CSU Zorneding:Sylvia Bohers Rücktritt kam spät - aber er weckt Hoffnung

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Nun könnte die umstrittene Politikerin auch aus der Zornedinger Gemeinderatsfraktion ausgeschlossen werden. Sich von rechtspopulistischen Hetzern zu distanzieren, sollte der CSU einiges wert sein.

Kommentar von Carolin Fries

Selbstverständlich hätte der CSU-Bezirksvorstand Sylvia Boher am Samstag ihrer Ämter enthoben. Womöglich hätte das Gremium sogar noch eine Rüge obendrauf gepackt. Alles andere hätte der Vorsitzenden Ilse Aigner, die Bohers Rücktritt vor Wochen mit deutlichen Worten eingefordert hatte, einen Stempel als unglaubwürdige und inkonsequente Führungskraft verpasst.

Dass Sylvia Boher wochenlang schwieg und den Ordnungsmaßnahmen mit ihrem Rücktritt erst in letzter Minute zuvorkam, zeigt einmal mehr, wie sehr die Zornedingerin an ihren politischen Ämtern hängt. Und wie verletzt sie ist, nach jahrzehntelanger Treue und stetem Engagement nun von der Partei fallen gelassen zu werden. Sylvia Boher glaubt immer noch an ein Missverständnis.

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Von Carolin Fries

Ihre Entscheidung, nun doch zurückzutreten, kam spät. Umso mehr schürt sie die Hoffnung auf weitere späte Entschlüsse. Zornedings Bürgermeister Piet Mayr will nun mit der Gemeinderatsfraktion über einen Ausschluss Bohers aus der Fraktion beraten. Ein richtiger und wichtiger Schritt.

Auch wenn die CSU damit eine Stimme im Gemeinderat verlieren würde und womöglich auch die Kräfteverhältnisse in den Ausschüssen ins Wanken gerieten: Es sollte der christlich-sozialen Fraktion mehr wert sein, sich von rechtspopulistischen Hetzern in den eigenen Reihen zu distanzieren, als sich mit deren Stimme Mehrheiten zu beschaffen. Noch hat sich Boher geweigert, den zahlreichen Aufforderungen nachzukommen und ihr Gemeinderatsmandat abzugeben. Vielleicht wartet sie - wie auf Bezirksebene - auch hier solange, bis man sich geschlossen von ihr abwendet.

Sollte Sylvia Boher ihr Mandat im Gemeinderat nicht abgeben, dann wäre ein "Neuanfang für die CSU in Zorneding", wie ihn Aigner und Huber angestoßen haben, nur mit ihrem Ausschluss aus der Fraktion möglich. Wenn es soweit käme, dann hätte die CSU die Causa Boher auf allen Ebenen aufgearbeitet. Dann müsste sie sich nur noch fragen, warum das alles solange gedauert hat.

© SZ vom 25.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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