Zum Jahresabschluss:Skater, Songs und Schweine

Sommerkonzert Gym Grafing

Wenn Helena Peschel und Jakob Skudlik musizieren, werden selbst die Jüngsten beim Sommerkonzert des Grafinger Gymnasiums ganz still.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das Konzert des Gymnasiums Grafing ist äußerst vielfältig

Von Amelie Hörger, Grafing

"Endlich frei!": So lautet das Motto des diesjährigen Sommerkonzertes des Gymnasiums Grafing. Vielleicht ist dies auch als Anregung für den Zuschauer zu verstehen, sich einmal von der klassischen Definition des Begriffes "Konzert" zu lösen, denn in der Stadthalle werden an diesem Abend nicht nur musikalische Beiträge dargeboten. Genauso stehen nämlich Tanz, Theater und Akrobatik auf dem Programm der dreieinhalbstündigen Veranstaltung.

Als zu Beginn ein sanfter Gong die Besucher der Stadthalle zu ihren Plätzen ruft, und das Licht langsam gedimmt wird, erstirbt nach und nach das Flüstern und das aufgeregte Getuschel der teilnehmenden Schüler sowie deren Eltern und Großeltern. Zögerlich betritt die Big Band unter Leitung des Schulleiters Paul Schötz die große Bühne. Einen Dresscode gibt es nicht, doch die meisten Schüler haben sich für das Konzert herausgeputzt. Schließlich will die Big Band mit ihrem ersten Stück echtes Musical-Flair nach Grafing holen. "Broadway Memories" von Stephan Genze soll dabei helfen und liefert den Einstieg in den abwechslungsreichen Abend.

Nach einer kurzen Begrüßung gibt Schulleiter Schötz das Mikrofon freudig an die Moderatoren ab: die Kinder selbst. Auf Hoverboards, Inlineskates, Skateboards und Rollschuhen flitzen sie todesmutig über die Bühne, um das nächste Theaterstück oder die folgende Band anzukündigen. Auch wenn die Mikros an diesem Abend einfach nicht mitmachen wollen, sondern lieber Rauschen oder Stille liefern, schlagen sich die jungen Moderatoren tapfer. So verkündet ein junges Mädchen so laut, dass auch die hinteren Reihen sie verstehen können: "Also, ich liebe ja modernes Theater" - und gibt damit den Startschuss für eine etwas andere Version des Grimm'schen Märchens "Hans im Glück".

Da wird erst einmal ein weißer Vorhang vorgezogen, der das Geschehen auf der Bühne verdeckt. In einem großen, gleißenden Lichtkegel taucht auf einmal der Schatten eines Jungen auf, bewaffnet mit Kap und Rucksack, und eine leise Mädchenstimme beginnt zu erzählen: "Hans hatte sieben Jahre für eine Burgerkette geschuftet...". Schon jetzt ist allen klar: Hier wird dem Original von 1820 ein neuer Anstrich verpasst, und die moderne Version findet durchaus Anklang. Besonders herzlich lachen müssen die Zuschauer, als im Schattenspiel eine als Schwein verkleidete Schülerin auf einem Skateboard erscheint.

Doch auch ernste, ruhigere Töne werden in der ersten Hälfte des Abends angeschlagen. Besonderen Beifall erhält Timo Lass, der mit flinken Fingern den "Zug der Zwerge" von Edvard Grieg am Klavier zum Besten gibt, und als Jakob Skudlik den Platz am Flügel einnimmt und gemeinsam mit Helena Peschel am Cello das stimmungsvolle Lied "Bring him home" aus dem bekannten Musical "Les Miserables" auf die Bühne zaubert, werden selbst die Jüngsten im Publikum ganz still.

Laut und lässig präsentieren sich dagegen die Hip-Hop-Girls der 6 c, die zu einem modernen Popsong von Charlie Puth ihr Können zeigen. Und die Akrobatikgruppe stimmt schon einmal auf die baldigen Sommerferien ein: Mit Taucherbrillen auf den Nasen entführen die Kinder, purzelbaumschlagend, das Publikum an einen Badestrand. Da passen die mehrstöckigen Pyramiden, welche auf der Bühne gebaut werden, durchaus ins Bild. Vor der Pause wird es dann wieder musikalisch: Das Orchester spielt die Titelmelodie von "Pirates of the Caribbean", komponiert von Klaus Badelt, denn diese schafft nicht nur gute Laune, sondern sorgt auch für eindrucksvollen Abschluss. So lässt es sich doch gut in die Pause schippern, in der man sich bei belegten Broten aus der Kombüse schon auf weitere Abenteuer freuen kann.

Die zweite Hälfte des Abends ist deutlich musikalischer geprägt und vor allem den älteren Schülern vorbehalten. So gibt der große Chor einige Pophits zum Besten und die Percussiongruppe rockt zu einem Song, der kaum passender für so ein Ensemble sein könnte: "Let's Drum" von Simone Suski. Verschiedene Bands, jeweils personell und instrumentell unterschiedlich zusammengesetzt, zeigen ihr Können. Von A wie A cappella bis V wie Volksmusik sind die Beiträge vielfältig und bunt. Aber selbst die Band Friday Night Jam, die auf Zuruf nach ihrer Interpretation von Michael Jacksons "Billie Jean" sogar eine Zugabe spielt, kann sich nicht mit dem Jubel messen, der zum Ende erklingt. Denn alle, die am Konzert beteiligt waren, haben am nächsten Tag die erste Stunde frei - oder sollte man besser sagen: Sie haben "endlich frei"? Der Fingerzeig-Titel, der hat offenbar gewirkt.

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