei betonte, dass die Feiern an "einen der glücklichsten Momente in unserer Geschichte" erinnern sollen.

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