Einheitsfeier im Oktober:MVG sperrt U-Bahnhof Universität

Angela Merkel kommt, Bundespräsident Gauck - und mehr als eine halbe Million Menschen: Die Einheitsfeiern am 3. Oktober werden für die MVG zu einer immensen Herausforderung. Wegen des befürchteten Andrangs wird erstmals eine U-Bahn-Station schon vor einer Großveranstaltung komplett abgeriegelt.

Marco Völklein

Erstmals in der über 40-jährigen Geschichte der Münchner U-Bahn wird in diesem Herbst bei einer Großveranstaltung eine Station schon im Vorhinein komplett abgeriegelt. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) plant, am 3. Oktober den U-Bahnhof Universität zu sperren.

U-Bahnhof Universität in München, 2010

Ohne Halt durchrauschen werden die U-Bahnen am 3. Oktober an der Station Universität - während oben auf der Ludwigstraße das Bürgerfest läuft.

(Foto: Catherina Hess)

Möglich sei auch, bereits am 2. Oktober von den Mittagsstunden an, die Station zu schließen. "Das machen wir abhängig von der Situation vor Ort", sagte MVG-Chef Herbert König auf SZ-Anfrage. Die Staatskanzlei plant am 3. Oktober zum Tag der Deutschen Einheit zwischen Odeonsplatz und Siegestor ein großes Bürgerfest, zu dem mehr als eine halbe Million Besucher erwartet werden. Zeitgleich läuft außerdem noch das Oktoberfest.

Vertreter von Polizei, Stadt, MVG und Deutscher Bahn arbeiten seit Monaten an Konzepten für diesen Tag. Denn neben dem Bürgerfest auf der Ludwigstraße findet auch noch ein Festakt mit 1500 prominenten Gästen statt, unter ihnen Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel - da gelten höchste Sicherheitsanforderungen.

Um nicht noch mehr Menschen in die Stadt zu locken, hatte die Stadtverwaltung bereits eine Anfrage von Einzelhändlern nach einer außerordentlichen Ladenöffnung an dem Tag abgelehnt. Am kommenden Donnerstag wollen Sicherheitsbehörden sowie Verkehrsunternehmen über das Sicherheitskonzept für den 3. Oktober informieren.

Mit der Schließung des U-Bahnhofs an der Universität zieht die MVG auch erste Konsequenzen aus dem Kollaps des Nahverkehrssystems beim Champions-League-Finale im Mai. Damals hatten Hunderttausende Fußball-Fans in die U-Bahn gedrängt, um zum Fröttmaninger Stadion oder zu den großen Public-Viewing-Veranstaltungen im Olympiastadion und auf der Theresienwiese zu gelangen.

Unter dem Druck der Massen war das U-Bahn-System fast zusammengebrochen, zumal zahlreiche angetrunkene Fahrgäste mutwillig die Notbremse zogen oder über die Gleise liefen. Auf den Bahnsteigen war kein Durchkommen mehr, in den Tunneln stauten sich die Züge. "Massive Abfertigungsprobleme" räumt auch König ein. Mit einem ganzen Bündel an Maßnahmen will der MVG-Chef bei Großveranstaltungen solche Situationen künftig vermeiden.

Zur Not kein Halt am Marienplatz

Oberstes Ziel wird es künftig sein, den "Zufluss von Fahrgästen in die U-Bahn" besser zu dosieren, sagt König. Dazu sollen die MVG-Ordner und Mitarbeiter der U-Bahn-Wache die Massen in Zukunft an den kritischen Stationen möglichst bereits an den Zugängen abfangen - und nicht erst im Sperrengeschoss.

Das bedeutet aber, dass allein am Marienplatz laut König bis zu 70 Sicherheitsleute im Einsatz sein werden. An anderen großen Knotenpunkten wie Sendlinger Tor und Odeonsplatz sieht es ähnlich aus. Das Problem ist, dass "der Markt für Ordnungskräfte so gut wie abgegrast ist", sagt König. Um am 3. Oktober genügend Leute zu haben, hat er bei acht Verkehrsunternehmen aus anderen Städten Helfer angefordert. Allein die Hamburger Hochbahnwache schickt 18 Mitarbeiter.

Dennoch sind aus Sicht der MVG nicht genügend Ordner zu beschaffen, um an allen kritischen Stationen gleichzeitig vertreten zu sein. Daher will König "die Zahl der Problempunkte reduzieren". Konkret heißt das, dass am 3. Oktober die Station Universität, die wegen der Feier auf der Ludwigstraße besonders stark frequentiert wäre, geschlossen wird. Das habe zudem den Vorteil, so König, dass man sich im U-Bahn-Tunnel unter der Ludwigstraße Luft verschaffe, um einen Dauerstau der Züge möglichst zu verhindern.

Eine weitere einschneidende Maßnahme in dem Konzept betrifft den Umsteigeknoten am Marienplatz. Sollte sich abzeichnen, dass zu viele Menschen auf die beiden U-Bahnsteige von U 3 und U 6 drängen und die Bahnen deshalb nicht mehr zügig abgefertigt werden können, sollen einzelne S-Bahnen "kurzfristig" die Station ohne Halt passieren. So soll verhindert werden, dass zusätzliche Fahrgäste auf die ohnehin überlasteten U-Bahnsteige drängen.

Zudem haben die MVG-Planer nach eigenen Angaben ihr "Zugeinsatzkonzept" überarbeitet: Künftig sollen einige Züge zur "kurzfristigen Disposition" in Abstellanlagen bereitgehalten werden, um sie flexibel dort einsetzen zu können, wo gerade Menschenmassen abtransportiert werden müssen.

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