Einbruch-Serie:Polizei registriert im Januar in München auffallend viele Wohnungseinbrüche

Einbrüche

Diebe mögen Dunkelheit. "Sobald die Tage wieder heller werden, sinkt auch die Häufigkeit dieser Delikte", sagt der Polizeisprecher.

(Foto: dpa)
  • Im Vergleich zum Vorjahr wurde in München im Januar sehr viel eingebrochen.
  • Mehrfamilienhäuser sind in zwei von drei Fällen das Ziel der Einbrecher.
  • Die Polizei geht jedoch nicht von einem neuen Trend, sondern von einem "temporären und regionalen Phänomen" aus.

Von Thomas Schmidt

Die Zahl der Wohnungseinbrüche in München hat sich im Januar im Vergleich zum Vorjahr beinahe verdoppelt. Am stärksten gefährdet war der Westen der Stadt, etwa jeder zweite Einbruch wurde dort versucht oder vollendet. Die Polizei geht jedoch nicht von einem neuen Trend, sondern von einem "temporären und regionalen Phänomen" aus. Die Fallzahlen seien nur im Vergleich zum außergewöhnlich friedlichen Januar 2017 deutlich angestiegen, im langjährigen Vergleich lägen sie hingegen auf einem normalen Niveau.

Mit Beginn der dunklen Jahreszeit ab Oktober stiegen regelmäßig die Einbruchszahlen spürbar an, erklärt Polizeisprecher Benjamin Castro Tellez. Die genauen Zahlen für das Jahr 2017 veröffentlicht die Polizei erst in zwei Wochen, 2016 registrierten die Ermittler 188 versuchte und vollendete Einbrüche im Januar, also sechs pro Tag. "Üblicherweise besteht dieses Phänomen bis zum Ende des Winters fort", sagt Castro Tellez. "Sobald die Tage wieder heller werden, sinkt auch die Häufigkeit dieser Delikte." Diebe mögen Dunkelheit.

Wie der "Flipper" beim Einbruch hilft

Und sie mögen Mehrfamilienhäuser: Diese sind in zwei von drei Fällen das Ziel der Einbrecher. Denn freistehende Einfamilienhäuser sind häufig besser vor Einbrüchen geschützt. In großen Mietshäusern hingegen müssen es die Täter oft nur durch die Haustür schaffen, zum Beispiel indem sie so lange alle Knöpfe auf der Klingel drücken, bis jemand öffnet. Wohnungstüren sind häufig kaum ein Hindernis. Viele lassen sich schon mit einem länglichen Stück Plastik öffnen, das zwischen Rahmen und Tür geschoben wird, im Verbrecherjargon "Flipper" genannt. Außerdem können die Diebe in einem Mehrfamilienhaus an einem Tag mehrere Wohnungen hintereinander durchsuchen.

Warum die Fallzahlen Anfang dieses Jahres so deutlich gestiegen sind und weshalb der Westen stärker betroffen ist als der Rest der Stadt? "Schwer zu sagen", antwortet der Leiter des Einbruchsdezernats, Reinhold Bergmann. Die Ermittler können die Diebe meist nicht fragen, schlicht weil sie sie nur selten schnappen. Die Aufklärungsquote bei Einbrüchen ist niedrig, sie liegt bei gut zwölf Prozent. Über die restlichen 88 Prozent kann man nur spekulieren.

Diese zwei Tätergruppen gibt es

Grundsätzlich unterscheide die Polizei zwischen zwei Tätergruppen, erklärt Bergmann: Einerseits gibt es Einbrecher aus München. Viele von ihnen sind drogenabhängig und klauen in ihrer Heimatstadt, um sich die nächste Dosis leisten zu können. Andererseits gibt es reisende Banden, häufig organisiert in Familienclans. Sie quartieren sich nur für ein paar Tage oder Wochen in München ein, schlagen geballt zu und ziehen anschließend rasch weiter in die nächste Stadt. Weil solche Banden kommen und gehen, schwanken auch die Fallzahlen. Und die Ermittlungen gegen international vernetzte Verbrecher sind besonders komplex. Im vergangenen Jahr glückte der Münchner Polizei mit ihrer Ermittlungsgruppe "Cucina" ein Schlag gegen einen weitverzweigten Familienclan, der von Kroatien aus in ganz Europa Einbrüche organisiert hatte.

"Wenn wir die Täter nicht auf frischer Tat erwischen, dauern die Ermittlungen oft Monate", sagt Bergmann. Noch gebe es keine konkreten Hinweise, welche Täter für die vielen Delikte im Januar verantwortlich gewesen sind. "Wir versuchen, an die Hintermänner heranzukommen. Aber das ist ein enormer Aufwand." Beim "Cucina"-Fall hat die Münchner Polizei zuletzt bewiesen, dass sich dieser Aufwand lohnen kann. Und eine gute Nachricht hat Bergmann dann doch noch: "Im Februar", sagt er, "sah es schon wieder entspannter aus."

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