Zornedinger Grundschule:Unterricht mit Flüchtlingen

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In einem Projekt der Grundschule Zorneding kommen Schüler und Flüchtlinge zusammen. Es wird gekocht, gebastelt und Fußball gespielt

Von Annalena Ehrlicher, Zorneding

Wie in einer Großküche geht es in der Schulküche der Grundschule Zorneding zu: Gemeinsam bereiten Grundschüler, Flüchtlinge und Vertreter des Helferkreises eritreische Gerichte. "Es gibt Taita, Linseneintopf und Salat", erklärt Ingrid Sendrowski vom Helferkreis. Taita sind Teigfladen, die flach ausgerollt zu Eintöpfen gegessen werden. Den Teig haben die jungen Flüchtlinge bereits vorbereitet mitgebracht - in Form gebracht wird er gemeinsam. "Ich will auch mal", ruft einer der Grundschüler und lässt sich von einem der jungen Männer zeigen, wie man mit einer Gabel das Muster in den Teigfladen drückt. "Die Kinder sind völlig entspannt und vor allem sehr neugierig", erklärt Sendrowski.

Obwohl sich die Ehrenamtlichen des Helferkreises inzwischen bemühen, nur deutsch mit den Flüchtlingen zu sprechen, wollen die Kinder wissen, wie die Worte in deren Sprache klingen. Der Geruch von angebratenen Zwiebeln und frischem Brot erfüllt die Küche, alle sind ständig in Bewegung und sprechen mal englisch, mal deutsch und wenn es verlangt wird, einige Worte Tigrinya.

In der Grundschulfiliale in Pöring lernen die Schüler zur gleichen Zeit eben das: "Salom" sagt man zur Begrüßung, "Herrai" ist das Wort für "Okay", steht an der Tafel. Zu Lehrern werden die Flüchtlinge plötzlich, wenn sie den Schülern einige Worte in ihrer Sprache beibringen. Für große Erheiterung sorgt ebenfalls die Verschriftlichung der Schülernamen in äthiopischer Schrift. "Schau mal", sagt ein Schüler und kichert, "so sieht das bei mir aus."

In der Fahrradwerkstatt gehen Kinder und Flüchtlinge begeistert miteinander ans Werk. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Auch die Resonanz der Eltern sei überwiegend positiv gewesen, sagt Rektorin Angela Baldus

"Die Bereitschaft mitzumachen, ist unheimlich groß", sagt Rektorin Angela Baldus. Das gesamte Kollegium sei von Anfang an hinter der Idee gestanden, die Susanne Obermeier vom Helferkreis Zorneding angeregt habe. Angefragt wurde ursprünglich, ob die Helferkreise nicht in einigen Schulstunden über die Asyl-Thematik mit den Grundschülern sprechen können. "Wir dachten uns dann: Da machen wir doch gleich ein Schulprojekt." Die Resonanz der Eltern sei überwiegend sehr positiv ausgefallen, so Baldus. "Teilweise kamen sogar Dankes-Mails, dass wir uns mit dem Thema auseinander setzen."

In den vergangenen Monaten sei ihnen vermehrt aufgefallen, dass die Schüler die Asylthematik stark mitbekommen, erzählt Baldus. "Über Köln wussten sie zum Beispiel zu großen Teilen bescheid." Deshalb sei es dem Kollegium besonders wichtig gewesen, "nicht nur die heile Welt, sondern auch die Probleme zu zeigen - aber eben mit positiven Lösungen", so Baldus.

Dazu werden zahlreiche Kurse angeboten, die die Schüler aller Klassenstufen in kleinen Gruppen durchlaufen können. Die Bandbreite ist groß: In einem Kurs wird den Schülern das Vokabular aus dem großen Themenkomplex Flucht und Vertreibung beigebracht.

Auch in der Küche helfen Kinder und Flüchtlinge zusammen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Nebenan zur gleichen Zeit erzählt Angelika Burwick vom Helferkreis: "Dieselben Gruppen, die inzwischen auch Europa bedrohen, wüten in diesen Ländern ganz offen."Eigentlich wollte sie über die Arbeit der Helferkreise berichten, aber die Schüler zeigen an den Fluchtursachen so großes Interesse, dass sie weiter ausholen muss. Ein Schüler fragt: "Aber die Regierung da hat doch auch Soldaten, warum machen die denn nichts?" Geduldig erklärt Burwick und geht auf die Fragen ein.

In einem weiteren Kurs überlegen sich die Schüler, was sie selbst mit auf die Flucht nehmen würden. Jacken, Medikamente, Geld, Essen, heißt es da. Aber auch: "Meine Familie" oder ein "Familienfoto". Dass die Familie aber ja leider nicht in den Rucksack passe, antwortet die Lehrerin und leitet so zum nächsten Thema über: Was würden die Kinder am meisten vermissen, wenn sie schnell in ein anderes Land fliehen müssten? "Mein Haustier und meine Kuscheltiere", antwortet ein Mädchen. "Den Fußballverein", fügt ein Junge hinzu. Und alle sind sich einig: die Familie.

© SZ vom 05.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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