Zorneding:Rücktritt offen, Nachfolge geklärt

ACHTUNG. BILD DARF NICHT OHNE GENEHMIGUNG DES ORDINARIATES VERWENDET WERDEN:Walter Wakenhut

Prälat Walter Wakenhut wird Interimspfarrer der Pfarrei Sankt Martin in Zorneding.

(Foto: Doreen Bierdel/KMBA)

Der Zornedinger Gemeinderat beschäftigt sich mit der politischen Zukunft Sylvia Bohers. Unterdessen steht fest, dass ein Militärpfarrer den Ort befrieden soll

Von Carolin Fries, Zorneding

Zornedings Bürgermeister Piet Mayr (CSU) will in der Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend eine Erklärung zur politischen Zukunft von Sylvia Boher abgeben. Das kündigte er auf Nachfrage der SZ an. Von vielen Seiten wurde zuletzt auf Mayr eingewirkt, er müsse sich als Bürgermeister und Frontmann der CSU öffentlich positionieren. Ob er Boher, die mit einem hetzerischen Artikel gegen Flüchtlinge im örtlichen Parteiblatt die Affäre um den nun zurückgetretenen katholischen Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende mit ausgelöst hatte, zum Rücktritt als Gemeinderätin auffordern wird, ist dennoch fraglich - und wenn ja, ob er dies auch im Namen der Fraktion tun wird. Diese ist in der Frage zerrissen: Während etwa Johannes Schott bereits vor Monaten deren Rücktritt forderte, kündigte Robert Strobl in der vergangenen Woche an, "auf keinen Fall mit Frau Boher zu brechen". Die Fraktion hatte sich am Dienstagabend zur Beratung getroffen. Dabei ging es in erster Linie um den Antrag der SPD-Fraktion, wonach das Gremium Boher an diesem Donnerstag zum Rücktritt als Gemeinderätin auffordern soll.

Die 51 Jahre alte Unternehmensberaterin hatte im November nach 18 Jahren an der Spitze den Ortsvorsitz auf Druck der Parteispitzen auf Kreis- und Bezirksebene abgegeben, nachdem sie den besagten Artikel geschrieben hatte. Bereits damals hatten SPD, Grüne, Freie Wähler und FDP auch den Rücktritt aus dem Gemeinderat gefordert. Wenn sie für die CSU nicht mehr als Ortsvorstand tragbar sei, dann gelte das erst recht für das Amt als Gemeinderätin, hatten die Fraktionen betont. Es gilt deshalb als sicher, dass der Antrag der SPD am Donnerstag eine Mehrheit finden wird, wenngleich er in seiner Umsetzung nur symbolische Wirkung hat: Ob Sylvia Boher der Aufforderung zum Rücktritt nachkommen wird, liegt allein in ihrem Ermessen. Der Antrag zwingt jedoch erstmals jedes einzelne Mitglied der CSU-Fraktion, sich öffentlich zu positionieren. Insgesamt hat die CSU im Gemeinderat neun von 21 Stimmen, eine Stimme wird in jedem Fall fehlen: Sylvia Boher wird nicht anwesend sein, sie hat sich aus gesundheitlichen Gründen entschuldigt.

Die SPD-Fraktion begründet den Antrag mit den Vorgänge um den Weggang von Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende. Diese hätten gezeigt, "welchen Schaden die fremdenfeindlichen, Neid und Hass schürenden Ausführungen von Frau Boher im letzten Zorneding Report verursacht haben", heißt es als Begründung. Boher hatte die Flüchtlinge in der Oktober-Ausgabe als "Invasoren" beschrieben und Hilfsangebote infrage gestellt. Der Pfarrer hatte seit November mehrere rassistische Morddrohungen bekommen. Boher habe sich bis heute nicht davon distanziert, sondern lediglich die Berichterstattung darüber bedauert, kritisiert die SPD-Fraktion.

Wird der Antrag angenommen, ist es die zweite Rücktrittsforderung an Sylvia Boher binnen einer Woche: Zuletzt war sie von CSU-Bezirkschefin Ilse Aigner und dem CSU-Kreisvorsitzenden Thomas Huber schriftlich aufgefordert worden, ihre Vorstandsämter in den Parteigremien ruhen zu lassen. Boher ist Beisitzerin im Bezirksvorstand und Schriftführerin im Kreisvorstand. Bislang hat Sylvia Boher nicht auf das Schreiben reagiert: Huber teilte sie mit, dass sie sich momentan nicht in der Verfassung sehe, irgendwelche Erklärungen abzugeben.

Derweil hat das Ordinariat die vorläufige Nachfolge für die Pfarrei Sankt Martin bekannt gegeben: Prälat Walter Wakenhut wird diese leiten, nachdem Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende um Entpflichtung und Beurlaubung gebeten hatte. Bis Herbst soll die dauerhafte Nachfolge geklärt sein. Wakenhut, 73, wird aus dem Ruhestand geholt. Er wird von April an die Gottesdienste in Zorneding halten, die priesterlichen Dienste werden bis dahin von Vertretungen wahrgenommen. Wakenhut war von Oktober 2000 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im November 2013 Militärgeneralvikar im Katholischen Militärbischofsamt in Berlin.

Die Gemeinderatssitzung am Donnerstag, 17. März, ist auf 20.30 Uhr verschoben worden. Um 19 Uhr findet in der Kirche Sankt Martin der Trauergottesdienst für Ruhestandspfarrer Alois Brem statt, um 18.30 Uhr der Sterberosenkranz. Brem verstarb am Dienstag an seinem 86. Geburtstag.

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