Zorneding:Der süße Duft der Fichte

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Familie D. wohnt seit eineinhalb Jahren in einem Blockhaus in Zorneding. Das Material hat viele Vorzüge - auch für die Sinne

Von Sandra Langmann, Zorneding

Ein schmaler verschneiter Weg führt zum überdachten Vorplatz der Eingangstür. Eine Türklingel such man hier vergebens, dafür ist an einer Schnur eine Messinglocke befestigt. Zur Not tut es auch die Fahrradhupe, die gleich daneben angebracht ist. Beides funktioniert. Sonja D. öffnet die Tür zu ihrem Blockhaus in Zorneding, das sie sich mit ihrer kleinen Familie liebevoll eingerichtet hat.

Obwohl es bald zu dämmern beginnt und auch der Innenraum aus Holz besteht, ist es drin erstaunlich hell. Das liegt vor allem an den großflächigen Fenstern und den weißen Akzenten, die Sonja D. mit Vorhängen und Stühlen gesetzt hat. Es ist wohlig warm. Das Feuer knistert im Kamin und der Duft von Holz steigt einem in die Nase. Es ist so gemütlich, dass man sich am liebsten ein Buch schnappen und vor den Kamin kuscheln möchte. Und der erste Eindruck trügt nicht. Auch ihr Mann Stefan D. schwärmt vom "Urlaubsfeeling", das seit ihrem Einzug vor eineinhalb Jahren noch immer nicht verschwunden sei. "Ich fühle mich wie in einer Skihütte", sagt seine Frau. Sie, ihr Mann und ihre Tochter, die sechsjährige Helena, lieben es, in diesem Haus aus Fichtenholz zu wohnen.

Dabei war die junge Familie anfangs etwas skeptisch, in ein Holzhaus zu ziehen. Mithilfe eines Aushangs machten sie sich auf die Suche nach einem Einfamilienhaus, woraufhin sich der Eigentümer meldete. Da dieser mehr Platz für seine Tiere benötigte, verschlug es ihn auf einen Hof im Bayrischen Wald und suchte Mieter für sein Blockhaus in Zorneding. Da das Haus völlig aus Fichtenholz besteht und es nur einen Stückholz-Kombiofen gibt, machte sich Stefan D. Gedanken darüber, ob man nicht irgendwann einen "Holzkoller" bekommt und ob es nicht doch zu kalt wird.

Am Anfang hatte die Familie D. noch Bedenken. Mittlerweile ist die Familie in ihrem Zornedinger Blockhaus sehr zufrieden. (Foto: Christian Endt)

Doch schnell war klar: Für das kleine Blockhaus ist die Heizung völlig ausreichend. Außerdem ist das Dach der Veranda so konzipiert, dass die Sonne für genügend Wärme sorgt. Da sie im Winter tiefer steht, scheint sie direkt in den offenen Raum im Erdgeschoss, der zugleich Küche, Essbereich und Wohnzimmer in einem Raum vereint und nur durch den Ofen abgeteilt wird. "Da die Sonne im Sommer höher steht, bietet das Dach der Veranda Schutz vor der Hitze", erklärt Sonja D. Die Heizkosten fielen auch dementsprechend günstiger aus, sagt ihr Mann Stefan. Nur für das Badezimmer hat man sich zusätzlich eine Elektro-Steinheizung zugelegt.

Ein Blick aus dem Wohnzimmerfenster und der Betrachter befindet sich mitten im Winterwunderland. Weite Wiesen und Felder liegen ruhig unter einer dicken Schneedecke. "Man lebt sehr eng mit der Natur" sagt Sonja D., der Ausblick sei immer wieder ein Genuss. Die Ruhe, das nahezu Unberührte, kaum Menschen. Nur die Katze sehe man ab und zu vorbeihuschen, sagt sie. Oder eben die Nachbarn des Hauses, das direkt daneben liegt.

Nebenan wohnt Marianne Krumpholz mit ihrem Mann und vier Kindern. Sie war von Anfang an dabei, damals, als ihr Schwager das Blockhaus bauen ließ, in dem jetzt die Familie D. wohnt. Damals war es eines der ersten Blockhäuser überhaupt im Landkreis - innerhalb von drei Wochen war es fertig. Dem sei aber eine lange Zeit der Planung voraus gegangen. Für den Bau wurde Fichtenholz verwendet, da es laut Marianne Krumpholz aufgrund seiner Elastizität perfekt dafür geeignet ist. Auch die Familie Krumpholz setzte beim Bau ihres Hauses auf Fichte, jedoch erst ab dem ersten Stock. Im Erdgeschoss besteht das Haus halb aus Stein, halb aus Holz. Beim Schlagen des Holzes wurde darauf geachtet, dass dies in den Raunächten zwischen Weihnachten und Heilig-Drei-König passiert. "Da trocknet das Holz schneller", sagt Krumpholz. Dadurch würden die Holzbalken später nicht so schnell Risse bekommen, erklärt Krumpholz.

Zwischen den Fichtenstämmen des Blockhauses befindet sich Moosgummi, um für die richtige Dichtung zu sorgen. Das Haus wurde auf einem Streifenfundament aus Beton errichtet, das einige Zentimeter aus dem Boden ragt. Denn würde direkt auf der Erde gebaut werden, würde das Holz die Feuchtigkeit aufnehmen und so mit der Zeit morsch werden.

Einen Nachteil in der Holzbauweise sieht Krumpholz in der Schallübertragung. Würde die Zwischendecke allein aus Holzbalken bestehen, würde man darunter jeden Schritt hören. Aber das sei auch schon der einzige Nachteil, der ihr einfiele. Mit den Holzwänden im Innenraum sei das Haus ruck zuck eingerichtet. "Man benötigt weder viele Möbel noch Bilder", sagt Stefan D., "das Holz wirkt für sich." Egal welche Jahreszeit - es rieche immer nach Holz, und auch die Feuchtigkeit bleibe aus. Für Marianne Krumpholz ist ein Holzhaus "wie eine dritte Haut". Eine Haut für die Sinne - und man wird nicht nass.

© SZ vom 03.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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