Zorneding:Die Causa Boher. . .

Zornedings CSU-Ortsvorsitzende pöbelt gegen Flüchtlinge

Von Carolin Fries, Zorneding

Die Oktober-Ausgabe des CSU-Parteiblatts "Zorneding Report" entrüstet sowohl Bürger als auch Kommunalpolitiker. In ihrer Kolumne "Kritisch angemerkt" hetzt die CSU-Ortsvorsitzende Sylvia Boher gegen Flüchtlinge, die sie als "Invasoren" bezeichnet und stellt die Hilfsangebote infrage: " . . . wir müssen erst die Armut der Welt lindern, bevor wir etwas für unsere eigenen Bürger tun." CSU-Geschäftsführer Christian Czirnich tritt daraufhin mit sofortiger Wirkung zurück und die Helferkreis-Leiterin Angelika Burwick verlässt die CSU aus, für die sie 2014 in den Gemeinderat wollte.

CSU-Kreisvorstand und Gemeinderatsfraktion indes stellen sich hinter Boher. CSU-Kreisvorsitzender Thomas Huber betont die "große Bandbreite an verschiedenen Sichtweisen" in der Partei. Für ihn ist der Kommentar zunächst weder rechtspopulistisch noch fremdenfeindlich. Boher selbst bedauert die undifferenzierte Betrachtung in einer Pressemitteilung.

Die Situation spitzt sich zu, als Zornedings Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende Bohers Äußerungen in einem Interview kritisch bewertet und der Pfarrgemeinderat die Report-Redaktion auffordert, das Logo der Kirchtürme künftig nicht mehr zu verwenden. "Der muss aufpassen, dass ihm der Brem (Zornedings Altpfarrer, Anm. d. Red.) nicht mit dem nackerten Arsch ins Gesicht springt, unserem Neger", sagt Johann Haindl, Gemeinderat und Bohers Stellvertreter im CSU-Ortsverband daraufhin über den Pfarrer aus dem Kongo.

Es ist Johannes Schott, ebenfalls stellvertretender Ortsvorsitzender, der zuerst öffentlich den Rücktritt Bohers fordert. Schließlich folgt Landrat Robert Niedergesäß - und auch Thomas Huber hält nun personelle Konsequenzen im Ortsverband für erforderlich. Nach 18 Jahren als Ortsvorsitzende tritt Sylvia Boher schließlich in der Nacht auf den 4. November zurück. Auch Johann Haindl stellt sein Amt zur Verfügung. Neue Ortsvorsitzende der Zornedinger CSU wird Jutta Sirotek. Anders als Boher, legt Haindl auch sein Gemeinderatsmandat nieder. Boher bleibt außerdem Beisitzerin im Bezirksvorstand und Schriftführerin im Kreisvorstand. Kritiker sprechen von einem "halben Rücktritt". Die Fraktionen von SPD, Grünen, FDP und Freien Wählern fordern, dass Boher ihr Gemeinderatsmandat abgibt. Diese aber ist sich keiner Schuld bewusst und macht "die dauerhafte Presseberichterstattung" verantwortlich.

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