Zorneding:Die Vermessung der Wärme

Das Energieforum Zorneding stellt die Ergebnisse seiner Thermografie-Spaziergänge vor: Haustüren, Windfänge und Fensterrahmen seien die größten Fluchthelfer

Von Franziska Langhammer, Zorneding

Je kälter, desto besser. Das gilt zumindest in der Thermografie. Wer wissen will, wo die Schwachstellen von Gebäuden in Sachen Wärmeisolation liegen, der muss auf möglichst frostiges Wetter hoffen - denn nur ein hoher Temperaturunterschied zwischen dem kühlen Draußen und dem beheizten Inneren kann aussagekräftige Fotos mit der Wärmebildkamera gewährleisten. Und so zogen im vergangenen Winter Mitglieder des Energieforums Zorneding (EFZ) in 14 Nächten und bei klirrender Kälte durch die Straßen des Ortes, um die Häuser interessierter Bürgerinnen und Bürger zu fotografieren. Einmal muss es so eisig gewesen sein, dass der zuständige Vermesser seiner kalten Finger wegen nicht einmal mehr das Ergebnis protokollieren konnte.

Nun wurden im Saal der Christophoruskirche Zorneding die Ergebnisse der Rundgänge vorgestellt, und teilnehmende Hausbesitzer hatten die Möglichkeit, Fragen zu den Protokollen ihrer Hausvermessung zu stellen. 49 Interessenten hatten sich nach einer Informationsveranstaltung im November 2016 gemeldet, 42 Häuser konnten in den nächtlichen Streifzügen erfasst werden, darunter auch der Kindergarten in Pöring.

Die Rundgänge mit der Wärmebildkamera stellen ein kostenloses Angebot des EFZ dar. Es will damit auf unnötige Wärmeverluste etwa durch falsche oder nicht vorhandene Isolation von Gebäuden hinweisen. Für dieses Vorhaben stellte die Gemeinde Zorneding eine hochauflösende Wärmebildkamera zur Verfügung und unterstützte die Thermografie-Ausbildung von vier Mitgliedern des EFZ. Die Zweite Bürgermeisterin Bianka Poschenrieder (SPD) bekräftigte denn auch die Zusammenarbeit von Gemeinde und EFZ in dem Vorhaben, auf lokaler Ebene dem Klimawandel entgegenzuwirken und damit auch dem Ziel des Landkreises näherzukommen, bis 2030 autark von fossilen Energien zu sein - auch wenn das, so Poschenrieder, "momentan kaum machbar" aussehe.

Auf den ersten Blick sei ein Foto von der Wärmebildkamera erst mal nur ein buntes Bild, sagte Hans-Werner Franke, der federführend in das Projekt eingebunden und bei jedem Nachtspaziergang anwesend war. Doch mit der Zeit hätten sie gelernt, die Schwachstellen daraus zu lesen - oder manchmal auch Rätsel zu lösen. Etwa wenn sich am nächsten Morgen herausstellte, dass als äußerst kalt ausgewiesene Flächen aus einer Metallfläche resultierten. Oder wenn, wie im Falle des Kindergartens in Pöring, im Gemäuer des Gebäudes Vögel nisteten, deren Nester dann als warme Flächen auf dem Bild erschienen.

Zu den größten Fluchthelfern von Wärme zählten Haustüren, so Franke. In vielen Fällen würden sie den Hausbesitzern daher raten, die Dichtungen dort nochmals zu überprüfen. Ein typisches Daxenberg-Thema sei auch der Windfang, also die Glasfront neben der Haustür. Als Vorrichtung sei so ein Windfang ja richtig und wichtig, doch solle man sich die Frage stellen: Muss dahinter auch wirklich die Heizung stehen? Oder zum Thema Fenster: Häufig sei auf den Bildern vor allem deren Rahmen als warm temperiert erkennbar gewesen. Manchmal, fasste Franke zusammen, sei die Verglasung okay, aber der Rest Pfusch. In solchen Fällen sei ein Gespräch mit einem qualifizierten Fensterbauer anzuraten.

Vor allem, wenn Sanierungen und größere Umbauten anstehen, lohnt sich laut EFZ ein Termin bei einem Energieberater: Lieber mehr investieren, um es richtig zu machen. So war eines der stärksten Bilder des Abends die Gegenüberstellung eines isolierten Hauses zum nicht-isolierten Nachbargebäude. Bis zu 3,5 Grad Temperaturunterschied waren an den Fassaden messbar. Manchmal helfen auch schon kleine Tricks, um Energie einzusparen; indem man beispielsweise Thermofolien hinter die Heizung klebt oder die Bodenfuge der Haustür mit Moosgummi abdichtet.

Obwohl die Mitglieder des EFZ nun in den Rundgängen selbst zahlreiche Erfahrungen in Sachen Wärmebildfotografie gesammelt haben, dürfen sie keine verbindlichen Tipps an Hausbesitzer geben; für solche Zwecke verwiesen sie auf die Energieberater in der Region. Doch schon ein geschärftes Bewusstsein für Energieverschwendung im Alltag könne viel bewirken, sagt Wolfgang Poschenrieder, Sprecher des EFZ. Er schätzt, dass allein durch eine fachgerechtere Isolation der Häuser in Zorneding mehrere zig Gigawattstunden an Heizenergie jährlich eingespart werden könnten.

An diesem Dienstag stellt das Energieforum seine Ergebnisse nochmals öffentlich vor: Auf der Sitzung des Energie-Arbeitskreises, die um 19 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses beginnt.

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