Eindrücke:"Eine Katastrophe für München"

Kaum ein Münchner, der sich nicht betroffen zeigt vom Tod des Modemachers. Ein Stimmungsbild vom Standort des High-Society-Modeladens von Rudolph Moshammers, wo sich Presse, Passanten sowie alte und ganz neue Bekannte versammelten.

Von Corinna Nohn

"Mosshammer ist tot", mit zwei S, steht auf dem Schild vor der Maximilianstraße 2, neben dem der Obdachlose Manfred sitzt. "Um Aufsehen zu erregen", erklärt der Hausmeister, der das DIN A4-Blatt aufgehängt hat, seine bewusst falsche Schreibweise.

Er müsste nur 200 Meter die Münchner Prachtmeile hinunter laufen, um zu sehen, dass der gewaltsame Tod des Modemachers auch ohne diesen Hinweis großes Aufsehen erregt.

Kaum eine halbe Stunde nachdem die Nachricht über den Ticker gelaufen ist, stehen zwei Dutzend Kameraleute und Reporter vor dem exquisiten Laden Moshammers. Sie stehen und warten auf Fans, auf deren Tränen und Blumen.

Jeder Passant bekommt ein Mikro unter die Nase gehalten oder soll für die schreibende Zunft einen Kommentar abgeben. Die meisten sind natürlich noch ahnungslos und erfahren erst jetzt vom Schicksal des Modemachers.

Betroffenheit unter den Passanten

"Tragisch" und "furchtbar" finden es alle, schließlich ist das soziale Engagement des Münchner Stars weithin bekannt. Kurzum: "Eine Katastrophe für München", meinen viele.

Einer aus einer Gruppe Jugendlicher, die sich wohl aus der Schule geschlichen haben, tönt, er sei für jedes Interview zu haben. Doch für ihn interessiert sich keiner.

Etwas anderes ist es mit einer älteren Dame, die zwar zuerst mit einem halbherzigen "Ich weiß ja gar nichts" abwinkt, dann aber doch den Fall Sedlmayr anführt und andeutet, es gebe da Parallelen.

Der Laden schließt

Derweil schleichen die Autos vorbei, neugierige Blicke nicht nur aus einem Bus für Stadtrundfahrten. Gegen elf Uhr schließt der Laden. Die Musik, mit der der Gehsteig sonst beschallt wurde, wird abgeschaltet.

Jetzt sichert die Polizei "den ordnungsgemäßen Ablauf".

Einige Möchte-gern-Celebrities gesellen sich zu den Journalisten. Sie scheinen nur darauf zu warten, um einen O-Ton gebeten zu werden. Und im Laufe der Interviews wird schnell mal aus einer flüchtigen eine gute Bekanntschaft. "In meiner Familie gibt es ja auch Homosexualität" — schon ist die Beziehung geschaffen.

Die wahren Freunde bleiben aus oder zumindest wortkarg — so wie jene Nachbarin, die kurz einen Strauß roter Tulpen vor dem Geschäft niederlegt und nach wenigen Sätzen dem Medienrummel den Rücken kehrt.

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