Zu viel Bürokratie:Grass21 steigt aus Bundesförderung aus

Zu viel Bürokratie: Skaten, Waveboarden oder auch mal Klettern: Die von Grass21 organisierten Skatertage in Grafing sind seit vielen Jahren der ideale Auftakt der Sommerferien.

Skaten, Waveboarden oder auch mal Klettern: Die von Grass21 organisierten Skatertage in Grafing sind seit vielen Jahren der ideale Auftakt der Sommerferien.

(Foto: Christian Endt)

Das Aktionsbündnis zieht sich aus dem "Demokratie leben"-Programm des Familienministeriums zurück. Es soll aber Ersatz geben.

Thorsten Rienth

Über 750 000 Euro sind in den vergangenen Jahren an Fördermitteln aus dem Bundesprogramm "Demokratie leben" an das Aktionsbündnis "Grass21" in den Landkreis geflossen - eine wahrlich stattliche Summe. Die Frustration über die Bundes-Bürokratie ist trotzdem so groß, dass die beiden Gründergemeinden Grafing und Assling ihren Ausstieg angekündigt haben. Am 15. Juni sei Schluss, sagte Grafings Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne).

"Die Verwaltungs- und Abrechnungsarbeit belasten den Leiter der Koordinierungsstelle, die beiden Jugendpfleger, den zuständigen Referatsleiter und auch die Kämmerei der Stadt", hatte die Rathauschefin zuvor dem "Grass21"-Begleitausschuss aufgezählt. "Der Aufwand steht in keinem Verhältnis mehr zu den Fördermitteln, das ist wirklich nicht mehr verantwortbar."

20 bis 30 Seiten Dokumentation werden fällig- für ein Projekt des Schwimmvereins

Um die Problematik zu veranschaulichen, hob Grafings Jugendpfleger Himo Al-Kass sogleich einen Stapel Papier hoch, zwischen 20 und 30 Seiten vielleicht. "Das ist die Abrechnung und Dokumentation vom Projekt eines Schwimmvereins", sagte er. "Und die Seiten sind noch nicht einmal geprüft." Bis die Förderung - womöglich nur einige hundert Euro - fließe, sei er bei manchen Projekten mehr als einen kompletten Arbeitstag beschäftigt. "Diese Zeit sollte ich eigentlich bei den Jugendlichen draußen sein und nicht am Schreibtisch sitzen."

Richtig ist allerdings auch, dass das Interesse am im vergangenen Jahr auf Landkreisebene ausgeweiteten "Grass21" schleichend nachgelassen hatte. Die zum Beispiel für den Sommer geplante Grafinger Demokratiekonferenz musste die Stadt wegen zu geringer Anmeldezahlen notgedrungen absagen. Auf rund 500 verschickte Einladungen habe es gerade einmal 25 Anmeldungen gegeben.

"Grass21" aus der Bundesförderung auszuklinken, sei ausdrücklich keine politische Entscheidung etwa über Qualität oder Ausrichtung der Projekte, stellte Bürgermeisterin Obermayr klar. "Da ist wirklich wertvolle und gute Arbeit geleistet worden." Auch Kreisjugendamtsleiter Christian Salberg nahm die "Grass21"-Aktiven um die Jugendpfleger Felix Aschauer, Erwin Mehl und eben Al-Kass in Schutz. "Nur wegen der Fördermittel einen Papiertiger zu befriedigen, das geht nicht. Dann sollte man es lieber nach dem Motto 'klein, aber fein' machen."

Genau das soll nun geschehen: "Die freiwerdenden finanziellen und personellen Ressourcen wird die Stadt Grafing in die Jugendarbeit investieren, um punktgenau vor Ort handeln zu können", kündigte Obermayr an. Aus Assling gibt es ähnliche Signale.

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