Effizient gewinnt:Ein Liter für fast 17 000 Kilometer

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Auch beim Bau extrem sparsamer Autos gehören Münchner Studenten zur Weltspitze

Von Jakob Wetzel

Der Shell Eco-Marathon ist nicht gerade die Formel 1. Front- und Heckspoiler sucht man hier vergebens, man hört keine aufjaulenden Motoren, sieht auch keine rasanten Überholmanöver. Der Erste im Ziel will ohnehin keiner sein, denn wer zu schnell ist, der verliert: Er verbraucht zu viel Energie. Kurz vor dem Ziel schalten die Fahrer ihre Motoren aus und lassen die Fahrzeuge ausrollen. Denn beim Eco-Marathon geht es nicht um Geschwindigkeit, sondern um Effizienz. Und was die angeht, gehören Studenten der Münchner Hochschulen derzeit zur Weltspitze.

Zuletzt, im Mai, belegten Studierende der Hochschule München beim Eco-Marathon Europa in Rotterdam, Platz drei in der Wettbewerbsklasse der Prototypen mit Wasserstofftechnik. Gefahren wurden zehn Runden, insgesamt etwas mehr als 16 Kilometer, dafür hatte jedes Team maximal 39 Minuten Zeit. Die Hochschule schickte ihre Studenten-Gruppe "Hydro2Motion" ins Rennen, ihr Fahrzeug haben sie "Homer" getauft. Es ist ein aufwendiges Gefährt: Eine Brennstoffzelle verwandelt gasförmigen Wasserstoff in Strom, ein Elektromotor setzt diesen in Bewegungsenergie um. Rechnet man den Verbrauch hoch, wäre das Fahrzeug mit einem Kubikmeter Wasserstoff 603 Kilometer weit gekommen.

In einer anderen Kategorie landete ein Münchner Team gar auf dem ersten Rang: Studierende der Technischen Universität (TU) hatten den sparsamsten Prototypen mit Batterie-elektrischem Antrieb von allen konstruiert. Eine Kilowattstunde Energie hätte ihren "eLi15" 863 Kilometer weit getragen - auch das ist eine Hochrechnung. Das Idealtempo beim Eco-Marathon liegt bei knapp 25 Kilometern pro Stunde; für 863 Kilometer hätten die Studenten also mehr als 34 Stunden lang fahren müssen.

Schwarz ist er, der eLi15, mit einer blauen Wellenlinie darauf. Ansonsten ist er dem weißen Fahrzeug der Hochschule zumindest optisch ähnlich. Beide sehen aus wie eine vorne und hinten zugespitzte Zigarre auf drei Rädern. Einem stehenden Erwachsenen reichen sie ungefähr bis zum Knie. Ein bis zwei Personen können sie mühelos anheben, im Einsatz ist das mit Abstand Schwerste an ihnen der jeweilige Fahrer. Für die gilt zum Beispiel beim Eco-Marathon ein Mindestgewicht von 50 Kilogramm.

Das Design des eLi15 sei im Windkanal optimiert worden, sagt Johannes Gruber. Der 22-Jährige studiert Betriebswirtschaft an der TU und ist Mitglied des "Tufast Eco Teams", das das Elektrogefährt zusammengesetzt hat. Mit den Kommilitonen vom "Tufast Racing Team" teilen sie sich eine Werkstatt in Garching, die Gruppen helfen sich zuweilen gegenseitig - auch wenn die Projekte kaum vergleichbar sind. Einmal habe eines ihrer sparsamen Fahrzeuge immerhin 60 Kilometer pro Stunde erreicht, erzählt Gruber. Allerdings nur kurz, und es ging deutlich bergab. Was ihr Fahrzeug ansonsten leisten könne, hänge von vielen Einzelheiten ab, etwa vom Motorregler. In Rotterdam hätten sie diesen selbst konstruieren müssen, sagt Gruber. Mit einem zugekauften Regler dagegen habe das Fahrzeug beim Wettbewerb "Educeco" in Colomiers bei Toulouse zuletzt noch erheblich weniger verbraucht: Eine Kilowattstunde habe dort für 1888 Kilometer gereicht. Das entspräche einem Auto, das mit einem Liter Super-Benzin 16 850 Kilometer weit fährt. Auch in Colomiers belegten die TU-Studenten damit den ersten Platz.

© SZ vom 02.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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