Eineinhalb Jahre nach Attacke in S-Bahn:Keine Ehrung für Retter

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Er wurde von zwei Burschen brutal verprügelt, weil er Zivilcourage zeigte. Eine Ehrung durch das Innenministerium blieb dem 50-jährigen Retter trotzdem versagt, weil dieser vorbestraft ist.

Gerhard Summer

Er riskierte für Jugendliche seine Gesundheit, doch die öffentliche Anerkennung bleibt ihm versagt: Vor eineinhalb Jahren ist Peter Meding in einer S-Bahn am Bahnhof Tutzing von zwei Burschen brutal verprügelt und schwer an der Schuler verletzt worden, weil er sie daran hindern wollte, Schüler zu belästigen. Nun lud das Innenministerium den 50-Jährigen zu einer Ehrung ein - und wenig später wieder aus.

Er riskierte für Jugendliche seine Gesundheit, doch die öffentliche Anerkennung bleibt ihm versagt: Vor eineinhalb Jahren ist Peter Meding in einer S-Bahn am Bahnhof Tutzing von zwei Burschen brutal verprügelt worden. (Foto: Foto: AP)

Vorgestern zeichnete Innenminister Joachim Hermann zwölf Bürger für Zivlicourage mit der Sicherheitsmedaille aus. Meding ging leer aus. Denn, so die telefonische Begründung: Man habe bemerkt, dass Meding vorbestraft sei und seine Bewährung noch laufe. Der Bühnenbauer war vor einigen Jahren mit Rauschgift erwischt worden, wie er sagt. Ein Ministeriumssprecher erklärte gestern, sein Haus prüfe den Fall noch. "Vorbestrafte sind nicht grundsätzlich von einer Verleihung ausgeschlossen", allerdings solle der Geehrte ein Vorbild sein.

Der Held von Tutzing, wie er gern genannt wird, ist inzwischen zum Sozialfall geworden. Schon vor der Attacke in der S-Bahn war er vom Pech verfolgt und nach einer Bandscheibenoperation ein halbes Jahr lang ohne Einkommen gewesen. Doch nach dem 11. Februar 2008 kam es knüppeldick für ihn: Seinen Beruf als Veranstaltungstechniker bei Konzerten kann er wegen der Schulterverletzung nicht mehr ausüben, ohnehin ist er nach der langen Zeit "raus aus dem Geschäft".

Mit der Arbeitsgemeinschaft für Beschäftigung steht er auf Kriegsfuß. Sein Plan, mit einem Traktor Lohnarbeit für Bauern zu übernehmen, scheiterte gründlich: Er muss 1500 Euro Bußgeld bezahlen, die Polizei hatte ihn mit dem gerade gekauften, nicht zugelassenen Gefährt nahe Paderborn erwischt. Meding häufte in 18 Monaten 21.000 Euro Schulden an. Und seine Wohnung in Traubing ist ihm gekündigt worden, weil er mit der Miete im Rückstand ist. "Mir brennt der Kittel", sagt er, "ich hab eine Litanei von Sorgen, die ich nicht mehr bewältigen kann".

Seit kurzem gibt es wieder Hoffnung für ihn. Zeitungen und die Tagesthemen berichten über den vergessenen Retter, der wie Dominik Brunner in Solln Zivilcourage zeigte. Der Opferentschädigungsverband hat sich gemeldet, Tutzings Bürgermeister Stephan Wanner will helfen ("wir lassen ihn nicht im Regen stehen"). Meding sagt: Bis jetzt sei ihm einzig ein hochbetagtes Ehepaar zur Seite gestanden, Irene und Günther Wilbrand vom Weißen Ring in Starnberg. Und: "Es ist traurig, dass ein Menschen sein Leben verlieren muss, damit man sich an mich erinnert."

© SZ vom 23.09.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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