Zorneding:Widerstand gegen Berufsschule

Zorneding: Auf der Wiese gegenüber dem Pöringer Kinderhaus entsteht vorne die Flüchtlingsunterkunft, dahinter könnte die Berufsschule gebaut werden.

Auf der Wiese gegenüber dem Pöringer Kinderhaus entsteht vorne die Flüchtlingsunterkunft, dahinter könnte die Berufsschule gebaut werden.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Nicht alle sind Feuer und Flamme für das landkreisübergreifende Projekt. Die Unterzeichner einer Unterschriftenliste kritisieren vor allem das Problem der Verkehrsanbindung

Von Karin Kampwerth, Zorneding

Jetzt ist klar: Einfach durchwinken lässt sich die Errichtung einer Berufsschule im Zornedinger Ortsteil Pöring wohl kaum. Gegen das gemeinsam mit dem Landkreis München geplante Projekt regt sich massiver Widerstand in der Gemeinde. Ein entsprechender Brief liegt an diesem Montag auf dem Schreibtisch von Bürgermeister Piet Mayr (CSU)

In dem Schreiben sind zahlreiche Argumente gegen eine Berufsschule an der Eglhartinger Straße in Pöring aufgelistet. Der Verfasser, Franz Bachl aus Pöring, führt an, bereits mehr als 400 Unterschriften gegen den Standort gesammelt zu haben. Die Sorgen der Unterzeichner basieren in der Hauptsache auf dem zunehmenden Verkehr.

Bachl schreibt, dass die Eglhartinger Straße, seit ihrem Bestehen ein im Volksmund als Ho-Chi-Minh-Pfad bezeichneter Schleichweg von Kirchseeon in Richtung Norden, ohnehin durch überörtlichen Verkehr belastet sei. Die Tempo-30-Zonen und die verkehrsberuhigenden Straßenverengungen hier und in anderen Zufahrtsstraßen nach Pöring hätten keine Entlastung gebracht. Mit dem Bau der Schule rechnet man im Zornedinger Rathaus mit weiteren 400 Autos täglich. Die am vergangenen Donnerstag im Gemeinderat diskutierte Überlegung, das 32 000 Quadratmeter große Grundstück über den Neukirchner Weg südlich der Bahnlinie und eine Überführung über die Gleise anzubinden, hält Bachl für den Versuch, die Berufsschule politisch gegen die Meinung der Bevölkerung durchzudrücken. Denn die Unterzeichner der Unterschriftenliste sind sich einig: "Der geplante Berufsschulstandort ist verkehrstechnisch und kostenmäßig nicht optimal erschließbar. Die Anbindung über den Neukirchner Weg würde laut Schätzung 5,5 Millionen Euro kosten. Damit könnte zwar vermieden werden, dass der ganze Verkehr über das "Nadelöhr Pöring" abgewickelt werde, sagte Mayr im Gemeinderat. Allerdings sei die Frage, wer für die Kosten aufkomme, noch ein Diskussionspunkt, der mit allen Beteiligten geklärt werden müsse.

Bachl zufolge müsste gar nicht weiter diskutiert werden. "Wenn man so von Haus zu Haus geht und Unterschriften sammelt, kommt man mit vielen Leuten ins Gespräch." In Bezug auf die Schule stellten er und seine Helfer fest, dass die Befragten fürchteten, dass der Wert ihrer Immobilie durch den Bau der Schule sinke. Andererseits argwöhnten sie, dass das Geld für das Projekt der Gemeinde an anderen Stellen fehle und sich angesichts des knappen Wohnraums die Frage stelle, warum der Grund nicht für die Bebauung mit Wohnungen und Häusern zur Verfügung gestellt werde. Nicht zuletzt treibt der Naturschutz einige Zornedinger um. So könnte der Bau der Schule Auswirkungen auf die Krötenwanderung über die Eglhartinger Straße in Richtung Thaller Lacke haben. Darüber hinaus wird kritisiert, dass im Gegensatz zu einem Gymnasium, das auf dem Grund eigentlich hätte entstehen sollen, eine überörtliche Berufsschule für die Zornedinger keinen besonderen Nutzen hätte. "Die Meinung von Herrn Martin Esterl, stellvertretender Landrat, eine Berufsschule am geplanten Standort schaffe im Pöringer Unterdorf zusätzliche Einkaufsmöglichkeiten, ist extrem unrealistisch", schreibt Bachl und bezieht sich dabei auf eine Äußerung Esterls im SPD-Ortsnachrichtenblatt "Rundschau" vom Januar.

Anzunehmen ist, dass die verärgerten Bürger aus Pöring nur die ersten sind, die die Schule nicht an dieser Stelle haben wollen. Auch auf Zornedinger Seite dürfte sich reichlich Widerstand regen, denn noch ist völlig unklar, wie etwa der Neukirchner Weg, der bislang von den Zornedingern als Spazierweg in Richtung Forst genutzt wird, ausgebaut werden müsste. Direkt an der kleinen Straße, die in jetzigem Zustand keinen Begegnungsverkehr zulässt, liegen Wohnhäuser, auf der anderen Seite parallel zu den Gleisen befinden sich Schrebergärten.

Bereits im Oktober, als der Gemeinderat sich mehrheitlich dafür ausgesprochen hatte, dass Bürgermeister Mayr Verhandlungen zum Bau der Schule aufnehmen soll, hatte Helmut Obermaier (Grüne) gefordert, dass die Gemeinde bei der Größenordnung des Projektes eigentlich eine eigene Bürgerversammlung einberufen müsste. So sei schließlich auch verfahren worden, als an der Eglhartinger Straße neben dem möglichen Berufsschulstandort die derzeit im Bau befindliche Containerunterkunft für Asylbewerber geplant wurde. Eine ähnlich intensive Debatte hätte er sich auch bei diesem Thema gewünscht. Stattdessen wurde das Projekt bislang in einer breiteren Öffentlichkeit nurmehr auf der Bürgerversammlung im November kurz thematisiert.

Theoretisch könnte die Schule mit einer Kapazität für 2000 Schüler und mit den Fachrichtungen Einzelhandel, Lagerlogistik, Groß- und Außenhandel sowie Kfz-Mechatronik 2020 in Pöring den Betrieb aufnehmen.

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