Zorneding:Zorneding leuchtet

Zorneding Bunt statt Braun Lichterkette für Pfarrer Ndjimbi-Tshiende

Auch Politiker zeigen ihre Solidarität mit dem Pfarrer: Grünen-Fraktionschefin Margarete Bause, Landtagsabgeordneter Thomas Huber, Bürgermeister Piet Mayr und Landrat Robert Niedergesäß (alle CSU; von links).

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

3000 Menschen setzen ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit, nachdem ihr Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende nach Morddrohungen die Gemeinde verlassen hat

Von Karin Kampwerth, Zorneding

Eine derartige Demonstration für Menschlichkeit und gegen Rassismus sucht im Landkreis seinesgleichen. 3000 Menschen zeigen sich Anfang März im Rathauspark der Gemeinde solidarisch mit ihrem zurückgetretenen Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende. Der aus dem Kongo stammende Seelsorger hatte am Tag zuvor Zorneding verlassen, nachdem er fünf Morddrohungen erhalten hatte.

Ursache für diese Eskalation von Hass und Fremdenfeindlichkeit ist ein Drama, das seinen Lauf im Herbst des Vorjahres mit hetzerischen Kommentaren der damaligen CSU-Ortsvorsitzenden Sylvia Boher im örtlichen Parteiblatt "Zorneding Report" nimmt - und an diesem kalten Märzabend mit einer kilometerlangen Lichterkette durch die Gemeinde ein versöhnliches Ende zumindest für die Dorfbewohner findet. Schließlich hatte die Affäre weltweit Aufsehen erregt. Sogar in US-amerikanischen Medien wird über die Vorgänge in Zorneding berichtet.

Das Medieninteresse hatte wohl auch den Pfarrer überrannt, wie man im Pfarrgemeinderat mutmaßt, nachdem Ndjimbi-Tshiende den Ort quasi fluchtartig und zunächst mit unbekanntem Ziel verlassen hatte. Wenig später wird bekannt, dass der 67-Jährige in Eichstätt eine neue berufliche Heimat findet. In Zorneding ist man unterdessen bemüht, den unrühmlichen Ruf eines Nazi-Dorfes abzuschütteln, der sich durch die weit überregionale Berichterstattung aufdrängt.

Die Kundgebung trägt zur Rehabilitierung bei, selbst in den Tagesthemen werden die beeindruckenden Bilder der Lichterkette gezeigt. Die Zornedinger selber, die in den Rathauspark gekommen sind, wärmen sich an den Worten der Redner und besonders an einer Solidaritätsadresse einer Gruppe polnischer und deutscher Jugendlicher, die sich zur gleichen Zeit in Auschwitz aufhalten. Die Auszubildenden hatten von den Ereignissen in Zorneding gehört, auch davon, dass einer der anonymen Briefeschreiber, die den Pfarrer rassistisch bedroht hatten, diesen an den Ort wünschte, der zum Sinnbild der menschenverachtenden Nazi-Schreckensherrschaft wurde.

"Man kann so einen Dreckssatz heute nicht mehr sagen, ohne dass einem laut und deutlich von vielen Menschen widersprochen wird", zitiert Zweite Bürgermeisterin Bianka Poschenrieder im Rathauspark aus dem Brief der jungen Leute, die zur gleichen Stunde mit ihren Kerzen in der Gedenkstätte ein Teil des Widerspruchs sein wollten.

Sylvia Boher wird unterdessen von der Parteispitze gedrängt, ihre Posten auf Landes- und Bezirksebene ruhen zu lassen. Den mehrheitlich verfassten Appell des Zornedinger Gemeinderates, ihr Mandat niederzulegen, überhört sie jedoch. Wohl auch, weil sie noch genügend Unterstützer im Ort findet, die ihre rechtspopulistischen Ansichten teilen.

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