Eien Runde frischer Ideen:Diese jungen Leute

Zu den Munich Young Leaders zählt, wer unter 40 ist

Von Pia Ratzesberger

Gerade spricht Herbert Raymond McMaster im Bayerischen Hof, er redet über die Wahlen in den USA und den Einfluss Russlands. Er ist der Sicherheitsberater des Präsidenten Donald Trump, aber das ist für diese Geschichte vielleicht nicht so wichtig wie sein Alter. McMaster ist 55 Jahre alt und er passt daher ganz gut in die Reihe. Denn die meisten Menschen, denen man an diesem Wochenende auf der Münchner Sicherheitskonferenz begegnet, sind um die 50, um die 60 Jahre alt, in jedem Fall älter als 40. Ein paar Häuser weiter trifft sich deshalb jetzt am Samstagmittag eine Gruppe jüngerer Leute abseits der Kameras.

Da ist zum Beispiel Imen Ben Mohamed aus dem Parlament in Tunis. Da ist Julia Friedlander aus dem Weißen Haus in Washington. Da ist Jean-Baptiste Jeangène Vilmer aus dem Verteidigungsministerium in Paris oder Ivonne Bollow aus einem Konzern in Düsseldorf. Sie alle sind auf Einladung der Sicherheitskonferenz und der Körber-Stiftung nach München gekommen, Munich Young Leaders nennt sich das Programm. Während der Konferenz treffen 25 junge Leute auf Politiker, debattieren, geben im besten Falle neue Ideen mit, einen anderen Blick. Die Munich Young Leaders sollen ein wenig Swag in die Sicherheitskonferenz bringen. Wobei man dazu sagen muss, dass "jung" bei der Sicherheitskonferenz etwas anderes bedeutet als zum Beispiel auf Twitter, wo der 28-jährige Juso-Vorsitzende Kevin Kühnert den Hashtag #diesejungenleute gesetzt hat. Jung zu sein heißt hier, unter 40 zu sein.

Die lange Tafel im Hotel Lovelace ist gedeckt, die Hoffnungsträger setzen sich. Sie haben am vorigen Tag bereits den Emir von Katar, Tamim bin Hamad Al Thani, getroffen, jetzt tritt Tzipi Livni durch die Tür - die frühere Außenministerin von Israel. Sie erzählt erst einmal, wie sie die Situation ihres Landes wahrnimmt, die Beziehungen zu anderen Staaten. Die Gruppe lauscht. Wie immer gelte natürlich die Chatham House Rule, heißt es am Tisch. Was die 25 Menschen bei diesem Essen erfahren, dürfen sie zwar verwenden, dürfen aber keine Quelle nennen, nicht einmal offenlegen, dass sie die Informationen aus eben dieser Konferenz haben. Alles vertraulich. Was in dieser Runde allerdings auffällt und das wird ein Thema sein, das auch Tzipi Livni anspricht: Die Frauenquote ist deutlich besser als auf der sonstigen Sicherheitskonferenz.

Vier Plätze von der frühen Außenministerin Israels entfernt sitzt Ivonne Bollow, 36. Sie hat früher einmal im Bundestag gearbeitet, auch im Auswärtigen Amt, heute ist sie bei einem Konzern. Für die Munich Young Leaders kann man sich nicht selbst bewerben, man muss vorgeschlagen werden. Die deutschen Botschaften im Ausland benennen Kandidaten, die deutschen Teilnehmer wiederum kommen meist aus dem Netzwerk Außenpolitik der Körber-Stiftung, auch Ivonne Bollow. Gestern zum Beispiel auf der Bühne, sagt sie, da seien wieder vor allem Männer gestanden und zwischen ihnen nur eine Frau. Bollow fand gerade deshalb die kanadische Außenministerin so interessant. Chrystia Freeland nämlich sprach davon, dass man den Zusammenhalt in den Gesellschaften wieder stärken müsse. Und dass man dafür eben auch die Frauen stärken müsse.

Überhaupt, der fehlende Zusammenhalt. In einer Runde haben sie debattiert, wie die Welt im Jahr 2030 aussehen wird, ihre Ängste benannt und ihre Hoffnungen. Eine der Ängste: dass die Menschen nicht mehr miteinander in Gespräch kommen, der Populismus stärker wird. Eine der Hoffnungen: dass Reden eben doch hilft. Deshalb sind sie alle da.

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