Zorneding auf Einkaufstour:Tausend neue Pöringer

Zorneding hat in seinem kleinen Ortsteil landwirtschaftliche Grundstücke gekauft. Auf 30 000 Quadratmetern soll ein neues Wohngebiet entstehen, was die Dorfbevölkerung nahezu verdoppeln würde.

Von Carolin Fries

Pöring gilt als der kleine Bruder von Zorneding. Während Zorneding mit der Erschließung des Daxenbergs in den 1970er Jahren groß wurde, hat sich der Ortsteil auf der anderen Seite der Bahn bis heute seinen dörflichen Charakter bewahrt. Kirche, Wirt und Feuerwehr stehen hier noch rund um den Maibaum herum im Ortskern. Doch nun könnte das kleine Geschwisterchen einen Wachstumsschub bekommen. Die Gemeinde hat zuletzt Grundstücke nördlich der Eglhartinger Straße erworben. "Ein bisschen haben wir für den Kindergarten abgezwackt", sagt Bürgermeister Piet Mayr (CSU). Über den Rest habe man sich noch keine Gedanken gemacht, "langfristig sehe ich hier aber Potenzial für eine Wohnbebauung". Nun handelt es sich nicht um ein paar hundert Quadratmeter, sondern zusammen mit den Flächen im Süden der Eglhartinger Straße, mit denen man sich einst für das vierte Gymnasium im Landkreis beworben hatte - welches dann an Kirchseeon ging - um etwa 30 000 Quadratmeter Baufläche. Dort könnten laut Mayr etwa 1000 Neubürger ein Zuhause finden. Pöring würde sich damit nahezu verdoppeln.

Mayr betont, dass man den Ortsteil maßvoll entwickeln wolle, er spricht von einem Zeitraum von 20 Jahren "oder noch länger". Während die Flächen im Norden im Anschluss an den Kindergarten bereits als Bauland im Flächennutzungsplan verzeichnet sind, heißen sie jenseits der Eglhartinger Straße entlang der Bahn noch landwirtschaftliche Flächen. Eine Änderung des Flächennutzungsplanes wäre also erforderlich, doch das sind Formalien. Viel mehr Kopfzerbrechen bereitet Mayr die verkehrliche Situation. Die Burgstraße ist bereits das Nadelöhr Pörings, welches kaum mehr Verkehr in Richtung A 94 wird ableiten können. Und in Richtung Kirchseeon stauen sich ebenfalls täglich die Autos, um Einlass auf die Bundesstraße zu bekommen. Bleibt noch der "alte Traum", wie FDP-Gemeinderat Peter Pernsteiner sagt, von einer Brücke, wie sie in alten Plänen von der Goethestraße in Pöring über die Bahn hin zur Herzog-Albrecht-Straße eingezeichnet ist. Doch ob sich die Daxenberger das gefallen lassen? Ganz abgesehen von den Kosten, die komplett die Gemeinde tragen müsste. Am elegantesten wäre es da, sich an einer Kirchseeoner Umgehung anschließen zu können. Doch auf eine Trasse hat man sich in der Marktgemeinde noch nicht festlegen können.

Ein weiteres Problem ist der Schallschutz. Etwa eineinhalb Millionen Euro müsste die Gemeinde laut Grünen-Fraktionschef Helmut Obermaier in eine Lärmschutzwand investieren, die dann unumgänglich wäre. Bereits für den Bebauungsplan im deutlich weiter von der Bahnlinie entfernten so genannten Ammer-Gelände, auf dem einst die Papaierfabrik Haslberger firmierte, mussten Schallschutz-Richtlinien berücksichtigt werden. Auch dort werden mittelfristig Wohnhäuser entstehen. "Und auch sonst wird sich Pöring natürlich verdichten", sagt Obermaier. Er lehnt die Ausweisung von Wohngebieten im Pöringer Unterdorf kategorisch ab und stimmte gegen den Erwerb der Grundstücke. "Weil es keinen Plan gibt, wie wir die auftretenden Probleme auch nur ansatzweise lösen können." Nun aber sei das Geld ausgegeben - "und die Gemeinde wird nicht 20 Jahre warten, es sich wiederzuholen", prognostiziert er. Speziell in diesem Fall, wo mit hohen Erschließungs- und Schallschutzkosten zu rechnen sei. Obermaier sieht lediglich im Westen Pörings Entwicklungspotenzial, wo auch das neue Gewerbegebiet entstehen soll. "Und dort bitte nicht wieder Doppelhaushälften, sondern vorrangig Geschosswohnungsbau."

Mit dieser Meinung scheinen die Grünen allerdings allein zu stehen. Zwar schließen auch Ursula Roth von den Freien Wählern und Peter Pernsteiner von der FDP eine rasche Ausweisung von Wohngebieten in Pöring aus, grundsätzlich aber "muss Zorneding sich entwickeln, auch angesichts des Siedlungsdrucks", sagt Roth, die in Pöring wohnt. Vor allem für junge Leute gebe es kaum bezahlbaren Wohnraum. Sie plädiert darum für ein Gesamtkonzept, das die Gemeinde zusammen mit dem Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum entwickeln soll. Dieses könnte sich auch der Verkehrsproblematik widmen. Zustimmung findet sie damit sowohl bei Pernsteiner als auch bei Obermaier, der bereits 2009 eine Sondersitzung zum Flächenmanagement beantragt hatte.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: