Zorneding:Bitte recht freundlich

Zorneding: Mehr als 60 Flüchtlinge wohnen in dieser Unterkunft in Pöring, nicht alle benehmen sich so, wie es die Nachbarn gerne hätten.

Mehr als 60 Flüchtlinge wohnen in dieser Unterkunft in Pöring, nicht alle benehmen sich so, wie es die Nachbarn gerne hätten.

(Foto: Christian Endt)

Nach Ärger mit den Nachbarn gibt es in der Pöringer Asylunterkunft einige Neuerungen, etwa Überwachungskameras

Von Viktoria Spinrad, Zorneding

Videoüberwachung in der Unterkunft und häufigere Besuche der Sicherheitsmänner, die durch den Landkreis streifen: Dies sind die Maßnahmen, die das Landratsamt nach Beschwerden der Anwohner für die Asylunterkunft in Pöring beschlossen hat. Damit will das Landratsamt ab sofort eine "härtere Linie" fahren, um wieder für mehr Ruhe und Sicherheit in und um die Containerunterkunft an der Eglhartinger Straße zu sorgen.

Anlass war ein runder Tisch mit Vertretern des Landratsamtes, Feuerwehr, Polizei und Helferkreis. Zu dem hatte die Zweite Bürgermeisterin Bianka Poschenrieder am Mittwoch eingeladen. Zuletzt hatten sich 70 Anwohner in einem Brief an den Bürgermeister über zu viel Lärm und Angst auf dem Weg zur S-Bahn beklagt.

Um den Bewohnern zu signalisieren, dass es so nicht weitergeht, trommelte Poschenrieder daraufhin die Beteiligten in die Container zusammen. Die Bewohner erhielten eine Standpauke in fünf Sprachen, zumindest die Hälfte, die gerade zu Hause war. "Ein positives Signal" , wie Poschenrieder sagt, mehr aber auch nicht, "die wirklich Auffälligen waren bei dem Treffen nicht dabei". Dann der runde Tisch am Mittwoch, auf dem das Landratsamt die neuen Maßnahmen präsentierte.

Demnach soll der Sicherheitsdienst, der bereits die 40 verschiedenen Unterkünfte im Landkreis betreut, häufiger in der Pöringer Unterkunft nach dem Rechten schauen. "Die Sicherheitsleute werden in unregelmäßigen Abständen unangekündigt vorbeischauen, um Ruhe reinzubringen", erklärt Landratsamtssprecherin Evelyn Schwaiger. Um die Privatsphäre der Bewohner nicht zu verletzen, sollen die Kameras nur im Flur, Küche und Gemeinschaftsraum installiert werden.

Vom Helferkreis und im Rathaus werden die neuen Maßnahmen für mehr Frieden im Ort derweil eher zähneknirschend hingenommen. "Wirklich zufrieden ist natürlich keiner", sagt Poschenrieder. Eigentlich hatte man sich einen Securitydienst gewünscht, der alleine die Pöringer Unterkunft betreut - wie es auch mehr als zwei Jahre lang in der Unterkunft auf Zornedinger Seite gehandhabt wurde. Allerdings scheiterten die Nachfragen des Zornedinger Bürgermeisters am Kreishaushalt, in dessen Asylbudget schlichtweg keine gesonderte Security vorgesehen war, wie die Landratsamtssprecherin sagt.

"In Zorneding waren die Sicherheitsleute auch Ansprechpartner für die jungen Männer", moniert Ingrid Sendrowski vom Helferkreis. Sie hätten den Bewohnern auch mit Übersetzungen und bei anderen Fragen geholfen, "das war ein Riesenvorteil". Auch Poschenrieder zeigt sich enttäuscht: "Nachdem dort die Security länger vor Ort war, haben sich die Bewohner anschließend sehr gut selber organisiert", berichtet sie.

Auch die neuen Videokameras treffen im Helferkreis und im Rathaus auf wenig Begeisterung. Sendrowski und Poschenrieder sehen die Gefahr, dass die Kameras das selbe Schicksal erleiden wie manche der Rauchmelder in der Unterkunft: Die hatten Bewohner abmontiert oder gleich in Wasser getaucht und damit unbrauchbar gemacht.

Im Helferkreis macht sich derweil das Gefühl breit, dass man den Freiwilligen die Arbeit überlassen will. "Wir stoßen an unsere Grenzen", klagt Sendrowski, "es geht auch um den sozialen Frieden im Ort". Das Landratsamt kündigt derweil an, dass die Sozialarbeiter die Unterkunft weiterhin engmaschig betreuen wollen. Seit der Standpauke vergangene Woche sei es in der Unterkunft ruhiger geworden, sagt Sprecherin Schwaiger, und fügt hinzu: "Jetzt müssen wir dem ganzen die Chance geben, dass sich alles konsolidieren kann".

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