Zorneding:Revival der "Kieslstoandln"

Zorneding: Edeltraud Rey (links) und Bettina von Haken von den Prima-Tonnen mit ihren Gästen Joe Heinrich (Zweiter von links) und Horst Eberl.

Edeltraud Rey (links) und Bettina von Haken von den Prima-Tonnen mit ihren Gästen Joe Heinrich (Zweiter von links) und Horst Eberl.

(Foto: Christian Endt)

Die Kleinkunstreihe hat eine neue Heimat in der Trattoria Limone in Pöring gefunden

Von Peter Kees, Zorneding

Im Landkreis gab es mal eine Kleinkunstreihe namens "Kieslstoandln". Im Januar 2002 wurde sie aus der Taufe gehoben. Es galt vor allem, eher unbekannten Künstlern eine Bühne zu bieten. Begonnen hatte das Ganze einst im Gasthaus Mack in Purfing. Später zog man in die "Alte Post" in Parsdorf. Als der Gasthof dort geschlossen wurde, endete auch die von Edeltraud Rey initiierte Kleinkunst. Mitte September 2013 wurde in Parsdorf die letzte Vorstellung gegeben. Nun erleben die "Kieslstoandln" ein Revival: Nach drei Jahren Pause wird die Musik- und Kabarettreihe in der Trattoria Limone in Pöring fortgesetzt. Am vergangenen Freitag fand dort die erste Aufführung statt. Ein Comeback.

Trotz schneeverwehter Straßen war der Saal gut gefüllt. Kein Wunder, Unterhaltungskunst hat schließlich Konjunktur. Auf der Bühne des alten Wirtshaussaales fanden sich neben der Veranstalterin selbst Joe Heinrich mit seinem Wolpertinger-Puppenprogramm, der Liedermacher und Kabarettist Horst Eberl und das Frauenduo Edeltraud Rey und Bettina von Haken, genannt die "Prima-Tonnen".

Da tritt ein jodelnder Bayer auf, gibt einen ländlich dummen Kaspar, nuschelt mit hoher Stimme unverständliches Alltagsgeschwätz und holt aus einer Plastiktüte seinen Wolpertinger hervor, eine Puppe mit der er fortan einen Dialog führen wird. Der angeklebte Bart sitzt dem Darsteller dabei so tief im Gesicht, dass man seine Lippenbewegungen - dem Wolpertinger verleiht er eine hochdeutsche Stimme - optisch kaum mitbekommt. Eigentlich eine hübsche Idee, doch was Joe Heinrich, ob als Bayer oder Wolpertinger, da zum Besten gibt, ist eher einfältig. Nette Witze, harmloses Geplänkel, angereichert mit einigen sexistischen Anspielungen.

Das Publikum lacht gern über den offensichtlich schwulen Kerl, der mitunter in einer Travestiebar im Latexdirndl erscheint. Doch abgegriffen wirkt das alles irgendwie, zu oft gehört. Diese Themen provozieren eben längst nicht mehr. Unbedingt stärker - im Inhalt wie im Ausdruck - der Auftritt des Liedermachers Horst Eberl. Als der Mann zur Gitarre greift und dazu singt, hört man erstmals an diesem Abend wirklich hin. Sein Grob-Bayrisches ist schrill wie poetisch, mitunter bissig und hat gute Bühnenpräsenz. Auch musikalisch ist der Pleiskirchner Musiklehrer einfallsreicher als sein Vorgänger mit den netten Couplets. Dabei wollte man dem Kabarettisten raten, seine gesprochenen Texte eher kürzer zu halten und dafür mehr Lieder zu singen, denn da ist er einfach stärker als in seinem Wort. Ob er über ewiges Zuspätkommen, über die gute alte Zeit, die nicht nur gut ist, gymnastische Übungen oder die aufgekommenen Anglizismen singt, seine Lieder sitzen, musikalisch wie thematisch. Eberl trifft den Kern.

Nach der Pause wurde es dann wieder etwas argloser. Die beiden Damen schienen ein wenig überfordert - zumindest eine der beiden - das Destillat aus ihrem Programm für diesen Abend in Pöring zu interpretieren. Auch da wurde viel sinnloses Zeug gequatscht zwischen eher einfach, im Volkston gehaltenen bayrischen Liedern. Fad konnte es einem da schnell werden. Freilich versuchte man das eine oder andere Thema der Gegenwart aufzugreifen, etwa Fragen der Ernährung zwischen Fleisch und veganer Küche.

Man parodierte hübsch das bayerische Heimatland - unterm Strich aber fühlte man sich eher an einen Bierzeltauftritt erinnert denn an feines, scharfzüngiges Kabarett. Auch dürfte man mit den bayrischen Musikvorlagen durchaus freier und experimenteller umgehen. Nun gut, das war ein Start, der Steigerung verträgt.

Die Reihe wird fortgesetzt: Der nächste Auftritt ist schon am 3. März mit der Couplet AG - wiederum in der Trattoria Limone in Pöring, der neuen Heimat der "Kieslstoandln".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: