Zorneding:Kälte im Containerdorf

Zorneding: Nachdem in der Zornedinger Flüchtlingsunterkunft am Wochenende der Strom ausfällt, bleibt es über Stunden zappenduster und eiskalt.

Nachdem in der Zornedinger Flüchtlingsunterkunft am Wochenende der Strom ausfällt, bleibt es über Stunden zappenduster und eiskalt.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

In der Zornedinger Flüchtlingsunterkunft fallen am Wochenende Strom und Heizung aus. Obwohl das Landratsamt zuständig ist, gibt es dort keine zentrale Notrufnummer.

Von Karin Kampwerth, Zorneding

Auch wenn sie CSU-Parteifreunde sind: So oft kommt es nicht vor, dass Zornedings Bürgermeister Piet Mayrmitten in der Nacht mit Landrat Robert Niedergesäß telefoniert. Voriges Wochenende war das allerdings notwendig, denn in der Zornedinger Flüchtlingsunterkunft war bei Minusgraden der Strom und damit auch die Heizung ausgefallen.

Das Problem: Betreiber des Containerdorfs an der Bahnhofstraße ist nicht die Gemeinde, sondern das Ebersberger Landratsamt. Dort ist der Schlüssel deponiert, der in den Elektroraum der Unterkunft führt, wo der Hauptschalter rausgeflogen war. Bis der Schaden behoben werden konnte, vergingen Stunden. Um ein Uhr nachts dann gaben sich Bürgermeister und Landrat telefonisch Entwarnung.

"Als wir noch die Security in der Unterkunft hatten, war so etwas kein Problem", sagte Mayr am Montag der SZ. "Die hatten alle Schlüssel." Ende des vorigen Jahres jedoch wurde der Sicherheitsdienst abgezogen - und mit ihm die Schlüssel zu den Versorgungsräumen. Von dem Zustand in den Containern, in deren Folge nicht nur die Heizung, sondern auch das Wasser kalt blieb, erfuhren als erstes Mitglieder des Helferkreises, die von den Bewohnern informiert wurden. Dort bemühte man sich umgehend darum, einen Installateur zu finden, was sich am Samstagabend schwierig gestaltete.

Weil es im Landratsamt für derartige Situationen keine zentrale Telefonnummer gibt, schrieb Angelika Burwick, die Vorsitzende des Helferkreises, in ihrer Not eine E-Mail an Niedergesäß und auch an den Bürgermeister. Mayr allerdings hielt im Zornedinger Martinstadl gerade seine Ansprache zum Neujahrsempfang der Gemeinde. Niedergesäß hatte seine Mails hingegen trotz Wochenende gelesen und Burwick zufolge einen Notdienst vermittelt, der dann gegen 23 Uhr gemeinsam mit Pöringer Feuerwehrleuten an der Unterkunft eintraf.

Der Zornedinger Helferkreis fordert eine Notfallnummer

Letztere hatte Bürgermeister Mayr nach seiner Rede beim Neujahrsempfang um Hilfe gebeten. Eine Dauerlösung dürfe das allerdings nicht sein, sagte Mayr. Es sei Ehrenamtlichen nicht zuzumuten, wegen solch vermeidbarer Vorfälle ausrücken zu müssen. Das Beispiel vom Wochenende habe gezeigt, dass es sinnvoll sei, die Schlüssel zu Unterkünften, die vom Landratsamt betrieben würden, auch in den verantwortlichen Gemeinden zu hinterlegen.

Angelika Burwick vom Helferkreis hält darüber hinaus eine Notfallnummer für wichtig, unter der ein Mitarbeiter des Landratsamtes in einer Art Rufbereitschaft erreichbar sei, wenn Heizungen ausfallen, Wasserleitungen nicht funktionieren oder ähnliches. Burwick ist allerdings auch der Ansicht, dass das eine oder andere Problem nicht nur hausgemacht sei, sondern auch noch unnötig viel Geld verschlinge.

So seien die Wasserleitungen in der Zornedinger Unterkunft nicht isoliert. Das führe dazu, dass beim Ausfall der Heizung auch die Duschen schnell kalt würden und vor allem viel Energie verschwendet werde. Allerdings, so stellt die Vorsitzende des Helferkreis klar, dürfe man hier weder der Gemeinde noch dem Landratsamt einen Vorwurf machen, denn in Auftrag gegeben habe die Unterkunft inklusive des Kostenrahmens die Regierung von Oberbayern.

Im Ebersberger Landratsamt geht man davon aus, dass der Stromausfall möglicherweise auf einen kaputten Elektroherd zurückzuführen sei - oder von den Bewohnern durch ein defektes Endgerät oder eine provisorische Elektroinstallation verursacht wurde. Ob für solche Fälle eine Notrufnummer benötigt wird, bezweifeln die Verantwortlichen im Landratsamt allerdings.

"Ein teilweiser Stromausfall in einer Unterkunft oder lauwarmes Duschwasser ist aus unserer Sicht noch kein Notfall", sagte Norbert Neugebauer, Büroleiter des Landrats. Für Notfälle, die Leib und Leben von Asylbewerbern bedrohten, gebe es natürlich Notfallpläne. Der Stromausfall in Zorneding sei dennoch unangenehm. "Wir werden unsere Kommunikation auch für diese Fälle verbessern und den Notdienst seitens des Landratsamtes ausbauen", kündigte Neugebauer an.

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