Einbahnstraße:Noch ein Monat Bedenkzeit

Verkehrschaos in der Brienner Straße in München, 2018

Gerade für Radfahrer ist die Brienner Straße gefährlich. Das Kreisverwaltungsreferat will 17 Parkplätze streichen und Pkw nur noch in eine Richtung fahren lassen, um die Situation zu entschärfen.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Wird die Brienner Straße zur Einbahnstraße? Auf Wunsch der CSU wird das Thema wohl vertagt - zum zweiten Mal schon

Von Andreas Schubert

Seit mehr als einem Monat schiebt sich nun noch mehr Schwerverkehr durch die Brienner Straße, seit der Altstadtringtunnel für Busse und Lastwagen gesperrt ist. Radfahrer haben es auf dem Abschnitt zwischen Odeons- und Maximiliansplatz nicht leicht. Aber wie es aussieht, ist so schnell keine Besserung in Sicht. Der Kreisverwaltungsausschuss will das Thema Verkehrsberuhigung an der Brienner Straße nun schon zum zweiten Mal vertagen, diesmal auf den Juli.

Das Problem ist folgendes: Im Prinzip ist man sich im Rathaus einig, dass eine Verkehrsberuhigung an dieser Stelle her muss. Das stimmen auch die Geschäftsleute zu, die in der Interessengemeinschaft Brienner Quartier organisiert sind. Ihnen geht es allerdings um den Erhalt von 17 Parkplätzen am Straßenrand. Doch genau diese will das Kreisverwaltungsreferat (KVR) streichen, um ordentliche Fahrradspuren einrichten zu können. Baulich wäre das nicht sehr aufwendig.

Das KVR schlägt eine sogenannte unechte Einbahnstraße vor. Das bedeutet, die Brienner Straße würde vom Odeonsplatz bis zum Amiraplatz zu einer Einbahnstraße für Autos. Linienbusse, dazu zählen auch die Busse für Stadtrundfahrten, sowie Radfahrer dürften dennoch weiterhin vom Maximiliansplatz her kommend Richtung Odeonsplatz weiterfahren. Um ausreichend Platz für Radler zu schaffen, müssten nach Ansicht des KVR aber die Stellplätze zwischen dem U-Bahn-Abgang und dem Wittelsbacherplatz wegfallen. So könnten auf beiden Seiten der Fahrbahn Schutzstreifen für die Radler geschaffen werden.

Eine andere, vom KVR verworfene Variante sieht eine unechte Einbahnstraße ohne Wegfall der Parkplätze vor, Radler bekämen dann nur einen Schutzstreifen entgegen der Einbahnrichtung. In Richtung Maximiliansplatz müssten sie sich weiter im Mischverkehr bewegen, was viele aus Sicherheitsgründen nicht wollen und deshalb auf den Gehsteig ausweichen. Das wiederum führt zu Konflikten mit Fußgängern und mit den Kunden der angrenzenden Läden. Das KVR lehnt diese Lösung deshalb ab. Verkehrsrechtlich ebenso nicht machbar sei eine echte Einbahnstraße, bei der Linienbusse mit einer Ampel in die Gegenrichtung gelotst werden und der Radverkehr in beide Richtungen fahren kann. So blieben die Parkplätze zwar erhalten, doch dann wären die Spuren für Radler immer noch zu schmal, was ein Sicherheitsrisiko darstellt, nicht zuletzt, wenn ein parkender Autofahrer unachtsam seine Fahrzeugtür öffnet.

Aus der CSU-Fraktion war am Montag zu hören, der Erhalt der Parkplätze sei essenziell. Zu einem endgültigen Urteil, was denn nun an der Brienner Straße passieren soll, ist die CSU allerdings noch nicht gekommen, weshalb das Thema, über das eigentlich an diesem Dienstag im Kreisverwaltungsausschuss abgestimmt werden sollte, im Einvernehmen mit der SPD-Fraktion vertagt werden soll. So wie schon im Januar, als das Thema erstmals aufgerufen wurde, die Stadträte aber noch weiteren Klärungsbedarf sahen. Ob weitere Beratungen inhaltlich etwas bringen, ist fraglich: Die SPD will in jedem Fall beenden, dass die Radler ständig auf den Fußweg ausweichen. Nach aktuellem Stand ginge das nur mit zwei Fahrradstreifen.

Die Grünen könnten mit der vom KVR vorgeschlagenen Variante - Wegfall der Parkplätze, unechte Einbahn - gut leben, zumindest vorübergehend, wie Stadtrat Herbert Danner sagt. Langfristig schwebt den Grünen aber vor, den Individualverkehr aus diesem Abschnitt zu verbannen - und zwar bereits ab der Kreuzung Ludwigstraße/Von-der-Tann-Straße. Wenn die Sanierung des Altstadtring-Tunnels abgeschlossen sei (voraussichtlich 2023), dann bestünden neue Verkehrsbeziehungen, die das Befahren der Achse überflüssig machten. Das ist aber erst möglich, wenn Autos wie geplant vom Tunnel direkt in den Oskar-von-Miller-Ring einbiegen können. Danner sagt, man wolle das Thema noch diese Woche beschlussmäßig behandelt wissen. Einer Vertagung auf Ende Juli werden die Grünen deshalb voraussichtlich nicht zustimmen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: