Ein Kraftakt:Die Neue räumt auf

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"Noch beim Kassensturz": Die neue Sozialreferentin Dorothee Schiwy hat einiges zu tun. (Foto: Florian Peljak)

Dorothee Schiwy organisiert das Sozialreferat von der Spitze her neu. Der Stab wird halbiert, ein Controlling wird eingebaut. Für manche Mitarbeiter ist der straffe Führungsstil mit schriftlichen Anweisungen und kurzen Fristen ungewohnt

Von Sven Loerzer

Nach dem jähen Ende der Amtszeit von Brigitte Meier als Sozialreferentin kommt das Sozialreferat noch nicht zur Ruhe. Die Juristin Dorothee Schiwy, die zum 1. Juli die Nachfolge angetreten hat, strukturiert das Referat von der Spitze her völlig neu. Der Stab von Mitarbeitern im Referenten-Büro, den Brigitte Meier im letzten Amtsjahr erheblich aufgestockt hatte, wird praktisch halbiert. Die ersten Veränderungen hat Schiwy bereits vollzogen. So ist die Personalentwicklung, um die sich früher die Stellvertreterin der Referentin selbst kümmerte, wieder der Geschäftsleitung unterstellt worden. Auch die Abteilung Sozialplanung, die vor einem knappen Jahr in die Referatsleitung umgegliedert wurde, ist wieder in der Geschäftsstelle angesiedelt. Mitte September soll nun der Flüchtlingsstab mit seinen zwölf Stellen ins Amt für Wohnen und Migration zurückkehren. Vor einem Jahr hatte Meier dem Amt die Zuständigkeit für die Schaffung neuer Unterkünfte entzogen.

Den Flüchtlingsstab als kleine Einheit sieht Schiwy als Parallelstruktur zum Amt für Wohnen und Migration. Sie vertraue auf die Expertise seines Leiters, es sei "nicht notwendig, weiter eine Doppelstruktur zu fahren", zumal dadurch auch Reibungspunkte im Alltag entstünden. Nun soll sich das zuständige Amt wieder "vollumfänglich" um die Unterbringung von Flüchtlingen kümmern, erklärt Schiwy.

Ohne ihre Vorgängerin direkt zu kritisieren, lässt die neue Chefin erkennen, dass ihr ein Stab mit 30 Mitarbeitern viel zu groß ist. Da hänge dann viel zu viel an der Referatsspitze: "Es gibt vieles an Themen, was man anpacken muss, da brauche ich die inhaltliche Unterstützung meiner Stellvertretung." Für den Stadtdirektoren-Posten, der nach Schiwys Wechsel auf den Chefsessel inzwischen stadtintern ausgeschrieben wurde, ist Sebastian Groth, Leiter der Abteilung Sicherheit und Ordnung im Kreisverwaltungsreferat, im Gespräch, der bereits als Jurist im Sozialreferat tätig war. Er hat nicht nur Gespür für soziale Themen, wie er im Umgang mit der ihm unterstellten Heimaufsicht bewiesen hat. Sondern er gilt ebenso als umsichtig wie verwaltungserfahren und könnte damit genau der richtige Mann an Schiwys Seite sein, um das Sozialreferat aus den organisatorischen Schwierigkeiten der vergangenen Jahre wieder in ruhigeres Fahrwasser zu lenken.

Das freilich dürfte ein Kraftakt werden. Im Herbst soll auch die Umorganisation bei den zwölf Sozialbürgerhäusern der Stadt beginnen, die künftig nicht mehr eine eigene Leitung im Sozialreferat haben, sondern direkt der Referatsspitze unterstellt werden. Dazu soll ein Controlling und eine Steuerungsunterstützung aufgebaut werden. Damit soll sichergestellt werden, dass man auf Probleme wie etwa zuletzt bei der Wirtschaftlichen Jugendhilfe, wo Rückforderungen für die Unterbringung und Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in Millionenhöhe zu verjähren drohten, schneller reagieren kann.

In vielen Bereichen arbeiten die rund 4300 Beschäftigten des Sozialreferats an den Grenzen ihrer Belastbarkeit. 600 Stellen sollen offen sein - eine Zahl, die Schiwy nicht bestätigen will: "Ich bin noch beim Kassensturz." Doch angesichts des demografischen Wandels, aber auch des jährlichen Münchner Einwohnerzuwachses in der Größenordnung einer Kleinstadt, müsse die Arbeit, die auf das Sozialreferat zukommt, auf mehr Schultern verteilt werden, sagt sie. Ebenso will sich Dorothee Schiwy ein Bild davon machen, wie viele Stadtrats-Anträge unbearbeitet liegen geblieben sind.

Für manche Mitarbeiter des Sozialreferats, an dessen Spitze zuvor zwei Sozialpädagogen standen, ist der neue, straffe Führungsstil mit schriftlichen Anweisungen und kurzen Fristen für die Erledigung von Aufträgen reichlich ungewohnt. Ganz offenbar ist das geprägt vom Arbeitsstil, den sich Schiwy in zwölf Jahren als Stabschefin im Büro des früheren OB Christian Ude zu eigen gemacht hat. "Stringent vorgehen", nennt sie das. Schließlich seien die Organisationsschwierigkeiten im Sozialreferat monatelang öffentlich diskutiert worden. "Klare Strukturen zu schaffen dient der Zufriedenheit aller."

© SZ vom 05.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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