Zorneding:Sechs Jahrzehnte Ehefreuden

Zorneding: Herbert und Hedwig Scheidacher feiern ihren 60. Hochzeitstag zusammen mit Sohn Wolfgang.

Herbert und Hedwig Scheidacher feiern ihren 60. Hochzeitstag zusammen mit Sohn Wolfgang.

(Foto: Christian Endt)

Hedwig und Herbert Scheidacher feiern Diamanthochzeit

Von Julian Carlos Betz, Zorneding

Der längliche Aufenthaltsraum ist voller Menschen, als das Ehepaar Scheidacher im Seniorenheim Haus Bartholomäus den 60. Jahrestag seiner Hochzeit feiert. Neben Kuchen, Sekt und Orangensaft gibt es eine Lobesrede von einer Heimmitbewohnerin und nebenbei auch noch Besuch von der Zweiten Bürgermeisterin Bianka Poschenrieder sowie dem stellvertretenden Landrat Martin Esterl.

Das ganze Stockwerk hat sich versammelt, um Hedwig und Herbert Scheidacher zu ihrem besonderen Tag zu gratulieren. Angesichts heutiger Scheidungszahlen wird ein solches Ereignis jedenfalls immer unwahrscheinlicher und trifft daher auf große Bewunderung. Zu damaligen Zeiten, also in den späten Fünfzigern, als sich die beiden in Pöring beim Tanzen kennengelernt haben, ging das noch anders: Nach dem Kennenlernen habe man nicht lange gefackelt, "wir waren ja sehr jung", erzählt Hedwig Scheidacher mit einem Augenzwinkern.

Dabei war das mit dem Heiraten nicht so einfach, im Gegenteil. Da Hedwig als Kriegsvertriebene ursprünglich aus dem Böhmerwald gekommen war, galt sie damit als Flüchtling. Für den Vater von Herbert ein absolutes Unding. "Der hätte es heute schwer gehabt", bemerkt lachend Wolfgang Scheidacher, der Sohn des Ehepaars. Sein Großvater hätte sich wohl eine Bayerin als Schwiegertochter gewünscht, aber letztlich habe das die Hochzeit nicht verhindern können.

Und so sitzen sie nun friedlich nebeneinander, beide mittlerweile auf den Rollstuhl angewiesen, aber sonst gesund und zufrieden. "Es zwickt da und dort", doch insgesamt gehe es gut, sagt Hedwig lächelnd. Sie hat früher als Schuhverkäuferin gearbeitet, bei Borchmann in Baldham. Ihr Mann dagegen war in der Filmbranche tätig, als Ton-Assistent. Doch das sei gar kein Problem gewesen, berichtet sie stolz. Da sie mit der Freundin des damaligen Vorgesetzten ihres Mannes gut befreundet gewesen war, durfte Herbert zu den Drehorten immer auch Frau und Kinder mitnehmen, eine schon damals beachtliche Vereinbarkeit von Arbeit und Familie also.

Die Eheleute wirken nicht, als hätten sie etwas zu bereuen oder als würden sie sich nicht wohlfühlen, ganz im Gegenteil. Auch der Sohn ist froh, dass sie in Pöring ein Doppelzimmer bekommen haben, in Baldham und Vaterstetten sei das nicht möglich gewesen. Jetzt können sie in gewohnter und geschätzter Zweisamkeit ihren Lebensabend verbringen. "Das große Glück, nach dem man strebt", so bezeichnet es die Mitbewohnerin, von der in der geselligen Runde auch ein Gedichtvortrag zu hören ist. Sie freue sich, dass sie das miterleben darf, "in diesem Heim, wo ich auch bin und bleibe" und schenkt damit den Anwesenden noch eine große Portion Heiterkeit für den sonnigen Nachmittag.

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